Montag, 04.09.2023: Bist du getrost?

Der längst verstorbene alte Vater einer Freundin sagte vor vielen Jahren einmal zu mir: "Hauptsache, du bist getrost, mein Kind!". Unverständlich war das damals. Diese Redewendung kannte ich nicht. Von meinem Vater kannte ich eher den Satz: "Du bist wohl nicht ganz bei Trost!", wenn ich einen verrückten Vorschlag machte. Er meinte damit, dass ich wohl nicht richtig ticken würde. Das war natürlich KEIN Trost.

Christine Rösch, theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen 3 min
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gesprochen von Pastorin Christine Rösch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mo 04.09.2023 05:45Uhr 02:39 min

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Aber der andere Satz von der Kaffeetafel bei meiner Freundin damals ging mir viel später erneut nach. GETROST SEIN. Das ist etwas Anderes als kindlich getröstet werden oder sich getröstet fühlen. Es müsste schon mehr als die Erinnerung an väterliches Auf-die-Schulter-klopfen oder die mütterliche Umarmung sein. Es gab ja auch manchmal den Versuch, mich über etwas hinweg trösten zu wollen.

Auch die Bibel kennt das: Trösten kann danebengehen. Wie bei Hiob und seinen Freunden, obwohl sie sich anfangs sehr einfühlsam verhalten. Sieben Tage und Nächte schweigen sie mit ihm, trotz der zahlreichen Hiobsbotschaften, die ihn getroffen haben. Aber dann meinen sie doch, dass der trauernde Hiob vielleicht selbst schuld ist an seinem Leid - zumindest punktuell.

Wenn ich heute gefragt würde, ob ich denn nun getrost bin, ich würde keine schnelle Antwort wissen. Der DUDEN erklärt die Bedeutung so: sich vertrauensvoll in etwas schickend. Die Fähigkeit haben, sich in eine Situation ergeben zu können und dabei zuversichtlich sein. Beinahe bedenkenlos ruhig bleiben.

Aber wem gelingt das schon? Sich von guten Mächten wirklich so geborgen fühlen, dass der Puls zu rasen aufhört, obwohl es brisant ist, was mir grade passiert. Man kann diesen Zustand nicht so einfach herstellen. Manchmal hoffe ich, dass "getrost-sein" wachsen kann. Und ich bitte den Heiligen Geist, uns damit zu beschenken. "Guter Heiliger Geist, gib uns die Kraft, zuversichtlich zu bleiben, egal was geschieht."

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christine Rösch

Christine Rösch

Geboren am 28.09.1958 in Gotha | 1977 Abitur | Studium an der Bauhaus-Universität Weimar mit Abschluss als Dipl. Ing. für Gebiets- und Stadtplanung 1983 | danach tätig in der Altstadtsanierung und im Kirchenbau der Stadt Gotha | ab 1992 theologische Ausbildung | 1. und 2. Examen und Ordination | zunächst Pfarrstelle in Seebergen (Kreis Gotha) | ab 2002 Pastorin für allgemeinkirchliche Aufgaben der Landeskirche in der 1. Pfarrstelle des Diakonischen Werkes Thüringen | ab 2014 theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen | wohnhaft in Radebeul

Kurzvita Christine Meyer-Seifert

Christine Meyer-Seifert

Geboren am 14.04.1979 in Leipzig | Physiotherapeutin und Pastorin | 1997 Abitur | 1997-2000 Ausbildung zur Physiotherapeutin | 2005-2013 Studium der Evangelischen Theologie in Jena und Marburg | 2017-2020 Pastorin auf Probe in Zwickau | 2020 Ordination | seit 2020 Pastorin in der Evangelisch-methodistischen Kirche in Chemnitz

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.