Donnerstag, 04.04.2024: Menschliche Heilige
Die überlieferten Geschichten von Passion und Ostern sind voll von allzu menschlichen Verhaltensmustern. Schon zu Beginn der Leidenszeit bittet Jesus seine Freunde, mit ihm wachsam zu sein. Verzweifelt ruft er ihnen zu: "Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?" Später lesen wir, dass die Jünger ängstlich waren und sich versteckten. Einer hat ihn sogar an seine Feinde verraten, für einen Judaslohn.
Und dann ist da noch die Geschichte der Verleugnung. Petrus, der eben noch mit kraftvollen Worten ewige Treue geschworen hatte, bekräftigt im Angesicht lebensgefährlicher Bedrohung dreimal, dass er mit Jesus nichts zu tun habe. Im normalen Leben kräht kein Hahn mehr nach einem solchen Mitarbeiter, doch bei Gott gelten andere Gesetze: Mit genau diesem Petrus - übersetzt "der Fels" - will Jesus sein Reich bauen. Er soll Jesu Mission auf Erden fortführen.
Ein fehlerfreundlicher Gott baut also von Anfang an auf fehlerhafte Menschen. Auch bei einem anderen Wegbegleiter Jesu war das so: Thomas. Auch seinen Zweifel lässt Jesus zu. "Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!", lesen wir bei Johannes 20, Vers 29. Thomas zweifelt die Mitteilungen der anderen an, dass Jesus auferstanden sei und sagt das laut. Schließlich hat er tatsächlich die Möglichkeit, seine Finger in die Wunde- und seine Zweifel abzulegen.
Zu zweifeln ist also nicht allein heute lebenden Menschen vorbehalten. Auch seine engsten Mitstreiter konnten die Auferstehung des gestorbenen Jesus nicht glauben. Das ist sehr tröstlich: Wenn selbst die so ihre Zweifel hatten - warum darf es bei uns heute dann nicht manchmal genauso sein? Jesus reagiert auf Zweifel mit Verständnis. Denn nicht das Gesehene macht einen Glaubenden aus, sondern Vertrauen. Glauben heißt Vertrauen - auch in das Geheimnis ewigen Lebens.