Dienstag, 20.08.2024: Schattenparker
Ich gebe zu: Manchmal macht es mir Spaß meiner Teenager-Tochter ein genervtes Augenrollen zu entlocken. Zum Beispiel mit einem Witz. Was ist ein Keks unterm Baum? Ein schattiges Plätzchen. Es hat geklappt. Mit einem Augenrollen ertönt das gewünschte: "Oar Papa!"
Bei anderen Gelegenheiten ernte ich das auch. Zu Unrecht, wie ich natürlich finde. Wir sind mit dem Auto auf dem Nachhauseweg. Es ist heiß. Die Einkäufe sind im Kofferraum verstaut. "Wir müssen nochmal schnell in den Drogeriemarkt hier vorne", kündige ich an. Die Augen meiner Teenage-Tochter beginnen zu strahlen. Sie denkt an die Kosmetik-Abteilung. Ich denke: Das kann länger dauern.
Ich fahre auf den Parkplatz und suche… na klar, ein schattiges Plätzchen. "Oar Papa, du bist so ein Schattenparker!" Ja, ich bin ein Schattenparker und ich stehe dazu. Ich parke mich oder mein Auto gern im Schatten. Auch wenn man mich deswegen vielleicht ein Weichei nennt, für mich hat es etwas mit Stärke zu tun. Nämlich bekennen zu können: Ich bin schwach. Ich brauche Schutz.
Mir das einzugestehen, fällt mir manchmal sehr schwer. Ich will groß und stark sein und kein Schwächling. Mein Schattenparker-Dasein erinnert mich aber immer wieder: Es ist kein Problem schwach zu sein. Denn ich habe einen starken Schutz. Gott. Ihm ist nichts unmöglich. Und er hilft mir. Ich vertraue ihm.
Er enttäuscht mich nicht. Ich komme zwar auch mit Gott in Schwierigkeiten, aber ich bin ihnen niemals schutzlos ausgeliefert. Also ja: Auch in diesem Sinne gebe ich gern zu: Ich bin ein Schattenparker. In Gottes Schatten. Im Rückspiegel sehe ich meine Tochter, die ihre Beute aus der Kosmetikabteilung begutachtet. Sie sagt nichts, aber ich weiß, sie ist froh, dass wir im Schatten geparkt haben.