Mittwoch, 13.09.2023: Hauptfach: Mensch
Bei einem Spaziergang durch die kleine Stadt Mylau im Vogtland wurden meine Augen von einem Plakat angezogen. Dieses sehr große Plakat schmückte ein Schulgebäude. Zu sehen war das Gesicht einer jungen Frau. Über ihr stand groß und selbst aus Entfernung leicht lesbar geschrieben: "Hauptfach: Mensch".
Dieses Motto für eine Schule lässt mich seitdem nicht los. Mit Haupt- und Nebenfächern und ob es das überhaupt noch gibt, kenn ich mich nicht wirklich aus. Keine Ahnung. Aber dass es ein einziges Hauptfach gibt, das ist, glaube ich, ungewöhnlich. Hauptfach: Mensch. Dieses Motto überstrahlt für mich alles.
Diesem einen Fach ordnet sich alles, was in der Schule gelernt wird, zu. Mir gefällt dieses Motto besser als der unsterbliche Satz, der gern auf die Frage, "Wozu müssen wir das lernen?" erwidert wird: "Wir lernen für´s Leben." Denn dieser Satz lässt nicht erkennen, worum es in diesem Leben geht.
Natürlich, es geht um mich und meinen Mitmenschen. Es geht um den Menschen mit seinen vielfältigen Beziehungsgeflechten zwischen Schule, Gesellschaft, Familie, Freunden und Natur. Es geht ums Geboren werden, erwachsen werden, alt werden und sterben. Und es geht - warum nicht auch einmal in der Schule - um die Möglichkeit einer Beziehung des Menschen zu Gott, - oder um die Frage, ob es mehr gibt als der Mensch zu glauben meint. Ganz neutral.
Dem Menschen gilt das erste Interesse. Und wenn die Lehrerinnen und Lehrer ihr Hauptinteresse den Schülerinnen und Schülern widmen, dann ist viel gewonnen. Lehrpläne werden deshalb nicht unwichtig, aber sie haben ihren gebührenden Nebenplatz. Gott wurde mal gefragt, was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst? Die Antwort lag auf der Hand. Weil jeder Mensch unendlich wertvoll ist. Deshalb ist es gut, ihn in die Mitte des Interesses zu stellen. Alles andere wird sich daraus ergeben.