Montag, 16.10.2023: Menetekel
Das Wort "Menetekel" ist im Sprachgebrauch üblich. Es steht für die Ankündigung einer verschuldeten Pleite oder Niederlage. Oder wie meine Frau in ihrer drastischen Formulierungslust gern definiert: "selbstgewähltes Elend". Wo kommt das Wort her? Und welche Geschichte gibt es dahinter?
Wie so oft, finden wir den Ursprung in der Bibel. Der babylonische Diktator Belzasar ruft seine Kumpane zur Orgie und nutzt gemeinerweise die Kelche aus Jerusalem, die allein dem Gottesdienst vorbehalten waren, zum Besäufnis. Er entweiht sie quasi.
Und dann erscheint aus dem Nichts eine Hand. Eine Hand ohne den zugehörigen Menschen. Diese Hand schreibt an die Wand "Menetekel u parsin". Und dann verschwindet die Hand wieder. Das ist gruselig. Die Schrift bleibt. Belzasar versteht diese Sprache nicht und verlangt einen Dolmetscher. Man sucht und sucht. Schließlich erinnert man sich an Daniel, das ist der aus der Löwengrube.
Und Daniel übersetzt lässig: "Gewogen und zu leicht befunden." Den nächsten Tag erlebt Belzesar nicht mehr. Gott hat gerichtet. Auch "Gewogen und zu leicht befunden" ist in unserem Sprachgebrauch drin. Es ist der Vorwurf, dass man nicht genügt.
Selbst möchte man nicht gewogen und für zu leicht befunden werden. Bitte nicht. Beruflich kann das den Abstieg bedeuten. Im Persönlichen kann das ebenfalls sehr dramatisch sein.
Fehler machen wir alle. Das ist bedauerlich, aber menschlich. Doch wir können wieder von Neuem beginnen. Hätte Belzasar auch machen können. Rechtzeitig um Vergebung und Verzeihung bitten. Oder auf der anderen Seite Verzeihung gewähren. Die Hand reichen. Auf dass man beim nächsten Wiegen erfolgreicher ist.