Dienstag, 27.08.2024: Wegweiser durchs Leben

Urlaub "zu Hause" hatte für mich in den Sommerferien eine doppelte Bedeutung. Ich bin in der Oberlausitz groß geworden und konnte ein paar freie Tage hier verbringen. Eigentlich ein Heimspiel, dachte ich. Obwohl ich als Kind sicher viele Male auf den Bergen unterwegs war und viele Wege bis heute in- und auswendig kennen sollte, war ich an manchen Kreuzungen ziemlich ratlos.

Elisabeth Schwope 3 min
Bildrechte: Elisabeth Schwope
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gesprochen von Elisabeth Schwope

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Di 27.08.2024 05:45Uhr 02:42 min

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In den letzten Jahren hat sich der Wald derartig verändert, dass ich dankbar für jeden Wegweiser war. Die Devise für unsere Kinder galt gleichermaßen für mich: "Immer dem roten Punkt" folgen. Meine Kinder bewegten sich so fast sicherer auf den Wegen als ich. Das hatte ich eigentlich nicht erwartet.

Beim Wandern über die alten Wege kam mir dabei ein Vergleich in den Kopf: Wegweiser brauche ich im Leben. Auch wenn sich manche Situationen jedes Jahr wiederholen oder berufliche Erfahrungen immer mehr Routine geben, so stehe ich doch immer wieder vor neuen Entscheidungen.

Lebenswege ändern sich, Perspektiven wachsen, Gesellschaft und Zeiten prägen sich neu. Da bin ich auch für mich im Alltag froh, Wegweiser für mein Handeln zu haben. Für mich sind das die zehn Gebote, die in der Bibel im Buch Exodus zu finden sind. Sie bilden die ethische Grundlage und verbinden das Judentum und Christentum.

In zehn einfachen Aufforderungen werden Haltungen des einzelnen Menschen zu seinen Mitmenschen und zu Gott formuliert. In den deutschen Übersetzungen liest man klare Verbote. “Du sollst nicht stehlen, nicht lügen, nicht töten”, sind möglicherweise die bekanntesten Gebote.

Pädagogisch sträuben sich mir bei den Formulierungen die Haare. Wie viel bewusster und wichtiger erscheint es, die Haltungen positiv zu beschreiben? Du achtest das Eigentum anderer, du bist ehrlich und du achtest das Leben. Welches große Potential liegt in diesen Regeln! Du bist ehrlich. Das stellt mich täglich auf die Probe. Kein Schönreden, keine Gespräche hinter dem Rücken. Das ist kein Freibrief für verletzende Worte. Hass und üble Nachrede gehören auch nicht dazu.

Ehrliche Worte haben für mich etwas mit Vertrauen und Offenheit, vielleicht sogar mit Treue zueinander zu tun. Wenn Dinge offen angesprochen werden, bleibt Raum für die Anderen und menschliche Beziehungen können wachsen. Es ist gut, dass auch im Alltag immer wieder neue Entscheidungen und meine Haltungen gefordert sind.

Kein Weg, keine Situation bleibt gleich und ich bin dankbar für manche einfache und klare Richtungsweiser. Sie lassen mich schnell und sicher gute Wege finden. Für mich sind die zehn Gebote kein Verbotskatalog. Sie helfen mir täglich, mein Verhalten neu auszurichten. Sie zeigen mir an, auf welchen Weg ich weiter gehen soll, um für ein gelingendes Miteinander Verantwortung zu übernehmen. Nicht für mich allein. Sondern für lebendige Beziehungen.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Elisabeth Schwope
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Kurzbiografie Elisabeth Schwope

Elisabeth Schwope

geboren 02.08.1990 in Löbau /Sachsen | 2010-13 Studium der Religionspädagogik in Freiburg/Breisgau | 2013-14 Berufspraktisches Jahr in Zwickau | seit 2014 Schulseelsorgerin am Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrum in Leipzig | 2014-16 Gemeindeassistentin in Leipzig-Grünau | seit 2016 Gemeindereferentin in Leipzig Nord | seit Herbst 2017 in Elternzeit | wohnhaft in Dresden, verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.