Montag, 27.02.2023: Vom Fasten
Gestern war der erste Sonntag in der Fastenzeit. Das sind 40 Tage, in denen sich Christen auf das Osterfest vorbereiten. Manche tun das mit klassischen Vorsätzen, andere mit ungewöhnlichen Vorhaben.
Da gibt es diejenigen, die auf Schokolade und Alkohol verzichten. Andere kochen vegan, vermeiden Plastikmüll oder lassen ihr Auto stehen. Wieder andere üben sich im PLUS-Fasten. Das bedeutet, dass sie jeden Tag etwas zusätzlich tun. Sie lesen zum Beispiel einen Psalm, meditieren, machen Komplimente, schreiben Briefe.
Fasten ist so vielfältig wie die Menschen, die es tun. Alle Weltreligionen kennen diese Idee, eine Zeitlang auf etwas zu verzichten, auf Essen, aber auch auf Dinge und Gewohnheiten. Fasten kann egoistisch sein, meint der Prophet Jesaja. "Denkt ihr, mir einen Gefallen zu tun, wenn ihr euch selbst quält und nichts esst und trinkt?" Mit dieser Frage provoziert Jesaja seine Zeitgenossen - im Namen Gottes. Und er liefert die Antwort gleich mit. Nein, sagt Jesaja, ein Fasten, das Gott gefällt, sieht anders aus. Löst die Fesseln der Menschen, die ihr zu Unrecht gefangen haltet. Gebt den Hungrigen zu essen. Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten der Mitmenschen.
Fasten ist eine Gelegenheit, uns zu prüfen, Abhängigkeiten aufzudecken. Ich frage mich, wer oder was mich beherrscht. Fasten ist Vorbereitung und Reinigung. Fasten macht sensibel dafür, dass Nahrungsmittel in Wahrheit Lebens-Mittel sind. Beim verzichten kann ich spüren, wie wertvoll die sind.
Aus der Freiheit, die das Fasten mir eröffnet, soll auch Freiheit für andere wachsen. Das, so sagt Jesaja, ist ein Fasten, an dem Gott Gefallen hat.