Donnerstag, 25.04.2024: Gemeinschaft
Gibt es Schlüsselfragen im Leben?
Ich bin überzeugt: Ja. Der Abnabelungsprozess eines pubertierenden Jugendlichen ist immer ein schmerzlicher Prozess für ihn selbst, aber auch für seine Umgebung. Spätestens jetzt wird deutlich, dass da ein in sich stehendes eigenständiges Ich ist und doch ein Wesen, dass ganz bezogen bleibt auf Formen der Gemeinschaft, sei es die Familie, seien es Freundschaften, die Liebe zu einem anderen Menschen, Ehe oder das Eingebundensein in verschiedenartige Weisen des Zusammenlebens.
Der andere gehört zu mir, ist gar ein Teil von mir, verlangt meine Positionierung ihm gegenüber. Jesus spricht einmal das starke Wort aus: "Was ihr einem der geringsten meiner Brüder und Schwestern getan oder nicht getan habt, das habt ihr mir getan oder eben nicht getan." (Vgl. Mt 25,40.45)
Vielleicht ist Gemeinschaft und Zusammenleben nur möglich, wenn es zum einen in der rechten Struktur und Ordnung geschieht, zum andern aber immer getragen und gespeist wird von der Hingabe, dem "Input", den jeder und jede an "Herzblut" in jedwede Form von Gemeinschaft einspeist.
Gemeinschaft ist ein polares Spannungsgefüge, dass aus der Kraft der Liebe lebt. Gemeinschaft und zwar jede ihrer Formen braucht brauchbare, gültige Normen und funktionierende Abläufe. Doch das reicht nicht: In allem und in jedem und jeder, die zur Gemeinschaft gehören, muss auch die Bereitschaft da sein, sich für dieses Miteinander einzusetzen, es zu fördern, zu erhalten, manchmal auch durch ein persönliches Opfer mitzutragen und durchzutragen.
Als Schmarotzer wäre ich ein Zerstörer des Miteinanders, als passiver Trittbrettfahrer bremse ich Gemeinschaft aus und als ständiger Nörgler und mutwilliger Hinterfrager aller Grundsätze mache ich ihre Struktur porös und brüchig. Der Mensch ist ein "animal sociale", ein auf Gemeinschaft angelegtes Lebewesen. Wir brauchen eine in sich schlüssige Struktur, aber vor allem Hingabe und Bereitschaft zum Aufbau des Miteinanders in gegenseitiger Achtung und Wertschätzung.