Freitag, 03.02.2023: Gefügt
Zufrieden stecke ich ein paar Blätter Papier zwischen die Backen des Tackers und drücke fest zu. Klack. Die gehören zusammen. Jetzt können sie nicht mehr durcheinander fliegen. Ich bin fast fertig. Von dem wilden Stapel Papier, der sich über das Jahr in einer meiner Ablage gesammelt hat, liegt nur noch ein Blatt. Ich nehme es heraus und sehe es mir an. Es ist die Quittung für ein Buch, gekauft im Januar 2022.
Meine Gedanken gehen zurück. Da war die Welt noch in Ordnung!? Nein, war sie nicht. Dennoch bleibt das Gefühl, vieles wäre überschaubarer gewesen. Selbst wenn ich mir in Ruhe ins Gedächtnis rufe, worüber damals gestritten wurde und wie sehr mich das selbst mitgenommen hat. Dieses Gefühl bleibt. Was soll’s. Ich nehme die letzte Quittung und lege sie auf einen der entstandenen kleinen Stapel. Dann schnappe ich mir wieder den Tacker und es macht klack. Jetzt liegen alle Rechnungen und Bescheinigungen wo sie hingehören. Die Steuerunterlagen sind fertig.
Aber eine Irritation bleibt. Warum traue ich dem Gefühl, was mir im letzten Jahr passiert ist, gehört schon so zusammen? Obwohl ich den Verdacht habe, dass sich diese Einschätzung aus der genaueren Betrachtung der Einzelereignisse nicht ergeben würde?
Ich denke an das trockene Klacken des Bürotackers und mir kommt das schöne alte Wort „Fügung“ in den Sinn. Das ist aus der Mode gekommen. Lieber spricht man vom Zufall und verbietet sich damit, einen Sinn zu suchen. Das ist mir zu einfach. „Zufall ist vielleicht das Pseudonym Gottes, wenn er nicht selbst unterschreiben will“.
Diesen Satz hat mit einem Augenzwinkern der französische Schriftsteller Théophil Gautier gesagt. Ich würde ihm gern trauen. Und faktisch tue ich es Tag für Tag, weil es mir zum Leben hilft. Klack macht der Tacker. Zusammengebunden. Blatt für Blatt entsteht eine Ordnung. Ganz zuletzt werde ich dann einen Überblick haben.
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