Wetter Warnungen vor Hochwasser in Thüringen: Rasch steigende Pegel ab Sonnabend möglich

22. Dezember 2023, 14:21 Uhr

In Thüringen steigen die Flusspegel. Sollte es weiter stark regnen, rechnen die Landesbehörden damit, dass ab Sonnabend Wasserstände "sehr deutlich und rasch" steigen könnten. Schleusingen warnt bereits Einwohner vor möglichem Hochwasser. Bei Hildburghausen war zuvor ein Mann ertrunken. Zudem gab es wegen des Sturms seit Donnerstagabend viele Feuerwehr-Einsätze, größere Stromausfälle und Straßensperrungen. Ab Sonnabend kann es wieder ausgiebig regnen.

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Die Hochwasserzentrale des Landes (HNZ) warnt ab Sonnabend vor möglicherweise deutlich steigenden Wasserständen in Flüssen und Bächen in Thüringen. Falls die Regenprognosen eintreffen, sind laut den Angaben von Freitagnachmittag Überschwemmungen insbesondere in diesen Gebieten möglich:

  • Gebiete der oberen Werra
  • Gebiete der oberen Saale
  • Gebiete der oberen Unstrut
  • Südharzrand

100-jähriges Hochwasser nicht ausgeschlossen

An der Zorge im Kreis Nordhausen und der oberen Unstrut können dabei die Ufer in einem größeren Ausmaß überschwemmt werden. Die HNZ schließt nach der Prognose von Freitagnachmittag auch nicht aus, dass zu einem Hochwasser kommen könnte, das im Schnitt nur alle 100 Jahre auftritt. In Oldisleben im Kyffhäuserkreis hat die Unstrut am Freitagnachmittag die erste Hochwasser-Meldestufe erreicht.

Stadt warnt vor Hochwasser in Schleusingen

Die Stadt Schleusingen im Kreis Hildburghausen warnt ihre Einwohner am Freitag bereits vor einem möglichen Hochwasser. Wie sie mitteilte, ist in den nächsten Tagen an der Werra und Nahe mit Überflutungen zu rechnen. Nach aktuellen Prognosen werde am Samstagabend an der Nahe im Ortsteil Hinternah die Spitze erreicht. Anlieger sollten ihre Grundstücke rechtzeitig sichern, um Schäden zu vermeiden. Die Feuerwehr kontrolliert die Pegel regelmäßig.

Eisenach: Bauhof und Feuerwehr in Alarmbereitschaft - 15.000 Sandsäcke bereit

Wegen steigender Pegelstände sind der Bauhof und die Feuerwehr Freitagvormittag in Ruf- und Alarmbereitschaft versetzt worden. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, stehen außerdem 15.000 Sandsäcke bereit. Die Feuerwache sei mit spezieller Technik zur Hochwasserabwehr ausgestattet. Bei möglichem starken Regen in den nächsten Tagen kann es zu Überflutungen auf den Straßen Eisenachs kommen, weil das Kanalnetz dann die Wassermassen nicht aufnehmen kann. Steigende Pegel werden an der Hörsel und an der Werra erwartet.

Welche Hochwasser-Meldestufen gibt es in Thüringen? Für die Thüringer Hochwassermeldepegel gilt ein vierstufiges Grenzsystem, das sich auf den Wasserstand bezieht.

Es umfasst den Meldebeginn als Vorwarnstufe für ein sich anbahnendes Hochwasser sowie die Hochwasser-Meldestufen 1 (mittleres Hochwasser), 2 (großes Hochwasser) und 3 (sehr großes Hochwasser).

Abhängig vom Erreichen oder Überschreiten der Meldestufen an den Pegeln können für die Landkreise/kreisfreie Städte Hochwasser-Alarmstufen ausgelöst werden:

Alarmstufe 1: Kontrolldienst an Brücken oder Durchlässen

Alarmstufe 2: ständiger Wachdienst an Brücken oder Durchlässen

Alarmstufe 3: Hochwasserabwehr

Mehrere Flüsse zeitweise über erster Hochwasser-Stufe

Aufgrund der Niederschläge am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag war es bereits bis Freitagfrüh an Flüssen zu deutlichen Pegelanstiegen im gesamten Bundesland gekommen. Besonders betroffen waren dabei laut Hochwasserzentrale der Südharzrand sowie die obere Unstrut. Dort wurde an vier Pegeln zeitweise die Hochwasser-Stufe 1 von 3 überschritten, an zwei Pegeln auch kurzzeitig die Hochwasser-Stufe 2. In der oberen Werra und im Saaleeinzugsgebiet überschritten einige Pegel den Richtwert für die Vorwarnstufe, erreichten aber nicht die Hochwasser-Stufe 1.

Seit Freitagfrüh fallen die Wasserstände an den Pegeln landesweit, aber nur langsam, sodass sie auf verhältnismäßig hohem Niveau bleiben.

DWD: Orkan nur noch in Thüringer Kammlagen - Regen und Tauwetter

Am Freitag erwartete der Deutsche Wetterdienst (DWD) in weiten Teilen Thüringens weiter kräftigen Wind, jedoch nicht mehr so stark wie am Donnerstag. Ausnahme sind die Höhenlagen des Thüringer Waldes. Oberhalb von 800 Meter konnte es am Freitag zeitweise noch schwere Sturmböen mit bis zu 100 km/h geben. Sonnabend schwächt sich der Wind ab.

Es kann jedoch ab Sonnabend vor allem im Thüringer Wald und im Südharz teils lang andauernd regnen. Oberhalb von 600 Metern wurde bis Freitagabend mit fünf bis zehn Zentimetern Neuschnee gerechnet, darunter nur mit vorübergehender Glätte durch Schneematsch. Ab Samstag soll laut DWD in den Hochlagen des Thüringer Waldes dann Tauwetter einsetzen. Dabei kann die Schneedecke rasch abschmelzen.

Straßensperrungen in Thüringen am Freitagmorgen

Laut Polizei waren am Freitagmorgen nach dem Sturm am Donnerstag noch mehrere Straßen gesperrt, unter anderem die Straße zwischen Elgersburg und Roda im Ilm-Kreis und die Straße zwischen Wahlhausen und Dietzenrode im Eichsfeld. Außerdem ist in Südthüringen die B89 zwischen Meiningen und Haßlach bei Burggrub wegen Überflutung gesperrt. In Hohnstein im Kreis Nordhausen wurde laut Polizei ein Straße überflutet.

Die aktuellen Straßensperrungen im Überblick:

Stau auf der Carolabrücke in Dresden.
Bildrechte: imago/Sven Ellger

Mann stirbt im Kreis Hildburghausen

Im Kreis Hildburghausen ist laut Polizei am Freitagmorgen ein Mann tot aus der Werra geborgen worden. Der Mann sei in Häselrieth in den Fluss gefallen. Die Gründe seien noch nicht endgültig geklärt. Er hatte das Wehr eines Nebenflusses reguliert und war nicht mehr zurückgekehrt. Möglicherweise sei er durch die starke Strömung unter Wasser gezogen und unter dem Wehr eingeklemmt worden, heißt es von der Polizei.

Stromausfälle in Stadtroda und Bad Köstritz, Weihnachtsbaum umgestürzt

Bei Stadtroda (Saale-Holzland-Kreis) war ein Baum auf eine Stromleitung gefallen, so dass es dort über drei Stunden keinen Strom gab. Auch bei Bad Köstritz fiel der Strom für Hunderte Haushalte aus. In Ponitz im Altenburger Land war bereits am Nachmittag der Weihnachtsbaum der Gemeinde umgestürzt. Die Pegel mehrerer Flüsse in Thüringen sind teils deutlich gestiegen.

Bahnverkehr beeinträchtigt

Auch der Bahnverkehr war durch die Sturmböen am Donnerstag in Teilen Thüringens beeinträchtigt. Die Züge fuhren teilweise langsamer oder wurden umgeleitet, zum Beispiel zwischen Eisenach und Frankfurt.

A71: Abschnitt bei Ilmenau für höhere Fahrzeuge gesperrt

Auf der A71 war am Donnerstag der Abschnitt zwischen Ilmenau-West und Gräfenroda wegen Windböen für höhere Fahrzeuge gesperrt. Bis Donnerstagmittag waren der Polizei in Thüringen jedoch keine Schäden oder Unfälle bekannt.

Weihnachtsmärkte in Nordthüringen endeten früher

Einen Tag nach der Eröffnung machte am Donnerstag das Wetter auch der ersten Schlossweihnacht in Sondershausen einen Strich durch die Rechnung. Grund war laut der Stadt Sondershausen eine Sturmwarnung. Auch der zweite Weihnachtsmarkt schloss bereits um 14 Uhr. Nach Angaben der Stadt sollte der Aufenthalt im Freien und in Parkanlagen sowie Wäldern gemieden werden.

Ebenso endete der Weihnachtsmarkt in Nordhausen vorzeitig, wie eine Stadtsprecherin mitteilte. Es war der letzte Tag des Weihnachtsmarktes.

Egapark und Zoo in Erfurt sowie Friedhöfe in Gera und Rudolstadt geschlossen

Der Egapark und der Zoo in Erfurt blieben zudem am Donnerstag aufgrund der zu erwartenden Sturmböen für Besucher geschlossen. Davon betroffen gewesen seien auch das Winterleuchten und der Weihnachtsmarkt auf dem Gelände, teilten die Erfurter Stadtwerke mit.

Die Städte Gera und Rudolstadt hatten ihre Friedhöfe auch vorsorglich geschlossen. Wegen der Sturm- und Unwetterwarnungen bestand die Gefahr herabstürzender Äste, teilte die Stadtverwaltungen mit. Die Friedhöfe in Gera waren vorerst bis Freitag, die Rudolstädter bis Sonntag geschlossen.

Wegen des stürmischen Wetters fuhr zudem die Brockenbahn am Donnerstag nur bis nach Schierke. Wie das Unternehmen mitteilte, konnten die Züge wegen der erwarteten Orkanböen nicht auf den Brocken fahren.

Festzelt in Oberhof beim Aufbau zusammengebrochen

Unter der Last des nassen Schnees war bereits am Mittwoch in Oberhof ein Festzelt für den Biathlon-Weltcup Anfang Januar beim Aufbauen zusammengebrochen. Nach Angaben des Veranstalters vom Abend wurde niemand verletzt. Das Festzelt soll wieder aufgebaut werden. In der ersten Januarwoche werden im Besucherzelt die Biathlon-Fans zum Feiern erwartet.

Die aktuelle Wetterlage für Thüringen finden Sie hier:

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MDR (jahi/rom/ost)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 22. Dezember 2023 | 07:00 Uhr

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