Verkündigungssendung Das Wort zum Tag vom 16. bis 22.10.2023

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Christoph Pötzsch, am Sonntag Christine Rösch.

Sonntag, 22.10.2023:

Sonnabend, 21.10.2023: Barock, Barock, Barock

Nichts ist für den Tourismus der sächsischen Landeshauptstadt so wichtig wie Barock. Das ist das allfällige Dresdner Fanal. Der barocke Zeitgeist mit August dem Starken, und erst recht die barocken Gebäude wie Hofkirche, Zwinger und Frauenkirche prägen die Stadt und ziehen die Touristen in Massen an. Barock steht für Üppigkeit, Pracht, Sinnlichkeit und - bitteschön - etwas überzogene Repräsentation. Wenn Sie sich an die hochbarocken Kirchen in Böhmen oder Bayern erinnern, dann haben Sie dort das Gefühl des vollkommenen Barock. Man wird von der Pracht der Altäre, des Goldes, der Deckengemälde regelrecht erschlagen. Das muss man schon mögen.

Christoph Pötzsch 2 min
Bildrechte: Christoph Pötzsch
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gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Sa 21.10.2023 08:00Uhr 02:25 min

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Kaum noch bekannt ist, das Barock in seiner üppigen Sinnlichkeit eigentlich eine katholische Erfindung war. Oder um es zu verschärfen: Barock war eine Waffe im Glaubenskampf. Die Reformation im 16. Jahrhundert veränderte den Kirchbau. Sola fide. Nur der Glaube zählt. Die neuen evangelischen Kirchen verzichteten auf die Heiligenfiguren, Weihwasser und die Vielzahl der Altäre. Sie wurden schlicht. Oder, wie Heinrich von Kleist sagte, nüchterne Verstandeskirchen. In dieser Zeit entstand der katholische Orden der Jesuiten. Dieser nahm sich vor, die krisengeschüttelte katholische Kirche wieder neu aufzustellen. Dazu entwarfen die Ordensmänner Kircheninnenräume mit besonderer Pracht, um die Gläubigen durch Sinnlichkeit und Schönheit aus den schlichten protestantischen Kirchen abzuwerben. In Frankreich wird „Barock“ noch heute durch den Begriff "Jesuitenstil" ersetzt. Mehr und mehr nahmen die Herrscher der damaligen Zeit diese Üppigkeit auch für weltliche Repräsentation. So entstand ein rauschhaftes Jahrhundert, in der der Barock es schaffte, die Konfessionsgrenzen zu überschreiten. Diese Pracht sehen wir heute noch in Stein. Oder wir hören sie in der Musik von Bach und Händel.

Barock als Waffe im Glaubenskampf. Heute nicht mehr vorstellbar. Zum Glück. Heute pflegen die beiden Kirchen einen freundlichen Umgang. Aber ein Blick in vergangene Jahrhunderte kann helfen, den guten ökumenischen Geist nicht als selbstverständlich, sondern als großen Wert zu sehen.

Freitag, 20.10.2023: Mein Handy ist dumm

Ploppt doch plötzlich auf dem Display meines Handy eine Frage auf. "Willst Du wissen, was Du heute vor einem Jahr erlebt hast?". Natürlich wollte ich das, wenngleich ich mich über die Unverfrorenheit des Handys, mich einfach zu duzen, ärgern musste. Immerhin leben wir im Zeitalter des permanenten Beleidigtseins. Aber das kläre ich später. Natürlich wollte ich wissen, was ich vor einem Jahr erlebt habe.

Christoph Pötzsch 2 min
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gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 20.10.2023 05:45Uhr 02:23 min

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Seltsame Bilder. Ich in der Küche, die Hunde tobend im Garten. Und ein Bild vom Drogerieregal, weil ich damals mit der Gemahlin abstimmen musste, was gekauft wird. Was man nicht alles fotografiert. Das Handy hat sich alles auf den Tag genau gemerkt. Ich nicht. War mir unwichtig. Am nächsten Tag bot mir das Handy "Schöne Erinnerungen" an. Nett, Bilder vom letzten Urlaub. Aber auch ein Kochrezept, das ich fotografiert und meinem Sohn weitergeschickt hatte. Und ein Bild im Fußballstadion. Da gab es eine deftige Niederlage. Von wegen schöne Erinnerung.

Zweifellos, mein Handy lebt. Aber tröstlich zu wissen: Es ist dumm. Logarithmen arbeiten rein mathematisch und ohne Gefühl.

Ja, die berühmte Künstliche Intelligenz. Schöne neue Welt. Ich hab da mal ein paar Stichworte eingegeben, und die KI lieferte prompt. Eine von mir aus Jux bestellte Geschichte. Exakt, aber seelenlos. Es fehlte etwas. Das, was als die undeutliche Sprache des Herzens bezeichnet wird.

Ich bin mir sicher, die Künstliche Intelligenz wird noch viel bewerkstelligen. Aber eines wird sie nie können, da lege ich mich fest. Sie wird nie Poesie erschaffen. Sie wird nachahmen können. Kreieren nicht. Sie wird nie alles können.

Es ist so, wie mit uns. Der Mensch ist physiologisch erklärbar, heute schon sehr detailliert. Aber damit ist der Mensch nicht vollständig erklärt. Es bleibt immer ein geheimnisvoller Rest: Seele, Gefühle, Liebe, Freude. Das kann man nicht definieren oder klonen. Das ist das besondere Extra, das Gott den Menschen mitgegeben hat. Die Wissenschaft wird viel können. Aber nicht alles. Ein geheimnisvoller Rset bleibt. Und das ist gut so.