Nahost-Krieg Hamas lässt zwei Geiseln im Gazastreifen frei
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21. Oktober 2023, 05:15 Uhr
Die Hamas hat zwei Geiseln mit US-Staatsbürgerschaft im Gazastreifen freigelassen. Nach Angaben des israelischen Militärs soll die Mehrheit der dortigen Geiseln noch am Leben sein. Israels Luftangriffe auf Gaza gingen unterdessen weiter. An der Grenze zum Libanon hat das israelische Militär nach Zusammenstößen mit der Hisbollah die Evakuierung der Stadt Kirjat Schmona bekanntgegeben.
- Israels Armee: Mehrheit der Geiseln am Leben
- Noch viele Vermisste in Gaza
- Griechisch-orthodoxe Kirche getroffen
- Israel evakuiert Stadt an Grenze zum Libanon
- Baerbock setzt Nahost-Krisendiplomatie in Israel fort
Die Hamas hat zwei Geiseln mit US-Staatsbürgerschaft im Gazastreifen freigelassen. Israel bestätigte am Freitagabend die Freilassung. Wie das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mitteilte, empfing ein Vertreter des israelischen Militärs die beiden Frauen an der Grenze zum Gazastreifen.
Zuvor hatten die Kassam-Brigaden, der militärische Arm der Hamas, mitgeteilt, man habe die beiden Geiseln dem Roten Kreuz in Gaza übergeben. Als "Reaktion auf die Bemühungen Katars" seien eine Mutter und ihre Tochter "aus humanitären Gründen" freigelassen worden, teilte die radikalislamische Palästinenserbewegung mit.
Israels Armee: Mehrheit der Geiseln am Leben
Das israelische Militär geht davon aus, dass die meisten der rund 200 Hamas-Geiseln noch immer am Leben sind. Bei einem Großangriff von Hamas-Kämpfern auf Militärstützpunkte und Städte und Dörfer im Süden Israels waren am 7. Oktober nach israelischen Angaben mehr als 1.400 Menschen getötet und mindestens 203 gewaltsam in den Gazastreifen verschleppt worden. Darunter sollen mehr als 20 Minderjährige sowie zwischen zehn und 20 Menschen sein, die älter als 60 Jahre sind.
Auch zwei Deutsche sollen unter den Geiseln sein. Das Auswärtige Amt spricht von insgesamt acht Fällen, wobei ein Fall auch mehrere Familienmitglieder umfassen kann. Die Betroffenen haben meist die doppelte Staatsbürgerschaft.
Noch viele Vermisste in Gaza
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden im Zuge der jüngsten Bombardierungen bis Freitagnachmittag mindestens 4.137 Palästinenser getötet und mehr als 13.000 verletzt. Nach Angaben der Hamas-geführten Regierung in Gaza wurden bei einem israelischen Luftangriff auch 18 palästinensische Christen getötet. Mehr als 1.000 Menschen würden vermisst. Sie befänden sich vermutlich unter den Trümmern.
Griechisch-orthodoxe Kirche getroffen
Zuvor hatten das orthodoxe Patriarchat von Jerusalem und Palästinenser-Vertreter einen nächtlichen Angriff auf eine griechisch-orthodoxe Kirche gemeldet, in der nach diesen Angaben Hunderte Flüchtlinge Schutz gesucht hatten. Die Kirchenleitung äußerte sich bisher nicht zu Opfern. Das israelische Militär erklärte, ein Teil der Kirche sei bei einem Angriff auf ein Kommandozentrum, das für Attacken auf Israel genutzt worden sei, beschädigt worden.
UN-Generalsekretär Antonio Guterres drang derweil bei seinem Besuch am geschlossenen Grenzübergang Rafah auf eine zügige Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen. Es müsse täglich eine ausreichende Zahl von Lastwagen in den Gazastreifen gelassen werden, sagt Guterres auf der ägyptischen Seite
Israel evakuiert Stadt an Grenze zum Libanon
Auch die Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze haben zugenommen. Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben am Freitag drei Kämpfer der Hisbollah-Miliz nahe der libanesischen Grenze beschossen. Kampflugzeuge hätten die Hisbollah-Kämpfer unter Beschuss genommen und getroffen. Zuvor hatte die Hisbollah nach eigenen Angaben 30 Raketen aus dem Südlibanon in Richtung Nordisrael abgefeuert.
Nach den Gefechten zwischen Israels Armee und der Hisbollah will Israel den nördlichen Grenzort Kirjat Schmona evakuieren. Wie die Armee mitteilte, sollen die rund 22.000 Einwohner die Stadt verlassen und in staatlich finanzierte Unterkünfte gebracht werden.
Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte die Hisbollah ihre "Solidarität" mit der Hamas erklärt. International wird deshalb ein Übergreifen des Krieges auf andere Länder der Region befürchtet. Deutschland, die USA und Großbritannien forderten ihre Bürger zur Ausreise aus dem Libanon auf. Eine Ausweitung des Konflikts könne nicht ausgeschlossen werden, erklärte das Auswärtige Am.
Baerbock setzt Nahost-Krisendiplomatie in Israel fort
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist im Rahmen ihrer Krisen-Diplomatie zum zweiten Mal innerhalb einer Woche in Israel. In Tel Aviv traf die Grünen-Politikerin am Morgen zunächst ihren israelischen Kollegen Eli Cohen. Im Anschluss sprach sie mit dem Oppositionspolitiker Benny Gantz, der auch zum Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu gehört. Am Freitagnachmittag reiste sie in den Libanon weiter.
dpa, AFP (das)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Oktober 2023 | 06:00 Uhr