Mittwoch, 17.04.2024: Friedensrealistin

Netiv AhAsara ist ein israelisches Dorf an der Westgrenze des Gaza-Streifens. Gegründet 1983. Geprägt von Landwirtschaft. Umgeben von Mauern und Sperranlagen. Die am 7. Oktober trotzdem von Terroristen überwunden werden. Mit Gleitschirmen landen sie in dem kleinen Dorf, in dem 64 Familien wohnen.

Mira Körlin 3 min
Bildrechte: MDR/Ralf U. Heinrich
3 min

gesprochen von Mira Körlin

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 17.04.2024 05:45Uhr 02:40 min

Audio herunterladen [MP3 | 2,4 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 5 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/wort/audio-2611182.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Sie töten etwa 20 Personen. Roni Kedar überlebt. Sie hat Netiv AhAsara vor mehr als 40 Jahren mitbegründet. Sie ist als Achtzigjährige eine fitte alte Dame. Ihre Kinder und Enkel halten sie für verrückt. Oder zumindest für naiv. Denn seit Jahrzehnten bemüht sich Roni um Kontakte zu den Palästinensern in Gaza.

Sie fährt die Krebspatienten von dort in israelische Krankenhäuser. Sie besorgt Ausreisegenehmigungen für palästinensische Bekannte. Nach der gewaltsamen Übernahme des Gazastreifens durch die Hamas im Jahr 2007 und seine anschließende Absperrung durch Ägypten und Israel hat sie mit "The other voice" eine Telefonhotline auf die Beine gestellt.

Diese trägt dazu bei, dass die Menschen auf beiden Seiten des Sicherheitszaunes weiter in Verbindung bleiben können. Jedes Mal, wenn Israel den Gazastreifen mit Raketen beschießt, schreibt Roni ihren Bekannten Nachrichten: "Are you ok?" Auch heute tut sie das.

"Viele sagen, ich sei eine Träumerin. Aber das bin ich nicht", erzählt sie einer Journalistin. "Wer denkt, dieser Konflikt von zwei Gruppen um das gleiche Land lasse sich mit Gewalt lösen, der träumt. (…) Ich mit meinem Glauben an Frieden, ich bin die Realistin."

Vielleicht ist es Ronis Alter und Reife zu verdanken, dass sie in all den Jahren und nach den Ereignissen im Herbst noch immer hoffen kann. Dass sie weiß: Es geht weiter. Es MUSS weiter gehen.

Für sie und all jene, die auf der anderen Seite der Mauern und Sperranlagen den Menschen sehen; für Entscheider und Entscheiderinnen in Regierungen und beim Militär; für uns, die wir selbst zu mehr Eintracht in unserem Land beitragen können, bitte, rufe und bete ich mit Worten aus der Bibel: Richte unser aller Füße auf den Weg des Friedens! Amen.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzvita Mira Körlin

Mira Körlin

Geboren am 01.10.1976 in Dresden | 1995 Abitur | 1995-1996 freiwilliges Soziales Jahr in Zwickau | 1996-2002 Studium der Germanistik, Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Ev. Theologie an der TU Dresden | 2002-2003 Pressereferentin in der Sächsischen Staatskanzlei | seit 2003 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die beiden Dresdner Kirchenbezirke | verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.