Eisenach Drachenschlucht gesperrt: Herausfordernde Bauarbeiten in der Touristenattraktion
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13. Juli 2023, 20:45 Uhr
In einem Teil der Eisenacher Drachenschlucht passen Spezialisten in den Sommerferien einen Gitterrost über dem Bachbett ein – der künftige Laufweg für Besucher. Damit soll der Aufwand für das Forstamt sinken, denn in der Vergangenheit hatten Unwetter und Starkregen immer wieder die Holzeinbauten zerstört. Das soll sich jetzt auch im oberen Teil der Schlucht ändern.
Für die Bauleute ist das Klima in der Schlucht angenehm: fast wie untertage, sagt Sven Gaudig von der Bergsicherung Ilfeld. Knapp 20 Grad sind es am Vormittag zwischen den engen Felswänden. Die Männer können im Stehen arbeiten, befestigen mit langen Gewindestangen Metallschienen bis zu 20 Zentimeter tief im Fels. Nicht ganz einfach, gerade Linien zu finden und beide Seiten miteinander in Waage zu bringen, damit später die Gitterroste aus Glasfaser gerade darauf montiert werden können.
Seilbahn in "hochalpinen Verhältnissen“
Noch schwieriger für die Baufirma ist die Logistik. Vom Forstweg oberhalb der Schlucht führt ein steiler Fußweg im Zickzack bergab. "Die besondere Herausforderung sind die sehr langen Transportwege und zum Teil hochalpine Verhältnisse", sagt Gaudig. Die Firma arbeite deshalb mit "Kleinstgeräten". Um Material zur Baustelle zu befördern, wurde eigens eine Seilbahn hinab in die Drachenschlucht gebaut.
Nach Unwetter lag Holz kreuz und quer
Die Roste werden eingebaut in eine insgesamt rund 70 Meter lange enge Passage, wo der Fußweg direkt über dem Bachbett verläuft. Es ist wohl das letzte Stück, das damit ausgerüstet wird, sagt Forstamtsleiter Ansgar Pape.
Warum nicht mit Holz, sondern mit einem Gitter aus Glasfaser gebaut wird, hat einen guten Grund, erklärt er und zeigt alte Fotos: Bei schweren Unwettern der vergangenen Jahre drückte der Bach immer wieder die Holzeinbauten hoch. Kreuz und quer "wie bei Mikado" lagen sie in der Schlucht. Reparaturen und Wartung bedeuteten einen enormen Kraftakt für das Forstamt, zumal es mittlerweile nicht einmal halb so viele Waldarbeiter zur Verfügung hat wie noch vor Jahren.
Forstleute hatten den Weg durch die Drachenschlucht bereits vor etwa 200 Jahren, im Jahr 1832 für Waldbesucher angelegt. Und auch Papes Vorgänger kannten die Probleme bei der Pflege. In einem Zeitungsartikel von 1909 hat er nachgelesen, dass damals Beton eingebaut wurde, um den bisweilen reißenden Bach zu zügeln. Geklappt hat das nicht, einige der alten Betonreste kamen jetzt bei den Arbeiten ans Licht.
Schöneres Bacherlebnis
Die Glasfaser-Gitterroste haben den Vorteil, dass sie nach oben durchlässig sind, sodass Wasser sich nicht darunter staut. Sie sind braun gefärbt und fallen nicht so ins Auge wie verzinkte Roste. Das war ein Wunsch des Denkmalschutzes, denn die Drachenschlucht gehört zum geschützten Waldpark Wartburg.
Auch eine Auflage der Naturschutz- und Wasserbehörde wird erfüllt: Es fällt wieder Licht ins Bachbett. "Und ich glaube, das Erlebnis für den Besucher ist auch schöner, weil man jetzt unter sich das Wasser sieht und es plätschert", sagt Ansgar Pape. Im Moment allerdings ist der Bach ein stilles Rinnsal.
Termin richtete sich nach Firma
Im unteren Teil der Schlucht wurden seit 2009 auf langen Strecken Roste eingebaut, die Erfahrungen bisher sind gut. 140.000 Euro zahlt das Land an Thüringen Forst für die derzeitigen Arbeiten.
Dass sie ausgerechnet in den Sommerferien stattfinden, bedauert auch Forstamtsleiter Ansgar Pape, nicht sein Wunschtermin. Aber man habe sich nach der Verfügbarkeit von Firma und Material richten müssen.
Attraktive Alternativen
Revierleiter Stefan Wichmann ist fast täglich in der Nähe der Baustelle unterwegs und hilft Wanderern, sich zu orientieren. Der untere, spektakulärere Teil der Drachenschlucht ist weiter begehbar, eine ausgeschilderte Umleitung führt weiter Richtung Hohe Sonne.
Es gebe auch attraktive Alternativen, sagt Wichmann: "Wir haben ja nebenan die Landgrafenschlucht, wir haben die Elfengrotte, wir haben die Eliashöhle – das ist alles fußläufig rund um die Drachenschlucht erreichbar." Kein Verständnis hat er dafür, dass immer wieder Wegweiser verschwinden oder verdreht werden. "Das nervt ein bisschen."
MDR (co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 13. Juli 2023 | 15:10 Uhr
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