
Katholische Kirche | Hintergrund Von Avignon bis Bamberg: Wo Päpste außerhalb des Petersdoms bestattet wurden
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25. April 2025, 14:00 Uhr
Es war sein innigster Wunsch: Papst Franziskus wird am Samstag nicht wie die meisten seiner Vorgänger im Petersdom beigesetzt, sondern in der römischen Papstbasilika Santa Maria Maggiore. Doch nicht nur er hat seine letzte Ruhestätte außerhalb des Petersdoms.
Weit mehr als 100mal hat Papst Franziskus die wichtigste der mehr als 40 Marienkirchen Roms – die Papstbasilika Santa Maria Maggiore – besucht. Unter anderem am Morgen nach seiner Wahl, zuletzt eine Woche vor seinem Tod.
Eigentlich würde man erwarten, dass der Nachfolger des Petrus auch im Petersdom beigesetzt wird, nahe dem Petrusgrab. Tatsächlich haben die Wirren von 2.000 Jahren Kirchengeschichte, aber auch immer wieder der Wunsch einzelner Päpste dafür gesorgt, dass es Papstgräber auch außerhalb des Petersdoms und sogar außerhalb Roms gibt.
Mit einem Anker um den Hals
Viele Papstgräber, vor allem aus dem 1. Jahrtausend, sind heute nicht mehr erhalten. Andere sind zwar erhalten, aber leer: Sie wurden Opfer von Bränden, Tumulten, Revolutionen. Man findet einige in Frankreich - zum Beispiel in Avignon, wo die Päpste im 14. Jahrhundert residierten - in Cluny, in Spanien sowie - eher symbolisch - auf der Halbinsel Krim. Dort steht ein Denkmal im Wasser, wo der verbannte römische Bischof und Papst Clemens I. (ca. 88-97/101) unter Kaiser Trajan mit Kette und Anker um den Hals ins Meer gestoßen worden sein soll.
Deutschland kann mit immerhin zwei Papstgräbern aufwarten: Das eine ist seit 1.000 Jahren verschwunden und befand sich im Vorgängerbau der Hamburger Marienkirche. Zur Erinnerung an den dort bestatteten Benedikt V. sind nur noch ein paar Fragmente erhalten.
Benedikt V., ein gebildeter Römer, war 964 für einige wenige Wochen Papst, wurde dann aber abgesetzt und als Gefangener des Kaisers Otto I. nach Hamburg verschleppt. Der Ex-Papst starb 965/66 und seine sterblichen Überreste wurde wenige Jahre später nach Rom gebracht und dort bestattet.
Ein Bischof, zwei Namen
Der Bamberger Bischof Suidger wurde 1046, in der Epoche der "deutschen Reformpäpste“ zum Papst gewählt. Als Clemens II. krönte er Heinrich III. im Petersdom zum Kaiser, behielt aber zugleich sein Bischofsamt in Bamberg.
So war er Papst Clemens II. und Bischof von Rom aber auch Suidger Bischof von Bamberg. Schon 1047 starb er - wahrscheinlich durch Gift - und wurden im Bamberger Dom beigesetzt. Heute gilt sein Grab als das einzige erhaltene Papstgrab nördlich der Alpen.
Der bislang letzte Papst, der nicht in Rom bestattet wurde, war Felix V., der letzte der Gegenpäpste, gestorben 1451 in Ripaille in Savoyen. Sein Grab in der dortigen Abtei Hautecombe wurde in der Reformation verwüstet, seine Überreste wurden ganz nahe dem Turiner Grabtuch im dortigen Dom beigesetzt.
Nun also Franziskus in Santa Maria Maggiore; der marienfromme Argentinier liebte diese aus der Spätantike stammende Kirche, betete vor dem hier verehrten, vermutlich ebenfalls noch spätantiken Marienbildnis "Salus Populi Romani" (Beschützerin des Römischen Volkes). In der Marienkirche wurden schon vor Franziskus mehrere Päpste bestattet.
Aus der Geschichte von Santa Maria Maggiore
Santa Maria Maggiore ist eine von vier päpstlichen Basiliken außerhalb des Vatikan und innerhalb Roms. Päpstliche Basiliken sind Kirchen mit einem Sonderstatus: Sie unterstehen direkt der Rechtsprechung des Vatikan. In päpstlichen Basiliken befindet sich ein Papstaltar, an dem nur das katholische Oberhaupt selbst oder ein Vertreter die Messe halten dürfen.
In Santa Maria Maggiore sind bislang nicht nur sieben Päpste begraben - sondern auch Gian Lorenzo Bernini, Großmeister des Barock, der dem Petersplatz im 17. Jahrhundert seine heutige Gestalt verlieh.
Santa Maria Maggiore ist in ihrem Inneren im Wesentlichen noch so gegliedert und gestaltet wie im fünften Jahrhundert, als Papst Sixtus III. sie bauen ließ. Das Mittelschiff ist gesäumt von Säulen im ionischen Stil. Wer die Basilika betritt, dem stechen vor allem die prachtvollen Mosaike an den Wänden ins Auge.
Die Basilika beherbergt einige der wichtigsten Reliquien der katholischen Kirche: unter anderem eine Ikone der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, die der Heilige Lukas gemalt haben soll.
In Santa Maria Maggiore werden zudem Holzfragmente aufbewahrt, die von der Krippe stammen sollen, in dem das Jesuskind lag. Auf der Website der Basilika wird auf jüngste Untersuchungen verwiesen, denen zufolge das Holz tatsächlich aus der Zeit der Geburt Jesu stammt.
Die Vorgeschichte der Basilika reicht in die ersten Jahrhunderte des Christentums und die Spätzeit des Römischen Reichs zurück. Der Überlieferung zufolge erschien die Gottesmutter dem römischen Patrizier Johannes und seiner Frau und versprach ihnen, dass ihr Wunsch nach einem Sohn in Erfüllung gehe.
Die Jungfrau Maria soll dem Patrizier ein Wunder an einem Ort in Rom versprochen haben. In einer Sommernacht, am 5. August, soll es daraufhin auf dem höchsten Punkt des Esquilin, einem der sieben Hügel der Ewigen Stadt, geschneit haben - woraufhin der Patrizier zu Ehren Marias den Bau einer ersten Kirche an dieser Stelle finanzierte. Bis heute begehen Katholiken aufgrund dieser Legende am 5. August den Weihetag der Maria zum Schnee.
Quelle: AFP, MDR
Alexander Brüggemann (KNA)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 23. April 2025 | 09:00 Uhr