Donnerstag, 02.02.2023: Weihnachtsabschied
Oben auf dem Schrank liegt eine Pappschachtel, nur wenige Zentimeter hoch. Von unten ist sie über das Jahr nicht zu sehen. Man muss auf einen Stuhl oder die Leiter steigen. Ich jedoch weiß um sie und kenne ihren Inhalt. Am 1. Advent nehme ich sie herunter. Dabei neige ich den Kopf etwas zur Seite, damit mir der Schmutz nicht ins Gesicht fällt, der sich angesammelt hat. Vorsichtig klappe ich ihren Deckel auf. Darin ein Schwibbogen mit allem, was dazu gehört. Maria und Josef, die Krippe, darüber der Stern. Die Hirten und Könige werden im Vordergrund eingesteckt. Wenn ich ihn aufgestellt habe, leuchtet ein sanftes Licht vom Fenster ins Zimmer und auf die Straße.
Heute nun stehe ich wieder vor der Pappschachtel. Jetzt ist sie noch sauber, weil sie nur knapp vier Wochen vor Weihnachten und 40 Tage danach auf dem Schrank gelegen hat. Ich habe mir gemerkt, wie ich das zerbrechliche Stück hineinlegen muss. Erst das oberste Lämpchen herausdrehen, dann den Holzkorpus hineinschieben und zuletzt das Kabel. So kann ich den Schwibbogen auch am Ende dieses Jahres wieder unversehrt ins Fenster stellen.
Es kommt Ihnen womöglich unzeitgemäß vor, was ich Ihnen eben erzählt habe. Aber heute ist ein guter Tag für einen Blick zurück. Zur Vorfreude auf die Lichter im Advent. Zu den Klängen und Gerüchen der Weihnacht, die volle Kirche am Heiligabend, die herzerwärmende Geschichte, die dort gelesen wird. Denn am 2. Februar ist Mariä Lichtmess. Der Weihnachtsfestkreis endet. Heute hat Maria Jesus zum ersten Mal in den Jerusalemer Tempel getragen. Auch wer Weihnachten schon gut verstaut hatte, kann sie innerlich begleiten, mit ihrem Neugeborenen im Arm. Sich noch einmal einlassen auf die Idee, dass die Liebe in dem Kind von Bethlehem in unserer Welt ein göttliches Licht entzündet hat. Es führt nach Hause alle die weinen, wachen und wandern auf dieser Erde.
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