MDR | 03.11.2024 DOK Leipzig: Vom MDR gestiftete Preise gehen an „La Jetée, the Fifth Shot" und „The Other One“
Hauptinhalt
Im Rahmen des 67. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm hat der Mitteldeutsche Rundfunk als Kooperationspartner auch in diesem Jahr zwei Preise gestiftet: Die „Goldene Taube Langfilm“ im Internationalen Wettbewerb Dokumentarfilm sowie der MDR-Preis „Bester Osteuropäischer Film“ wurden am 2. November 2024 in Leipzig verliehen.
Die vom MDR jährlich seit 2013 gestiftete und mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Taube Langfilm“ in der Kategorie „Internationaler Wettbewerb Dokumentarfilm“ geht in diesem Jahr an „La Jetée, the Fifth Shot" von Regisseurin Dominique Cabrera.
In der Jury-Begründung heißt es: „Die Jury hat sich einstimmig für einen Film entschieden, der beispielhaft die Macht des Kinos zeigt, der untersucht, wie Bilder gemacht werden, was sie für uns bedeuten, was sie zeigen und was sie verbergen. Mit Präzision und leichter Hand nimmt uns die Filmemacherin mit auf eine intime Reise durch die Verbindungen ihrer Familie mit La Jetée und Chris Marker und legt hinter dem enigmatischen Bild eines Jungen und seiner Familie neue Bedeutungs- und Gefühlsebenen frei.“
Der Film: Chris Markers Geschichte einer Zeitreise aus dystopischer Zukunft zurück in die Gegenwart, in der dem Filmhelden ein traumatisches Erlebnis erneut widerfährt, ist vielen wohl nur durch Terry Gilliams Remake „12 Monkeys“ bekannt. Bahnbrechend war das Original, Markers experimenteller Science-Fiction-Klassiker „La Jetée“, allerdings eher durch seine minimalistische Erzählform: Der 28-minütige schwarz-weiße Fotoroman mit einer einzigen bewegten Einstellung hat Filmgeschichte geschrieben.
Dominique Cabrera ordnet das einflussreiche Werk nun auf sehr persönliche Weise historisch ein: Sein Entstehungsjahr 1962 ist auch das Jahr, in dem Algerien seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich erlangte und Hunderttausende von in Algerien verwurzelten Französinnen und Franzosen, die sogenannten Pieds-noirs, ihre Heimat verließen, um über den Flughafen von Orly in ihr Exil einzureisen. In Frankreich wartete auf sie eine neue, ungewisse Existenz – auch auf Cabreras Familie. Sechs Jahrzehnte später glaubt ihr Cousin, sich in der fünften Einstellung von „La Jetée“ wiederzuerkennen, zufällig anwesend auf dem Pier von Paris-Orly, als Marker für seinen Film fotografierte. Das ist der Auftakt für eine der spannendsten und zugleich liebevollsten Zeitreisen, die man sich denken kann – und der Beginn einer detektivischen und cinephilen Recherche, die immer neue verblüffende Wendungen nimmt.
Der Preis für die "Goldene Taube Langfilm" wurde von MDR-Programmdirektorin Jana Brandt übergeben.
MDR-Preis „Bester Osteuropäischer Film“
Seit 1995 verleiht der MDR im Rahmen des DOK-Festivals den Preis für den besten osteuropäischen Dokumentarfilm. Der mit 3000 Euro dotierte Preis geht an „The Other One“ von Marie-Magdalena Kochová (Tschechische Republik, Slowakei 2024). Der Film begleitet die 18-jährige Johana, deren Schwester Autismus hat. Während Johana sich für ein Psychologiestudium bewirbt, spitzt sich die familiäre Belastung zu. Kochová zeigt eindrucksvoll den Kampf um Routine und Vertrauen in dieser Übergangszeit.
Juryvorsitzende Marianna Kaat betont: „Der Film bietet ein intimes Porträt des Familienlebens und rückt die oft übersehenen Geschwister ins Licht, die einen unschätzbaren Beitrag in der Familie leisten.“ Die Jury hebt die meisterhafte Beobachtung der Herausforderungen hervor, die die Familie meistert.
Die Preise wurden von Thomas Beyer, Dokumentarfilm-Redakteur beim MDR, überreicht.
Die Juryvorsitzende Marianna Kaat begründet die Entscheidung der Jury: „Der Film beeindruckt durch sein intimes Porträt des Familienlebens. Die Nähe, das unglaubliche Ensemble und die klare Vision des Regisseurs sorgen für eine bewegende, nachdenklich stimmende Geschichte über die unsichtbaren Rollen in einer Familie.“ In der Jurybegründung heißt es außerdem: Während die meisten Filme in solchen Situationen die Eltern oder das Kind mit besonderen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen, richtet „The Other One“ die Kamera einzigartig auf die Geschwister – jene, die oft übersehen werden, aber in ihrem stillen Beistand einen unschätzbaren Beitrag zum Familiengefüge leisten. Der Film fängt meisterhaft die Schwester ein, die ohne großen Auftritt eine entscheidende Rolle im Hintergrund spielt.“
MDR/ARTE-Koproduktion „Fassaden“ ausgezeichnet
Die MDR/ARTE-Koproduktion „Fassaden“ von Alina Cyranek (Hug Films, Halle) wurde bei „DOK Preview Germany“ als vielversprechendes zukünftiges Projekt ausgezeichnet. Der fertige Film wird im nächsten Jahr Premiere haben.
Gemeinsames Engagement für den Dokumentarfilm
Der MDR hat sich auch in diesem Jahr als Kooperationspartner für den Dokumentarfilm stark gemacht und in großem Maße im Rahmen des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm engagiert.
So veranstaltete der MDR einen MDR-Tag mit dem „ARD TopDocs – Wettbewerb“ sowie einem „Special Screening“ im Leipziger Hauptbahnhof. Der MDR bot im Oktober wieder einen Schwerpunkt „Kino aus Osteuropa“ an. Seit 18.10. in der ARD Mediathek und vom 20. bis zum 27.10.2024 im MDR-Fernsehen wurden sechzehn Kinofilm-Highlights aus mehr als sieben Ländern gezeigt. Fünf davon waren TV-Premieren. Dazu kamen sechs berührende osteuropäische Kurzfilme. Darüber hinaus veranstaltete der MDR am 30.10.2024 ein öffentliches Speed Dating für serielles Erzählen, bei dem Highend-Doku-Serien für die ARD-Mediathek gesucht wurden. Der MDR begleitete zudem das Festival im Radio, Fernsehen und im Netz und berichtete für die gesamte ARD von DOK Leipzig.
Zudem war der MDR auch selbst als Co-Produzent mit „Lichter der Straße“ von Anna Friedrich (MDR/Rosenpictures Filmproduktion, 2024) im Wettbewerb vertreten.
Der MDR hatte zu DOK Leipzig und dem „ARD TopDocs – Wettbewerb“ bereits folgende Presseinformationen veröffentlicht:
Pressekontakt:
MDR
Kommunikations- und Mediendesk
E-Mail: kommunikation-desk@mdr.de