Dienstag, 02.04.2024: Ostergarten
Von meinem Fenster aus schaue ich auf eine Gartenanlage. Dort wird es nach einer eher schläfrigen Winterzeit nun wieder munter. Die Pächter strömen auf ihre Schollen, es wird gewerkelt an Lauben und Zäunen und auch die Natur zeigt sich neu und kündet vom Frühling. Knospen und Blüten erblühen, die Osterglocken gehören dazu - und dann läuteten vorgestern auch die Glocken von den Türmen zum Osterfest.
Es ist kein Zufall, dass Ostern in einer Jahreszeit liegt, in der alles Leben neu erwacht. Nach dem Gedenken des grausamen Leidens und Sterbens von Jesus feiern Christen im Frühjahr die Auferstehung und damit den Sieg über den Tod. Das, wovon die Bibel in großen theologischen Zusammenhängen berichtet, geschieht in kleiner Form im heimischen Garten.
Umgekehrt aber findet sich das Bild vom Garten auch in der Heiligen Schrift. Denn schon die Leidensgeschichte Jesu beginnt im Garten Gethsemane vor den Toren Jerusalems. Dort, wo es vor unserem Auge heute frühlingsfrisch und frühblühend zugeht mit Krokus, Narzissen und ausgeblasenen Eiern am Apfelbaum, hält Jesus damals zwischen Baum und Busch sein letztes Mahl mit seinen Freunden. Sie dösen ein bisschen, träumen vor sich hin und trinken vielleicht ein Glas vom süßen Wein, denn sie schlafen immer wieder ein.
Darunter aber ist einer der sich wünscht, dass der Kelch an ihm vorüber gehen möge. Er ist einsam und zu Tode betrübt, weil er hier, zwischen blühenden Pflanzen weiß, was ihm selbst bald blühen wird. Vielleicht steht in diesem Garten sogar ein frisch geschlagener Baumstumpf, dessen Holz schon weiter verarbeitet wurde zu einem Kreuz. An diesem Kreuz wird dann die Todesstrafe vollzogen.
Als Jesu Leichnam vom Kreuz abgenommen wird, ist erneut die Rede von einem Garten. Darin ist eine Höhle und da hinein bettet man Jesus zur letzten Ruhe. Als aber die Trauernden ewig und drei Tage später in diesem Garten ankommen, geschieht Sonderbares: Der schwere Stein vor der Grabeshöhle ist weggerollt, die Gruft ist leer und der Eine erscheint denen, die an ihn glauben. Zwei Frauen meinen sogar, er sei der Gärtner.