Freitag, 16.06.2023: Am Fluss

Ich wohne am Fluss, an der Zwickauer Mulde. Fast jeden Tag radle ich dran entlang, mit meiner Tochter auf dem Weg zur Grundschule und dann alleine wieder zurück. Ich sehe den Fluss bei jeder Jahreszeit, als schwarze dahinfließende zähe Masse im Sommer mit reichem Grün an der Böschung, als braun-matschiger schneller Strom im Herbst, mit Schnee oder Baumstoppeln im Winter.

Kathrin Posdzich 2 min
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gesprochen von Pastorin Kathrin Posdzich

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 16.06.2023 05:45Uhr 02:07 min

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In der Sonne glitzernd oder als Spiegelbild eines bewegten Himmels, wenn die Wolken schnell ziehen. Oft bleibe ich kurz stehen, bevor ich meinen Alltag starte und schau mir den Fluss an: So ist dein Leben, denke ich. Es fließt voran, unaufhaltsam. Ein Psalm der Bibel beschreibt das so "Du lässt die Menschen dahinfahren wie einen Strom…".

Das hat was tröstliches, wenn das Leben gerade schwierig ist. Dann sagt mir der Fluss: alles geht vorbei. Manchmal macht mich das aber auch wehmütig: So schnell fließen die Dinge, auch die schönen und ich kann sie nicht halten: die Zeit mit meinen Kindern, meine eigene Kraft und Ideen, meine Lebenszeit, so manche Freundschaft und Begegnung. Alles fließt. Oft sehe ich auch Schwäne.

Neulich sind sie mir besonders aufgefallen. Sie stämmten sich nämlich mit aller Kraft gegen die Fließrichtung. Sie schwammen flussaufwärts und dann Richtung Ufer und wollten irgendwas erreichen, vielleicht Futter oder andere Tiere. Dabei sahen sie aber gar nicht angestrengt aus. Sie waren durchaus elegant. Als wären sie dafür gemacht. Ihr Ziel haben sie dann auch erreicht. Sie kamen ans Ufer.

Ich stand noch eine Weile da und sah, wie sie später wieder ins Wasser stiegen und gemütlich flussabwärts mittrieben, ebenfalls sehr elegant. Beides gehört offenbar zum Leben: Mal schwimmt man gegen den Strom, mal lässt man sich treiben. Hauptsache, man bleibt, wer man eben ist, kämpft nicht gegen seine Bestimmung. Und für mich ist wichtig, dabei Gott zu vertrauen. Er lässt mein Leben dahinfahren wie einen Strom, und damit auch frei.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Kathrin Posdzich

Kathrin Posdzich

geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. beheimatet | 2002 geboren 1983 in Zwickau, aufgewachsen in Wildenfels | verheiratet, zwei Kinder | ev.-luth. verwurzelt, ev.-meth. Beheimatet | 2002 Abitur am Peter-Breuer-Gymnasium Zwickau | 2002-2009 Theologiestudium in Leipzig | 2009-2016 Gemeindearbeit in Süd-Ost-Thüringen | 2015-2019 Zusammenarbeit mit dem Senderbeauftragten der evangelischen Freikirchen beim MDR | seit 2018 Pastorin der ev.-meth. Kirche in Werdau und Umland | seit 2015 Sprecherin Wort zum Tag und Wort zum Sonntag bei MDR SACHSEN

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.