Nach tagelangem Druck Nawalnys Mutter hat Leichnam ihres Sohnes erhalten
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24. Februar 2024, 19:46 Uhr
Vor über einer Woche hatten russische Behörden den Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny erklärt, seinen Leichnam aber unter Verschluss gehalten. Am Sonnabend wurden Nawalnys Mutter die sterblichen Überreste ihres Sohnes übergeben. Sie will eine öffentliche Trauerfeier für ihn, damit Anhänger Nawalny die letzte Ehre erweisen können.
- Nawalnys Mutter hat Leichnam ihres Sohnes erhalten.
- Seit Tagen baten Angehörige und Unterstützer Nawalnys, dass Nawalnys Leichnam übergeben wird.
- Nun soll die Beerdigung vorbereitet werden.
Die Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny hat seinen Leichnam von den Behörden erhalten. Das teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Sonnabend auf der Online-Plattform X mit. Jarmysch zufolge hatten russische Ermittler damit gedroht, die Leiche Nawalnys auf dem Gelände der Strafkolonie zu begraben, wenn seine Familie einer geheimen Beerdigung nicht zustimme.
Angehörige und Unterstützer des Oppositionellen hatten die russischen Behörden seit Tagen zur Herausgabe des Toten aufgefordert, um ihn beerdigen zu können. Nawalnys Team dankte dafür, dass sich auch prominente Russen öffentlich dafür starkgemacht hatten. Konkrete Namen wurden nicht genannt. Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja war erst am Donnerstag, nach sechstägigem Warten, Zugang zu dessen Leichnam gewährt worden.
In einer Videobotschaft hatte sie im Anschluss erklärt, dass Putins Behörden sie zu einer geheimen Beerdigung zwingen wollten und ihr gedroht hätten, dem Leichnam etwas anzutun. Die 69-Jährige hatte sich gleich nach der Todesnachricht am 16. Februar auf den Weg zum russischen Straflager in der entfernten sibirischen Arktisregion Jamal gemacht, in dem ihr Sohn gestorben war.
Ehefrau von Nawalny: Putin verhöhnt Überreste
Am Sonnabend hatten auch die Ehefrau Julia Nawalnaja und die Tochter Nawalnys wiederholt die Herausgabe der sterblichen Überreste des 47-Jährigen verlangt. Russlands Präsident Wladimir Putin verhöhne die Überreste des Toten, sagte die Witwe in einer am Samstag veröffentlichen Videobotschaft. "Sie haben ihn lebendig gefoltert und foltern ihn tot weiter", sagte sie.
Ablauf der Beerdigung unklar
Jetzt soll die Beerdigung vorbereitet werden. "Wir wissen nicht, ob die Behörden es so ablaufen lassen, wie das die Familie will und wie es Alexej verdient", sagte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch.
Die Mutter Nawalnys hatte eine öffentliche Beerdigung gefordert, damit sich nicht nur die Familie, sondern auch Anhänger von dem russischen Oppositionsführer verabschieden können. Auch hatte es geheißen, dass die eine Beerdigung auf dem Chowanskoje-Friedhof anstrebt, der größten der mehr als 100 Ruhestätten der russischen Hauptstadt.
Die Todesumstände des Kreml-Kritikers sind weiter unklar. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Oppositionelle soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Todesschein von "natürlichen" Ursachen die Rede.
AFP/dpa (jst)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. Februar 2024 | 18:05 Uhr