Christliche Kirche Im Namen Gottes: Jung, divers und trotzig
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12. Juli 2024, 10:05 Uhr
Mara Klein und Anna-Nicole Heinrich haben einiges gemeinsam. Sie sind jung, in den sozialen Medien aktiv, gläubig und sie wollen etwas bewegen. Deswegen setzen sich beide für die christliche Kirche ein. Besonders ist, wie sie sich ihren jeweils einzigartigen Weg innerhalb der katholischen und evangelischen Kirche bahnen.
Im klassischen Geschlechterverständnis der katholischen Kirche findet Mara Klein keinen Platz. Er*sie identifiziert sich weder als Mann noch als Frau.
Einzige diverse Person im Synodalen Weg
Trotzdem geht Mara Klein den Synodalen Weg. In dem Gremium ist er*sie die einzige diverse Person: "Es ist ein konstantes sich-nicht-richtig-fühlen. Gerade in einer Stuktur wie der katholischen Kirche, die ohnenhin sexistisch und frauenfeindlich aufgebaut ist."
Kraft schöpft Mara Klein aus ihrem Glauben. Er*sie kommt aus einem katholischen Elternhaus im Osterzgebirge. Der Glaube gibt Mara Klein Zugehörigkeit und ein Heimatgefühl: "Mein Glaube spielt eine große Rolle darin zu wissen, dass ich genauso richtig bin, wie ich bin und damit weitergehen kann."
"Reformen nicht verhindern"
Sich als Jungmitglied am Synodalen Weg zu beteiligen, ist für Mara Klein der einzige Weg, in der katholischen Kirche zu bleiben. Das Ziel: Die Kirche als sicherer Ort für alle Menschen. "Würde ich mich nicht für Reformen einsetzen, könnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, eine Struktur zu unterstützen, die Menschen Gewalt zufügt."
Dabei hadert Mara Klein vor allem mit der Aufarbeitung des Missbrauchskandals und fordert, Erneuerungsprozesse nicht mit Grundsatzfragen zu blockieren: "Es macht mich wütend zu sehen, dass immer noch diskutiert wird, was gewollt ist oder nicht. Ob beispielsweise die katholische Kirche zu evangelisch wird ist eine Frage, die Reformen nicht verhindern darf."
Anna-Nicole Heinrich: Bislang jüngste EKD-Präses
Anna-Nicole Heinrich ist ebenfalls 25 Jahre alt. Mit Mara Klein teilt sie den Willen, ihre Kirche zu verändern und die besondere Rolle darin. Sie ist die bislang jüngste Präses in der Geschichte der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD). Ihre Position empfindet sie als Chance: "Es ist entlastend, anders als alle zu sein, die das Amt vor mir ausgefüllt haben."
Angetreten ist sie mit dem Anspruch, Aufbruch zu verkörpern: "Ich werde als Impulsgeberin wahrgenommen. Es geht auch darum, Akteure und Akteurinnen zu finden, die nicht zur Kirche gehören."
Ihr Ziel ist, Diskussionen anzuregen und Menschen zusammen zu bringen. Dafür reist sie viel, auch, weil sie mit ihrem Ehemann in einer Wohngemeinschaft in Regensburg lebt, ihr EKD-Büro aber in Hannover liegt.
Erneuerung kommt von der Basis
Anna-Nicole Heinrich ist keinen klassischen Weg in der Kirche gegangen. Sie findet erst als Jugendliche im Religionsunterricht zu ihrem Glauben und lässt sich taufen: "Mein Glaube wächst in mir, manchmal zweifelt er an sich selber. Aber es ist etwas, das mich durch viele Lebenssituationen getragen hat."
Ähnlich wie Mara Klein ist Anna-Nicole Heinrich davon überzeugt, dass Reformen notwendig sind. Und, dass Erneuerung von der Basis der Kirchen kommen muss.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Nah dran | 28. Oktober 2021 | 22:40 Uhr