Donnerstag, 07.09.2023: Und was hast du gelernt? (2. Tim.3,14)
"Das habe ich aber so gelernt!", sagt die frisch verheiratete junge Frau zu ihrem Mann. Alles soll klappen - es ist ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest. Kaninchen wird es geben. Bevor sie das Kaninchen in den Schmortopf legt, schneidet sie die beiden Hinterläufe ab und legt sie in einen separaten Topf. "Warum machst du das?", fragt er interessiert. "Das muss so sein. Meine Mutter macht das auch immer so." Daraufhin fragt der junge Mann seine Schwiegermutter, warum sie das tut. "Ich weiß nicht", antwortet sie, "aber meine Mutter macht das auch so." Also fragt er bei nächster Gelegenheit die Großmutter seiner Frau: "Warum legst du die Hinterbeine beim Kaninchen in einen extra Topf?" - "Ganz einfach", antwortet sie, "mein Schmortopf ist so klein, dass der ganze Braten nicht hineinpasst."
Im Bibeltext für den heutigen Tag steht: "Bleibe bei dem, was du gelernt hast!"? Sie schmunzeln jetzt anhand des Beispiels, ich weiß. Paulus schreibt diese Worte an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus. "Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir vertraut ist." Aber was ist gemeint?
Zwischen Veränderung und Stabilität bewegt sich unser Leben doch ziemlich turbulent hin und her. Und auch unser persönliches Reifen ist von diesem Wechselspiel betroffen. Christen dürfen nicht zu den Verweigerern neuer Gedanken gehören - schon allein, weil Jesus seinen Zuhörern zu Lebzeiten ständig umstürzende Gedanken und Forderungen zugemutet hat. Aber sie müssen sich auch nicht von jeder Meinung und jedem neuen Wissensstand hetzen lassen. Weil es nämlich auch Veränderungsforderungen gibt, die am Ende unseres Lebens keinerlei Relevanz haben werden. Und auch unsere Kirchen machen gelegentlich solche Forderungen auf. Manchmal möchte ich dann an diesen Satz erinnern: Bleibt doch mal bei dem, was ihr gelernt habt, und was sich seit 2.000 Jahren Praxis bewährt hat, was dem bedingungslosen Frieden und der Gemeinschaft dient - egal wie unmodern es klingt.
Wenn allerdings eine Tradition keinen Sinn mehr macht, dann dürfen wir den Braten ruhig wittern. Und mit anderen Töpfen weiterkochen.
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- Seite 1: Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN vom 04.09.-10.09.2023
- Seite 2: Freitag, 08.09.2023: Lebendige Tote (Jes. 26,19)
- Seite 3: Donnerstag, 07.09.2023: Und was hast du gelernt? (2. Tim.3,14)
- Seite 4: Mittwoch, 06.09.2023: Friede und Wahrheit wünschenswert (Sacharja 8,16)
- Seite 5: Dienstag, 05.09.2023: Nebel (zu Jesaja 44,22)
- Seite 6: Montag, 04.09.2023: Bist du getrost?