Montag, 12.05.2023: Ich lebe
"Sehr geehrte Damen und Herren, ich lebe!" Mit diesen Worten begann Herbert in diesem Jahr einen Brief an seine Bank. Seine Frau war kurz vorher gestorben und die Bank hatte einen makaberen Fehler gemacht: Auf die Todesanzeige hin wollten sie das gemeinsame Konto gleich ganz löschen und schickten seinen Kindern ein Kondolenzschreiben zur Nachlassregelung. Herbert wollte das Missverständnis aufklären, wollte nachweisen, dass nur ein Ehepartner gestorben war. Doch über all der Trauerarbeit der letzten Wochen war auch der Personalausweis abgelaufen und so schnell hatte Herbert keinen Nachweis seiner Identität zur Hand. Deshalb dieser Brief: "Sehr geehrte Damen und Herren, ich lebe!"
Leben ist eben wirklich mehr als das, was Bankcomputer und Personalausweisbehörde von uns wissen. Viel mehr. Leben ist, was ein Mensch kann und was er fühlt, was sie erlebt hat und die spezielle Art wie nur dieser eine einzige Mensch lächelt oder mit wieviel Milch sie ihren Kaffee trinkt. Alle Menschen sind einzigartig und haben großes Potenzial. Jesus hat für sich in Anspruch genommen, selber das Leben zu sein. Ich glaube, dass dieser Anspruch berechtigt ist.
Das tue ich, weil ich in der Bibel lese, wie Jesus das Potenzial in den Menschen gehoben hat: Er begegnete Ausgegrenzten mit offenen Armen, Depressiven mit ganz viel Freude, Traurigen mit Verständnis. Auf all diesen Wegen kam neues Leben in die Menschen. Bei Herbert, der mit seinem Brief an die Bank ein Lebenszeichen ganz eigener Art versendet hat, ist das auch so. Er muss ohne seine Frau weitermachen und das fällt ihm nicht leicht. Und doch lebt er weiter. Sein Leben jetzt besteht darin, traurig und getröstet zu sein. Ich bin mir ziemlich sicher, das hat damit zu tun, dass Herbert mit Jesus und seiner Kraft in Sachen "Leben Heben" Erfahrungen gemacht hat. Diese Erfahrungen kann dann auch ein Bankcomputer nicht löschen.