Urlaub in Polen und Tschechien: Die Ferienorte aus der Kindheit
Hauptinhalt
01. September 2020, 13:39 Uhr
Die Sommerferien dauerten früher scheinbar eine Ewigkeit - die Tage waren lang und erlebnisreich. In diesem Jahr urlauben viele Europäer im eigenen Land. Und auch unsere Ostblogger – Journalisten mit Innensicht – bleiben zu Hause. Sie nehmen uns mit auf eine Reise zu besonderen Zielen in Osteuropa – und auf eine Reise zu den Spuren ihrer Kindheit. Wie funktionierte und funktioniert Urlaub in Osteuropa? Gibt es Besonderheiten oder auch Gemeinsamkeiten zu deutschen Urlaubs-Sitten? In "Wo der Osten Urlaub macht" entdecken sie die osteuropäischen Urlaubsorte ihrer Kindheit neu und erzählen vom Heimaturlaub damals und heute.
Wir beginnen die Entdeckungsreise im Ort Mierzwice Stare, ganz im Osten Polens, kurz vor der Grenze zu Belarus. Hier unterhielten Betriebe vor der Wende für ihre Beschäftigten Ferienlager - Waldgrundstücke mit spartanisch ausgestatteten Hütten.
Urlaub wie im Sozialismus
Wer den Sozialismus erleben möchte, ist hier genau richtig. Und auch der gute alte Handschlag muss in Polen sein. Adam Bagłaj hält sein Museums-Ferienlager seit Jahrzehnten liebevoll in Schuss. Für die perfekte sozialistische Urlaubs-Idylle achtet Adam auf jedes Detail: Die Farben der Hütten, Propagandaplakate - alles Original! Pro Tag und Person kostet der Urlaub hier rund 10 Euro.
Das gönnen sich auch Ana und Kristof. Mit 16 haben sie sich kennengelernt, mit 21 geheiratet. Anna hat Wirtschaft studiert, er war Geophysiker in einem Warschauer Metallbetrieb. Seit 1970 kommen sie jedes Jahr hierher.
Eine Hütte im polnischen Nirgendwo
Monika Sieradzka verbrachte früher mit ihren Eltern hier ganz im Osten Polens ihre Ferien und kürzlich hat sich die Warschauerin genau hier eine kleine Hütte gekauft. Monikas Hütte liegt in einem Naturschutzgebiet. Das wird auch so bleiben, denn es ist eines von 250 Gebieten, die von der EU gefördert werden, um den Lebensraum heimischer wilder Tiere und Pflanzen zu schützen. Nicht weit entfernt ist der Grenzfluss Bug, er markiert heute die Grenze der Europäischen Union gegenüber Russland. Die Gegend tief im polnischen Nirgendwo steckt voller Geschichten. Und wie sie Monika geprägt hat, merkt sie mit jedem Besuch mehr.
Spindlermühle - Das St. Moritz des Ostens
Die Pragerin Helena Šulcová war mit ihren Eltern früher auch am Schwarzen Meer im Urlaub. Viele Ferien verbrachte Helena als Kind aber in der tschechischen Heimat. Eine ihrer ersten Reisen ging ins Riesengebirge.
Anfang der 1980er Jahre urlaubte Familie Šulcová in Spindlermühle. Das Riesengebirge war vielen DDR-Bürgern als Wintersport-Ort bekannt. Seit eh und je mischen sich hier tschechische, polnische und deutsche Touristen. Die Schneekoppe ist mit einer Gipfelhöhe von 1.603 Metern der höchste Punkt von Tschechien.
Spindlermühle ist mit knapp 1.200 Einwohnern das touristische Zentrum im tschechischen Riesengebirge. In den letzten Jahren hat sich der Ort stark gewandelt in so etwas wie ein Nobelressort. Der kleine Fluss Labe entspringt hier ganz in der Nähe, schlängelt sich durch Tschechien bis zur deutschen Grenze und wird dann zur Elbe.
Der Mácha-See - Sonnenstrand im Binnenland
Unser Nachbarland hat keine Küste, aber Strand gibt es in Tschechien trotzdem. Der Mácha-See und seine Umgebung war schon zu Vorwende-Zeiten ein heißer Tipp, auch für DDR-Bürger. Der Mácha-See, die Lieblingsbadewanne vieler Tschechen und auch vieler Deutscher. Und das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit: die Tschechen gehen mindestens genauso gern in die Pilze wie wir Deutschen. "Pilze-Suchen“ ist sozusagen tschechischer Nationalsport. Wie tickt der tschechische Urlauber? Muss auch er - wie viele Deutsche - "zwanghaft" weg von zuhause? Und wie gehen die Tschechen mit der besonderen Situation im Corona-Jahr um?
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Wo der Osten Urlaub macht | 29. August 2020 | 18:00 Uhr