Donnerstag, 15.06.2023: Baderegeln
Ich gehe gern schwimmen. In der Schwimmhalle macht´s am meisten Spaß, wenn man ordentlich durchziehen kann. Wenn keiner in der Bahn in die Quere kommt, wenn ich immer schön auf Linie und in meinem Tempo drauf los schwimmen kann. Es kommt aber selten vor, dass ich die Bahn ganz für mich alleine hab. Oft muss ich Rücksicht nehmen. Meistens mach ich das auch. Dann guck ich rum, suche mir eine leerere Bahn oder passe mich halt an den Rhythmus der anderen an. Das geht dann schon, wir kommen klar.
Manchmal hab ich darauf aber keine Lust. Dann ändere ich weder die Richtung noch das Tempo. Meistens weichen die Menschen dann aus und ich kann mein Ding machen. So geht’s also auch, denke ich mir dann. Ellenbogen raus und durch. Aber so richtig glücklich bin ich damit meistens nicht. Meine Mitschwimmer gucken mich verärgert an, manche auch erschrocken. Aber manchmal muss das sein, hin und wieder brauche ich das, um jetzt den Schwung nicht zu verlieren, um nicht aus dem Tritt zu kommen.
Dann kann ich mich einfach nicht ausbremsen lassen und der Ärger der anderen wird schon nicht so dramatisch sein. Trotzdem bleibt die Frage: Ausweichen oder Durchziehen? Beides hat seine Berechtigung. Wie kriege ich es hin, dass es für alle gut passt? Ich glaube, die Frage ist falsch. Ich selber kann das gar nicht hinkriegen. Das geht eigentlich nur, wenn alle gegenseitig aufeinander achten.
Und was dabei dann besser oder schlechter ist, hat jeder selbst in der Hand: Vielleicht ist es ja gerade die Rücksicht des Langsameren, dass er mich jetzt mal durchziehen lässt. Und ein anderes Mal bin ich gemütlicher unterwegs und es stört mich nicht, jemandem auszuweichen, der es eiliger hat. Das Ganze funktioniert nach dem biblischen Motto: "Behandelt andere Menschen genauso, wie ihr selbst behandelt werden wollt." Im Schwimmbad, und im Leben auch.