Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 07.-12.10.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Michael Markert, am Sonntag Thomas Przyluski.
Sonnabend, 12.10.2024: Reparieren
Was du nicht aufschrauben kannst, das gehört dir auch nicht. Der Satz gefällt mir. Aber ich frage mich zugleich, wie das eigentlich mit meinem Auto ist. Was du nicht aufschrauben kannst, das gehört dir auch nicht. Der Satz stammt von den Produzenten eines Mobiltelefons, das mit fair gewonnenen Rohstoffen hergestellt und über seinen ganzen Lebenszyklus reparierbar sein sollte. Ich sollte es also aufschrauben und selber Teile auswechseln können.
Ich fände es schön, wenn die Beobachtung stimmt, dass Reparatur von Dingen wieder stärker in Betracht gezogen wird. Es gibt dafür gute Anleitungen und auch Unterstützung. Denn meistens zahlt man drauf dabei und deshalb finde ich, das könnte noch mehr unterstützt werden.
Was du nicht aufschrauben kannst... Ich frage mich auch, wie das eigentlich mit mir selbst ist. Ich weiß, dass ich in einem Leib lebe, der immer wieder regeneriert und umgebaut und erneuert wird. Das gehört zum Leben dazu. Die allermeisten Zellen und Bestandteile meines Körpers erneuern sich in kürzeren oder längeren Rhythmen. Die Vernetzungen und Verschaltungen des Gehirns sind anpassungsfähig und adaptieren sich auch in meinem Alter noch an die Herausforderungen des Kontexts. In manchen Bereichen meines Körpers ist es sogar so, dass Reparatur auch so geschehen kann, dass Funktionen von anderen Körperteilen übernommen werden können.
Das ist ein Wunder in dem Sinne, dass ich staunend beobachte und nicht bis ins Letzte verstehe, was ich doch selber bin. Insofern gehöre ich mir auch im letzten Sinne nicht, sondern gehöre dem Leben, dem Schöpfer, der mich gewollt hat und erhält. Ich spüre darin einen Sinn für einen faszinierenden Kreislauf des Lebens, den ich nie ganz ergründen werde und für den ich dankbar bin. Er enthält eine Weisheit, die auch unserem Umgang mit den natürlichen Ressourcen gut täte. Mein altes Mobiltelefon habe ich zur Ersatzteilgewinnung verschenkt.
Freitag, 11.10.2024: Eiertheorie
Kennen Sie die Eiertheorie? Nein, die hat nichts mit Ernährungstipps zu tun. Die Eiertheorie gehört eher in die Psychologie und zwar in die Verkaufspsychologie. Sie besagt - daher der Name - dass sich zum Beispiel Kuchenbackmischungen besser verkaufen, wenn der Kunde dem Packungsinhalt noch etwas hinzufügen muss, also etwa Eier, Butter und Wasser. Am günstigsten sind etwa 3/7 des Gesamten. Das führt bei den Ausführenden zu dem Gefühl, am Ende den Kuchen doch selbst gebacken zu haben. So lautet die Theorie und jetzt weiß ich auch, warum ich beim Kaufen einer Backmischung immer noch einmal quer durch den Markt gehen muss, um wirklich alles zu haben.
Mir kommt diese Theorie wie ein Gleichnis auf mein Leben vor. Ich lebe es selbst und fühle mich im günstigsten Fall tatsächlich wie der Autor meiner Lebensgeschichte. Aber ein anderer meint vielleicht kritisch: Bilde dir nicht zu viel ein. Du hattest einfach Glück. Das meiste war schon in der Packung für dich.
Der Apostel Paulus geht sogar noch weiter. "Was hast du, das du nicht empfangen hast?" fragt er einmal als es um die Auseinandersetzung zwischen konkurrierenden Vorbildern geht, die um Ansehen ringen.
Ganz so weit muss man vielleicht nicht gehen. Jedem Menschen sind bestimmte Möglichkeiten und Begabungen mitgegeben, aber sie bekommen eine individuelle Gestalt durch die Weise, wie sie genutzt werden.
Ich möchte in meinem Leben dankbar sein für das, was mir im Leben bereitliegt, geschenkt ist. Manchmal sind das Sachen, die ich für selbstverständlich halte. Auch heute morgen will ich dankbar beginnen. Und ich möchte etwas schaffen, Gutes bewirken, auf das ich stolz sein kann. Niemals bin ich nur empfangend oder nur selbst wirksam. Mein Leben ist keine fertige Mischung, aber ich bekäme es auch nicht gebacken, wenn mir nicht geschenkt wäre, was ich sein kann
Donnerstag, 10.10.2024: Schimpfen
"Lass es raus!" hat er sich wohl gesagt. Ich war zugegeben langsam in der dreißiger Zone gefahren und hielt dann auch noch an. Der dynamische E-Biker rief mir Namen über Namen zu, weil er schnell geradeaus fahren wollte. Ich war für eine Minute völlig durcheinander.
"Lass es raus!" Schimpfen kann eigenen Schmerz und Ärger übertönen und abmildern. Darum ist es auch durchaus gesund, seinem Ärger Luft zu machen. Aber Schimpfen auf andere Personen hat dabei mitunter die Absicht, den anderen herabzusetzen oder ihn verächtlich zu machen. Und das wirkt. Für die einen mehr, für die anderen weniger, das liegt wohl an dem sogenannten dicken Fell oder auch daran, wie tief die Narben der inneren Verletzungen durch Schimpf und Verachtung bereits sind. Manche können davon Geschichten erzählen, die weit in die Kindheit zurückreichen.
Jesus hat selber Beschimpfungen ertragen, aber er hat sich in der Bergpredigt einmal sehr radikal gegen das Schimpfen und Namennennen ausgesprochen: wer seinen Bruder beschimpft und sagt: Du Nichtsnutz!, der sollte vor Gericht gestellt werden und wer gar sagt: Du Narr!, dem sollte noch Schlimmeres blühen (Mt 5,21f.). Jesus erzählt von einem Miteinander wie unter Brüdern und Schwestern und ist offenbar empfindsam dafür, wie ätzend und tödlich sich Schimpf und Verachtung in einer Gemeinschaft auswirken.
Wir leben nicht in einer solchen idealen und göttlichen Welt. Aber ich merke, wie sehr mich die oft ungehemmte Beschimpfung derer, die im Weg zu stehen scheinen, durcheinanderbringt. Bis in die Öffentlichkeit und die teils verrohte Sprache im politischen Streit hinein. Und manchmal scheint das nicht im Affekt zu geschehen, sondern absichtsvoll. Aber was soll das für eine Gesellschaft sein? Wer möchte so leben?
Viele große Pädagogen und Theologen waren sich einig, das Schimpfen in der Erziehung sehr schädlich und unsittlich ist. Diese Meinungen allein haben das Schimpfen nicht beseitigt. Sie bleiben eine Aufforderung, den eigenen Kindern und anderen Menschen mit Respekt und Aufmerksamkeit zu begegnen, auch wenn sie mal trödeln.