Montag, 26.08.2024: Klassenfahrt
Heute ist Klassenfahrt. So steht es dick und fett in meinem Kalender. Aber nicht für mich, sondern für mein Kind. Die erste Klassenfahrt. Wir haben viel Vertrauen in ihn und die begleitenden Lehrerinnen. Dennoch bleibt der Kopf im Checklisten-Modus. Haben wir alles vorbereitet und eingepackt? Wird er alles finden? Was mir hilft beim Loslassen und Vertrauen: einen Segen mitgeben. Beim Verabschieden morgens vor dem Losgehen wird gesegnet. Im Lateinischen heißt das benedicere und bedeutet so viel wie "Gutes sagen". Wie jeden Morgen beim Verlassen der Wohnung mache ich ein kleines Kreuzzeichen auf die Stirn meines Kindes. Dazu spreche ich meist ganz kurz ein Gebet. Ermutigt und bestärkt, kann es so in den Grundschultag gehen. Und heute auf die erste Klassenfahrt.
Für mich hat der Segen am Morgen noch eine andere Dimension. Natürlich steht im Fokus die Zusage: Du bist nicht allein, Gott geht mit. In der Geschichte von Abraham im ersten Buch der Bibel finde ich aber noch einen andere Perspektive. Gott spricht zu Abraham: "Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein." (Gen 12,2). Dieser Segensspruch Gottes ist neben der Zusage auch eine Aufgabe. Segnen ist eben nicht eine einseitige oder egoistische Handlung. Segen wird weiter getragen und vermehrt sich durch mich. Ich behalte nicht das Gute für mich allein. Gutes kann ich mit Anderen teilen und weiter schenken. Das kann ein Lachen, meine Talente, vielleicht auch ein Gebet für jemand anderes sein.
Vielleicht ist es Zeit gemeinsam zu verbringen oder ein Telefonat, das schon längst überfällig ist. Ich kann auf andere zugehen, weil ich gesegnet und bestärkt bin. Mich erinnert das auch an den Spruch: "Einer muss den ersten Schritt machen". Gerade nach einem Zwist oder einer Enttäuschung fällt mir so etwas nicht leicht. Es wird jedoch nur schwerer, je länger man auf den Anderen wartet. Mit dem Segenswort ändert sich das für mich. Ich bin gesegnet, ich darf auch für andere zum Segen werden und einen ersten Schritt wagen. Vielleicht hat das etwas mit Mut zu tun. Für mich ist es das Vertrauen, dass es gut wird. Weil Gott mitgeht.
Die größte Überraschung ist es, als mein Sohn sich nach dem Gebet kurz auf die Zehenspitzen stellt und sagt: "Mama, du bekommst auch noch einen Segen" und mir ein Kreuzzeichen auf die Stirn zeichnet. Jetzt gehe auch ich gesegnet in den Tag. Und fühle mich ein bisschen leichter ums Herz beim Abschied...