Kirche in der Magdeburger Börde Ein Ort der Hoffnung - Christliche Jugendarbeit in Haldensleben
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12. Juli 2024, 11:30 Uhr
Pro Jahr treten etwa zehntausend Menschen aus der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland aus. Darunter sind viele junge Menschen. Denn wenn sie nach der Schulzeit ein Studium oder eine Ausbildung beginnen, geht der Kontakt zur Gemeinde häufig verloren. Es geht aber auch anders, wie die Jugendkirche in Haldensleben in der Magdeburger Börde zeigt.
Freitagabend in der Jugendkirche Haldensleben, ein Holzbau mit viel grüner Freifläche ringsherum. Die kleine Kirche ist voll, rund vierzig junge Menschen sitzen im Kreis, Kerzen brennen, vor dem Altar stehen Mikrofon und Verstärker.
Es ist Zeit für die sogenannte Denkpause. 20 Minuten geht es um das, was die Anwesenden bewegt. Für viele, die hier an den Stadtrand gekommen sind, ein echter Höhepunkt der Woche: zum Krafttanken, zum Nachdenken, zum Diskutieren über die Weltlage oder um einfach mit offenen Armen aufgenommen zu werden.
Corona, Klimakrise, Krieg - das sind Themen die auch bei den Schülern und Auszubildenden eine große Rolle spielen. Von einer unbeschwerten Jugend könne man da eigentlich nicht reden, meint die 18-jährige Jolina.
Wenn meine Eltern über ihre Kindheit und über ihre Jugend reden, dann sprechen sie meist darüber, wie sorgenfrei das alles war. Und ich merke, dass es für uns nicht ganz so sorgenfrei ist.
Dass es den Kindern mal bessergehen möge, dieses Versprechen der Elterngeneration klingt mit Blick auf die gegenwärtigen Krisen nicht mehr allzu überzeugend. Die politischen Debatten greifen auch auf die Freundeskreise der Jugendlichen über. Céline ist 18 Jahre alt und erlebt eine starke Polarisierung im eigenen Umfeld:
"Themen wie Klimawandel, Kriege oder andere politische Themen sind sehr präsent in meinem Freundeskreis. Es hat tatsächlich auch negative Auswirkungen, weil ich durch meine politische Meinung oder Äußerungen viele Freunde verloren habe. Sogar Familienmitglieder wenden sich von mir ab", bedauert die 18-Jährige.
Da prallen Meinungen unversöhnlich aufeinander - Spiegel einer Gesellschaft, die verunsichert ist. Gewissheiten lösen sich auf, auch mit Blick auf zukünftige Entwicklungen.
"Ich habe wirklich Angst, dass sich der Klimawandel stark entfaltet, dass es immer mehr Kriege und vielleicht auch mehr Unstimmigkeiten zwischen den Menschen gibt. Dass wir Andere nicht mehr respektieren und einfach keinen Frieden haben auf dieser Welt“, befürchtet Céline.
Jugendkirche: Ankerpunkt in unsicherer Welt
Laut aktuellen Umfragen blicken Jugendliche deutlich pessimistischer in die Zukunft als frühere Generationen. Die Jugendkirche in Haldensleben ist aber kein Ort der Weltflucht – ganz im Gegenteil. Hier wird sich die Welt nicht schön gebetet. Es geht stattdessen um Gesprächskultur und Akzeptanz.
Auch für Jolina ist die Jugendkirche ein wichtiger Ort. Die 18-Jährige ist in einer Ausbildung und fühlt sich mit ihren Ansichten ebenfalls häufig ausgegrenzt. Eigentlich - so räumt sie ein - müsste man sich auch außerhalb der Gemeinde engagieren, in der Politik zum Beispiel. Doch sie fürchte die politische Auseinandersetzung, denn "dazu braucht man auch sehr viel Mut, den ich zurzeit nicht habe", bekennt Jolina.
Die Junge Gemeinde als ein Ort zum Krafttanken, für Gespräche und auch als ein Ort für Hoffnung. Eigentlich ist die Jugendkirche in Haldensleben schon viel zu klein. Inzwischen wird über eine Erweiterung des zeltartigen Holzbaus nachgedacht. Das dürfte in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands eher eine Ausnahme sein.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Religion und Gesellschaft | 14. Juli 2024 | 09:00 Uhr