Donnerstag, 14.09.2023: Perspektivwechsel
Wer viel mit Regionalbahnen unterwegs ist, der weiß, nur die wenigsten Bahnhöfe haben noch Personal. Die Suche nach den Fahrkartenautomaten ist dann eine spannende Sache. Und offensichtlich bin ich nicht der einzige, der diese manchmal übersieht. Die Bahn hat sich eine Hilfe mit lustigen Aufschriften überlegt, wie zum Beispiel: "Nein, niemand hat das Bedienfeld gestohlen, sie stehen vor der Rückseite". Ein kurzes Schmunzeln und ich weiß, wo ich meine Fahrkarte kaufen kann. Ohne diese Aufschrift hätte ich mich vermutlich immer wieder umgesehen und dann nach und nach immer mehr geärgert: "Wo ist denn nur dieser... Fahrkartenautomat."
Geholfen hätte mir, mich zu bewegen und meine Position zu ändern. Ein Perspektivwechsel, mal von der ganz anderen Seite da drüben gucken - das wäre gut gewesen. Mich von der Rückseite zur Vorderseite begeben, denn dann sieht die Welt schon etwas anders aus. Meine Augen hätten sofort das Bedienfeld gescannt. Es sind nicht nur die Fahrtkartenautomaten, die einen dazu bringen sollten, die Perspektive zu wechseln. Manchmal ist der erste Blick wie verbaut. Manchmal sehe ich auf einen Konflikt mit einen Mitmenschen nur aus meiner Warte. Manchmal bin ich wie versteinert und befürchte das Schlimmste. Und manchmal übersehe ich meinen Mitmenschen, weil er sein Gesicht von mir abgewandt hat.
Es ist immer gut ein paar Schritte zu gehen, die Position zu wechseln und sich Zeit für einen neuen Blick zu nehmen. Es eröffnet sich ein Weg. Ich verstehe mein Gegenüber. Das Schlimmste entpuppt sich als eine Chance und ein alter Freund erkennt mich wieder. Schön. Gut, dass ich mich bewegt habe und nicht auf der Rückseite des Lebens geblieben bin.