Klaus "Jenni" Renft Die populärste Untergrundband der DDR "Klaus Renft Combo"
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29. Juni 2022, 14:22 Uhr
Die "Klaus Renft Combo" galt als die aufmüpfigste Band der DDR. Mit ihren Texten berührten die Musiker Tabuthemen. 1975 wurde die Band wegen "Beleidigung der Arbeiterklasse und Diffamierung der Staatsorgane" von staatlicher Seite "als nicht mehr existent" erklärt. Die Band spielte im Untergrund weiter. 1958 gegründet, spielt "Renft" bis heute. Gründer Klaus "Jenni" Renft starb am 9. Oktober 2006 an Lymphdrüsenkrebs. In Leipzig gibt es seit 2007 eine "Renftstraße".
"Er spielt nicht gut Bass und wurde doch zu einem der größten Rockstars der DDR. Er ist nicht sexy und kann sich vor Weibern kaum retten. Er interessiert sich nicht für Politik und wurde zum Staatsfeind", sagte eine von Klaus Renfts Lebensgefährtinnen 1998 dem "Spiegel".
Und tatsächlich: Es gab bessere Bassisten als den 1942 in Jena geborenen Klaus Jentzsch, dessen Combo Anfang der 1970er-Jahre hunderttausende Platten verkaufte. Er wurde von seinen Fans als "der liebe Gott" verehrt. Und dass sich Renft mehr für Frauen interessierte als für Politik, konstatierte damals auch die Staatsicherheit: "Wechselnde Mädchenbekanntschaften, minimales politisches Interesse."
Kulturbürokraten wollen Renft-Songs verbieten
Renft sagte 1998: "Wir waren keine politische Band, dazu wurden wir von den Bonzen gemacht." Aber Klaus Renft war charismatisch, hatte Ideen und konnte die besten Musiker und Texter für sich gewinnen. Klaus Jentzsch gegründete 1958 die "Renft-Combo" benannt nach dem Mädchennamen seiner Mutter. 1962 erhält die Band ein erstes Auftrittsverbot. Klaus Renft gründet 1964 die Kapelle "The Butlers". Ein Jahr später wird auch diese Band verboten, genau wie andere Beat-Gruppen. Das führte am 31. Oktober zur Beat-Demo in Leipzig. Renft verdingt sich als Notenverkäufer in einem Leipziger Musikgeschäft und geht mit den "Leipziger Sängerknaben" auf Tour.
1967 bekam er eine neue Lizenz und die "Klaus Renft Combo" darf wieder auftreten. Die Combo spielte Songs von Led Zeppelin und Pink Floyd und avancierte zur populärsten Untergrund-Band der DDR.
Von 1970 an produzierte Renft – nach Texten von Kurt Demmler und Gerulf Pannach - eigene und höchst erfolgreiche Songs: "Wer die Rose ehrt", "Nach der Schlacht", "Ketten werden knapper", "Die Rockballade vom kleinen Otto" … 1975 schließlich wollten sich die SED-Kulturbürokraten die Renft-Songs, in denen stets auch Tabuthemen berührt wurden, nicht mehr bieten lassen – die Combo wurde als "nicht mehr existent" eingestuft.
Die Wiederbelebung Renft Combo
Klaus Renft, der von der DDR "die Schnauze voll hatte", durfte ein halbes Jahr später nach West-Berlin ausreisen. Fortan führte der Rocker ein bürgerliches Leben: Er arbeitete als gutbezahlter Tonmeister im Renaissance-Theater, fuhr Mercedes, residierte in einer feudalen Schöneberger Altbauwohnung und machte dreimal im Jahr Urlaub im Süden.
Dennoch fühlte er sich wie "in einem Transitraum". "Der Westen war schlimmer als die DDR", sagte er 1998. "Die war wenigstens noch ein Abenteuerspielplatz."
Als die Mauer fiel, kehrte Renft in den Osten zurück und war überrascht, dass die Renft Combo noch nicht vergessen war. Er trommelte seine Jungs zusammen und schon 1990 ging die wiederbelebte Renft Combo auf erste große Ost-Tournee.
Nachdem Klaus "Jenni" Renft 2006 an Lymphdrüsenkrebs gestorben war, spielten die verbliebenen Bandmitglieder zu viert weiter. Bis heute gibt "Renft", in verschiedener Besetzung, Konzerte in Ostdeutschland.