Mittwoch, 03.05.2023: Ein Wunderwerk kommt zurück
Man soll mit Superlativen vorsichtig sein. Aber hier ist es ausnahmsweise zulässig. In absehbarer Zeit wird der Große Schlosshof in Dresden fertiggestellt sein. Diese vierflüglige Anlage ist mit einem atemberaubenden Bildwerk versehen. An drei Seiten sind die Wände mit vielen grau-weißen Sgraffiti bedeckt. Die Nordwand ist dagegen farbig gestaltet. Die Originale wurden im 16. Jahrhundert geschaffen. Der 2. Weltkrieg hatte dann alles zerstört. Und nun erhält unser Land eine grandiose Sehenswürdigkeit zurück. Es wird nach seiner Fertigstellung eines der weltweit größten Renaissancebildwerke sein.
Wer sich auf die Bilder im Schlosshof einlässt, erlebt Abenteuer pur. Es sind keine anonymen Darstellungen, sondern handfeste und spannende Erzählungen aus Mythologie, römischer Historie und vor allem aus der Bibel. Mal sind es einzelne Bilder, mal Bildgeschichten in einer Serie. Davids Kampf mit Goliath und seine Flucht vor dem mordgierigen Saul. Die schräge Geschichte von Bileams Esel. Oder Mose, wie er Wasser aus dem Felsen fließen lässt. Und Josua, wie er die Sonne anhält. Liebes- und Heldengeschichten, dazu handfeste Krimis. Beim Betrachten der Bilder steckt man in einem einzigen Abenteuerroman.
Leider sind diese Bilder nur schwer verständlich. Das liegt weniger an den Bildern, sondern an uns, obwohl uns keine Schuld trifft. Gerade die Älteren unter uns, die die DDR-Schule besucht haben, werden zu den Bildern kaum Zugang finden. Biblische Geschichte durfte damals offiziell nicht gelehrt werden. Aber nicht nur für Christen, für die dieses Wissen Lebensinhalt ist, ist dieser Teil der Geschichte wichtig. Unsere Altvorderen haben ständig biblische Geschichte in große Kunstwerke in Musik und Malerei gegossen. Die Kunst erschließt sich durch deren Kenntnis.
Mein Vorschlag: Kommen Sie einfach mal in den Dresdner Schlosshof. An Hand der Bilder kann man viel erfahren. Und auch wenn man von biblischer Geschichte nicht viel weiß: Es gibt durch die neuen Medien gute Möglichkeiten, sich vorzubereiten. Man versteht dann mehr. Und der Kunstgenuss ist somit viel größer.