Montag, 04.12.2023: Adventszeit
Die Adventszeit kommt scheinbar jedes Jahr überraschender und das Jahresende auch. Wie man hört, sei es dieses Jahr wegen der kurzen Adventszeit besonders stressig. Denn im Advent ist ja immer so viel zu tun: Wohnung schmücken, Geschenke besorgen, besinnlich sein. Daneben wird sich mit dieser und jener Freundesgruppe zum öffentlichen Glühweintrinken verabredet, dann eilt man von einer so genannten Weihnachtsfeier zur nächsten, in der Firma müssen irgendwelche Dinge für den Jahresabschluss erledigt sein, das Festessen will geplant werden und zum Zahnarzt muss man auch noch für's Krankenkassenbonusheft.
Und alle sind voller Erwartung: Die Kinder erwarten einen Nikolaus und einen Weihnachtsmann, die Eltern die gegenseitige Hilfe beim Putzen, Anputzen und Vogelbraten, zart muss er sein und knusprig außen. Adrett soll's im Haus sein, die Servietten gebügelt, der Umgang gut und lustig, mit Frieden im Herzen und guten Gedanken. Wir wollen uns alle freuen und lieb sein und Lieder singen, die wir mit Klavier und Flöte begleiten.
Darum sind viele Leute in dieser Zeit besonders angespannt, sagen so Sachen wie diese hier - und wollen im Grunde doch jene besondere Phase im Jahr gar nicht anders haben. Denn irgendwie ist es ja schön, so wie es ist, und vor allem besonders: Besonders sozial, besonders gesellig, besonders emotional. Vertraute Gerüche aus dem verrußten Räuchermännchen, spezielle Geschmackserlebnisse aus der Pulsnitzerpfefferkuchenschatulle und besondere akustische Reize machen in uns hoch die Tür für wohlige Erinnerungen und verklärte Gedanken an frühere Lebenszeiten.
Vielleicht ist es das, was in uns ganz unbewusst eine wirkliche Be-Sinnung hervorruft. Denn dafür soll diese Zeit ja eigentlich da sein – Besinnung auf Sinn. Mehr Geschichten als Geschenke, geschenkte Zeit statt Zeug, da sein im Dasein in der Erwartung, dass alsbald Weihnachten werden wird. Bis dahin aber ist noch viel zu tun. Wie gesagt.