Donnerstag, 29.02.2024: Was uns zusteht - eine besondere Beerdigung
Kennen Sie "Harold & Maude"? Eine Filmkomödie mit reichlich schwarzem Humor. Harold ist ein junger Mann mit einer schweren Macke: Er fährt in einem Leichenwagen durch die Gegend und besucht jede Beerdigung, die er erwischen kann. Maude ist eine unkonventionelle und gewitzte alte Dame, die ebenfalls gerne auf Beerdigungen geht - aus Freude darüber, dass sie noch immer sehr lebendig ist. Der amerikanische Kultfilm mit wunderbaren Liedern von Cat Stevens zeigt humorvoll und warmherzig ganz unterschiedliche Facetten von Liebe und Leben, Abschied und Tod.
Und tatsächlich gibt es wirklich schöne und tröstende Beerdigungen - auch, wenn man mehr als ein Zaungast ist. Das hat vor allem etwas mit der Einstellung zum Leben zu tun. Als negatives Beispiel habe ich den Abschied von einem Mann in Erinnerung, der mit Ende 50 "plötzlich und unerwartet" gestorben ist. In den Trauerreden war vor allem die Rede davon, wie viel Leben dem armen Mann vorenthalten wurde, weil er statt 80 eben nur 58 Jahre alt geworden ist. Der Urlaub in Ägypten war doch schon gebucht!
Das genaue Gegenteil davon konnte ich kürzlich mit vermutlich 1.000 Menschen in der Görlitzer Kathedrale erleben. Ein fröhlich frommer, herzensguter und überaus engagierter Mensch war überraschend gestorben. Über zwei Stunden dauerte das Requiem - und es war eine wirkliche Feier. Hier war der Blick aller auf ein gelebtes Leben, ein erfülltes Leben gerichtet; voller Dankbarkeit, obwohl rein statistisch auch hier noch zehn Jahre drin gewesen wären. Aber darum ging es nicht. Der Mensch und sein Wirken in der Welt, ja: das Leben an sich wurden hier als Geschenk gewürdigt. Die Kirchenlieder voller Dankbarkeit, Freude und, natürlich: Gottvertrauen. Bei diesem Abschied stand die Fülle des Lebens im Mittelpunkt - und das ziemlich tröstliche Gefühl, dass die Angehörigen, Freunde und Bekannten des Verstorbenen eine ordentliche Portion dieses guten Geistes mitnehmen auf ihren weiteren Lebensweg.
Ich glaube, dass nicht der Himmelsglaube nach Lehrbuch entscheidend ist. Trost beginnt mit Demut und Dankbarkeit. Das ist zunächst mal nur eine Frage der Haltung, nicht der Religion. Im erwähnten Film verliebt sich der 18-jährige Harold in die 79 Jahre alte Maude. Es ist klar, dass das gemeinsame Glück auf Erden nicht von langer Dauer sein kann. Aber die Liebe zum Leben kann der Tod nicht bremsen.
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