Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 01. - 07.04.2024
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Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag sprechen in dieser Woche Holger Treutmann, Tobias Petzoldt und Stephan Ringeis.
Sonnabend, 06.04.2024: Osterliebe
Der Höhepunkt des sogenannten Kirchenjahres - also des Jahres- und Festkreises der Christen - ist die Osterzeit und wir sind gerade mitten drin. Nach dem Erleben furchtbaren Grauens, von Verrat und Verleugnung, Verspottung und Vollstreckung steht die Auferstehung. Vorher aber geht mutterseelenallein und gottverlassen kein Kelch vorüber. Vorher wird der Eine todessträflich verurteilt, seinen Geist aushauchen und ihn in Gottes Hände befehlen. Da ist nichts romantisch, keine Flügel, Meere, Morgenröte. Da bebt die Erde, da zerreißt der Vorhang, da ist es finster, ewig und drei Tage lang. Bis eine Frühaufsteherin im Glanz eines neuen Tages ihren Augen und Ohren nicht traut. Beflügelt kehrt sie um, geführt und geleitet. Sie hat es erlebt, er lebt, liebt, und sie auch.
Das ist das Paradoxe an der Osterzeit: Nach dem Tod folgt das Leben, im Kreuz zeigt sich Liebe.
So versteht sich auch die Losung, die über diesem Jahr steht: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Nach Jesu Entwurf heißt das für mich: Gott darf ich lieben. Mich selbst kann ich lieben. Den Nächsten soll ich lieben. Und meine Feinde auch. In dieser Liebe zu Gott, zu den Nächsten, zu uns selbst will ich in diesem Jahr unterwegs sein. Und die Hoffnung auf gute Lösung soll mich in allen Herausforderungen unserer Tage leiten.
Denn natürlich kann ich immer neu misstrauen allen, allem und dem, was kommt.
Ich kann schwarzsehen, schwarzmalen und den Teufel an die Wand.
Ich kann bleiben im Vergangenen, Versäumten und beim Unrecht, das geschah,
wenn's sein muss auch ein Leben lang.
Ich kann aber auch genauso gut (oder noch besser)
Vertrauen versuchen, Hoffnung haben, Liebe leben
Denn wenn sich Hass in mir regt und mein Feindbild pflegt,
Wenn mich alles stört, was sich nicht gehört,
wenn ich mich frage, wie ich all das ertrage -
bitt’ ich um Liebe, dass diese mich triebe,
ich trotz anderem Sinn nicht außer mir bin.
Freitag, 05.04.2023: Osterspaziergang
Es ist kein Zufall, dass Ostern, das Fest der Auferstehung, im Frühjahr stattfindet, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht. Vielerorts wird das Feiern dieses neuen Lebens von traditionellen Bräuchen begleitet. Viele der Osterbräuche im Sendegebiet gehen dabei sowohl auf heidnische als auch christliche Traditionen zurück. Zu den wichtigsten zählen das Bemalen und Verstecken von Eiern, das Entzünden des Osterfeuers sowie das Holen des Osterwassers.
Ein besonderer Brauch ist dabei die sorbische Tradition des Osterreitens in der Oberlausitz, die jedes Jahr viele Besucher weit über Ostsachsen hinaus anzieht. Dabei handelt es sich um einen feierlichen Umzug nach Art einer katholischen Prozession, bei der mit dem Singen alter Kirchenlieder die Auferstehung Jesu verkündet wird. Auch das filigrane Bemalen von Eiern nach alter Art ist eine besondere sorbische Tradition, die noch heute mit großer Leidenschaft fortgeführt wird.
Während manche Osterrituale ortsbezogen sind, lädt die Osterzeit in allen Regionen zum Hinausgehen ein. Nicht zuletzt in Goethes berühmtem Gedicht wird der Osterspaziergang als befreiende Möglichkeit zum Luftholen dargestellt. Manche Christen verbinden die Wanderung oder den Spaziergang mit geistlichen Elementen und gehen im Bewusstsein des Pilgerns. Schließlich sind am Ostertag gemäß den Überlieferungen des Evangelisten Lukas auch zwei Freunde Jesu in den Ort Emmaus gewandert. Auf dem Weg wurden sie begleitet, und in diesem Begleiter haben sie den auferstandenen Jesus selbst erkannt. Auch meine Dresdner Gemeinde lädt darum mehrmals im Jahr zum gemeinsamen Pilgern ein. Zuletzt waren wir miteinander im Schweigen und im Austausch in der erwachenden Natur unterwegs, haben in Kirchen und Kapellen am Weg Andacht gehalten und uns dabei der Begleitung Gottes versichert. Denn über Berge und durch Täler, mit Sonne und durch Regen geht Gott mit - darum geht's.