ein Spielzeugauto mit Fahrer stehen auf Geldscheinen
2023 müssen 5,5 Millionen Autobesitzer in Deutschland mit höheren Versicherungsbeiträgen durch die neuen Regionalklassen rechnen. Bildrechte: imago/imagebroker

Sparen bei der Kfz-Versicherung 2023 wird es für Millionen Autobesitzer teurer – Preise für Policen steigen um bis zu 29 Prozent

25. November 2022, 05:00 Uhr

Die Kfz-Versicherung zu wechseln, lohnt sich in diesem Jahr besonders. Die Branche rechnet mit Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. Wie viel man sparen kann, hängt auch von den neuen Regional- und Typenklassen ab. Wechselwillige müssen bis zum Stichtag 30. November kündigen. Ein späterer Wechsel ist bei Sonderkündigungsrecht möglich.

Für Millionen Autobesitzer wird es teurer

2023 müssen Millionen Autofahrer in Deutschland mit höheren Beiträgen zur Kfz-Versicherung rechnen. Wie sich der Beitrag verändert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben individuellen Kriterien wie dem Alter des Fahrers oder der Laufleistung des Wagens, beeinflussen auch die neuen Regional- und die Typenklassen die Beitragshöhe. Diese Klassen hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für 2023 neu bewertet und berechnet.

Wer nicht immer wieder vergleicht und sich die günstigsten Angebote herausfiltert, verzichtet schnell auf einige hundert Euro.

Madlen Müller, Referentin für Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Sachsen

Frau in braunem Sakko vor grauer Wand
Madlen Müller ist Referentin für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Bildrechte: Verbraucherzentrale Sachsen/Jessica Grossmann

Allein durch die neuen Regionalklassen kann es für mehr als fünf Millionen Autobesitzer teurer werden, so die Einschätzung des ADAC. Mehr als acht Millionen Fahrzeughalter kommen voraussichtlich bei der Kfz-Haftpflicht in eine teurere Typklasse. Deshalb sollte jeder zum Jahresende seine Autoversicherung auf Einsparpotentiale prüfen. "Wer nicht immer wieder vergleicht und sich die günstigsten Angebote herausfiltert, verzichtet schnell auf einige hundert Euro", mahnt Madlen Müller von der Verbraucherzentrale Sachsen. "Wir werden derzeit von Anfragen nach Versicherungsangeboten nahezu überschwemmt", sagt Dr. Jörg Rheinländer, der bei der HUK Coburg im Vorstand sitzt, einer der größten Kfz-Versicherungen Deutschlands.

Warum wird die Kfz-Versicherung teurer?

Ein Wechsel ist in diesem Jahr für besonders viele Verbraucher lukrativ, denn die Inflation treibt die Versicherungspreise nach oben. Stefan Lutter, Sprecher der VHV-Gruppe, sagte der MDR-Wirtschaftsredaktion: "Die Beitragsanpassungen fallen höher aus als in der Vergangenheit. Grund ist die aktuell hohe Inflation." Die Anpassung an den Markt spielt eine maßgebliche Rolle bei der Beitragsberechnung für das kommende Jahr, heißt es auch bei einer der größten Versicherungen Deutschlands, der Allianz. Höhere Kosten für Ersatzteile, aber auch gestiegene Energiepreise zum Beispiel für Lackierereien lassen viele Policen teurer werden.

Die Beitragsanpassungen fallen höher aus als in der Vergangenheit. Grund: die aktuell hohe Inflation.

Stefan Lutter, Sprecher der VHV-Gruppe

Preissteigerung im zweistelligen Prozentbereich möglich

Pauschale Prämienerhöhungen für alle Kunden werde es bei Versicherungsunternehmen nicht geben, betont Allianz-Sprecherin Melanie Berggold gegenüber der MDR-Wirtschaftsredaktion. Doch bestimmte Kundenkreise werden 2023 tiefer in die Tasche greifen müssen als vorher. So hat das Vergleichsportal Verivox errechnet, dass die Versicherung für einen VW Golf VIII mit acht Prozent für die jüngere Fahrergruppe (25 bis 45 Jahre) und 13,5 Prozent für die älteren Fahrer (55 bis 85 Jahre) teurer wird. Die höchsten Beitragserhöhungen müssen laut der Stichprobe die Fahrer des Audi Q3 verkraften. Sie reichen von 20 Prozent (junge Fahrer) bis zu 29 Prozent (ältere Fahrer). Insgesamt kam man so auf eine durchschnittliche Steigerung der Policenpreise einer Kfz-Haftpflichtversicherung sowie Teil- und Vollkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung von 17,6% im Vergleich zum Vorjahr.

Beispiel-Rechnung: Das kosten Kfz-Versicherungen 2023 für beliebte Pkw-Modelle

Eine Stichprobe bei Verivox zeigt, was Kfz-Versicherungen 2023 im Mittelwert kosten sollen. Wir haben dafür den Durchschnittspreis der zehn günstigsten Versicherungen errechnet. Die Basisdaten der Fahrer sind immer gleich: Versicherungsbeginn 01.01.2023; Zulassung auf Halter 31.12.2021; Erstzulassung 31.12.2021; Wohnort Leipzig; verheiratet; Schadensfreiheitsrabatt (SF) 35. Lediglich die Altersklassen und die Fahrzeuge haben wir ausgetauscht. Hier sind die durchschnittlichen Versicherungs-Preise für vier häufige Pkw in Deutschland.

VW Golf Variant 1.0

Alter des Fahrers Durchschnittlicher Versicherungspreis ab 2023
80 Jahre 627,65 €
70 Jahre 416,53 €
60 Jahre 303,04 €
50 Jahre 297,25 €
40 Jahre 286,96 €
30 Jahre 292,93 €
20 Jahre 470,88 €

Opel Corsa 1.2

Alter des Fahrers Durchschnittlicher Versicherungspreis ab 2023
80 Jahre 643,92 €
70 Jahre 454,37 €
60 Jahre 353,59 €
50 Jahre 339,60 €
40 Jahre 325,46 €
30 Jahre 332,63 €
20 Jahre 533,56 €

Mercedes-Benz C 200

Alter des Fahrers Durchschnittlicher Versicherungspreis ab 2023
80 Jahre 964,18 €
70 Jahre 647,47 €
60 Jahre 494,86 €
50 Jahre 483,34 €
40 Jahre 469,05 €
30 Jahre 475,92 €
20 Jahre 729,99 €

BMW 3

Alter des Fahrers Durchschnittlicher Versicherungspreis ab 2023
80 Jahre 864,62 €
70 Jahre 572,62 €
60 Jahre 447,60 €
50 Jahre 434,58 €
40 Jahre 417,44 €
30 Jahre 419,82 €
20 Jahre 657,61 €

Regionale Unterschiede

Ob sich ein Wechsel lohnt, hängt auch davon ab, wo das Auto zugelassen ist. Denn die Beiträge zur Kfz-Versicherung richten sich nach den so genannten Regionalklassen. Diese unterscheiden sich zwischen den über 400 Zulassungsbezirken in Deutschland und sie werden jedes Jahr neu berechnet.

Wo kann man in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am meisten sparen?

2023 müssen 5,5 Millionen Autobesitzer in Deutschland mit höheren Beiträgen durch die neuen Regionalklassen rechnen. Sie sollten Einsparpotentiale prüfen. In Sachsen "ist dies in diesem Jahr den Kfz-Haltern im Erzgebirgskreis, in Meißen, Mittelsachsen, im Vogtlandkreis und in Zwickau empfohlen. Dort ist es zu schlechteren Regionalklasseneinstufungen gekommen, was letztlich eine höhere Versicherungsprämie nach sich ziehen kann", heißt es bei der Verbraucherzentrale Sachsen.

In Thüringen verschlechtern sich die Risikobewertungen in der Kfz-Haftpflichtversicherung für rund 500.000 Autofahrer unter anderem in Erfurt, Weimar, Gera und Jena, prognostiziert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). In Sachsen-Anhalt ergeben sich für "rund 400.000 Autofahrer in sechs Bezirken schlechtere Risikobewertungen in der Kfz-Haftpflichtversicherung – unter anderem in Dessau-Roßlau, Anhalt-Bitterfeld, Börde und im Altmarkkreis Salzwedel", so die Berechnungen des GDV.

 Überblick zu den neuen Regionalklassen in Mitteldeutschland

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 21. November 2022 | 10:00 Uhr

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