Der Redakteur Frust wegen Schienenersatz zwischen Gotha und Erfurt: Warum nicht schneller mehr Busse eingesetzt wurden
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14. November 2024, 22:54 Uhr
Es ist eine Zumutung - das bekam nicht nur MDR THÜRINGEN, sondern auch das Bahnunternehmen Abellio gespiegelt. Wegen der Bauarbeiten fährt voraussichtlich bis zum 22. November 2024 kein Zug mehr auf der Strecke, die Buskapazitäten waren offenbar zu knapp bemessen. Erst diese Woche wurde nachgebessert.
MDR THÜRINGEN-Reporter Adi Rückewold hat am Donnerstag den Selbsttest gemacht. Einmal Gotha-Erfurt und zurück. Es war ein entspanntes Reisen einschließlich angenehmer Gespräche mit den Mitreisenden, die aber ganz andere Geschichten erzählten: Reisende die keinen Platz fanden, verpasste Anschlüsse und das im Berufsverkehr. Zahlreiche Bahnreisende hatten sich angesichts überfüllter Busse beschwert.
Die kurzfristige Lösung des Problems: zwei Busse statt einem und außerdem wird seit 13. November ein "normaler" Bus durch einen Gelenkbus ersetzt. Das geschehe am Morgen und am Nachmittag hieß es von Abellio Mitteldeutschland.
Warum nicht so schnell mehr Busse bereitgestellt werden konnten
Die Baustelle ist schon lange geplant. Das bedeutet: Auch der Schienenersatzverkehr werde mitgeplant, erklärt Stefan Dietrich, Pressesprecher von Abellio Mitteldeutschland. Die Entscheidung über die Anzahl der Busse basiert letztlich auf Erfahrungswerten. Doch die zuletzt gestiegenen Fahrgastzahlen führte dazu, dass kurzfristig mehr Kapazitäten benötigt wurden.
Gemeinsam mit dem Land sind wir davon ausgegangen, genügend Kapazität zu haben. Dem war nicht so. Deswegen haben wir jetzt reagiert.
Das Problem: Die Bahnunternehmen haben keine eigenen Busse, sie greifen also auf den gleichen Pool zu wie alle anderen Interessenten.
Hinzu kommt: Auch Busfahrer stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung, insbesondere zu Stoßzeiten wie am Morgen, wenn viele Schulbusse fahren. Es sei trotzdem gelungen, zusätzliche Busse zu organisieren, so Dietrich.
Weiterer Bus seit Mittwoch im Einsatz
Wie ein Sprecher MDR THÜRINGEN jedoch sagte, fährt seit Mittwoch ein zusätzlicher Bus zwischen Gotha und Erfurt. Ein Bus sei außerdem durch einen längeren Schwenkbus ausgetauscht worden. Das hätte die Lage vor allem zu den Stoßzeiten morgens und nachmittags entspannt. Damit fahren demnach nun zwei Expressbusse zwischen Gotha und Erfurt. Ein weiterer Bus pendelt mit Zwischenstopps auf der Strecke Gotha - Neudietendorf. Zwischen Neudietendorf und Erfurt fahren Züge.
Hintergrund: Die Baustelle zwischen Gotha und Erfurt
Die derzeitige Baustelle in Wandersleben ist Teil einer Wanderbaustelle, die in den vergangenen Wochen bereits die Strecke zwischen Eisenach und Gotha betroffen hatte. Aktuell ist der Abschnitt zwischen Gotha und Neudietendorf vollständig gesperrt.
Bedeutet: Es fahren Expressbusse von Gotha direkt nach Erfurt, aber auch ein Bus "über die Dörfer" von Gotha nach Neudietendorf, von wo es dann mit dem Zug weiter geht nach Erfurt und umgekehrt.
Was wird da eigentlich gebaut?
Am Bahnhof Wandersleben wird quasi jeder Schotterstein umgedreht. So wird das Gleis 4 im Bahnhof auf 740 Meter verlängert, es gibt Tiefbauarbeiten für Kabel, die Weichen und Signalanlagen werden erneuert und die Oberleitungsanlage angepasst.
Am 22. November soll alles fertig sein, Abellio hat keine Informationen darüber, dass dieser Plan wackelt, die Deutsche Bahn hat die Frage so konkret nicht beantwortet und nur auf den bekannten Zeitplan verweisen.
Und wenn die Züge fahren, sind auch die voll…
Das Deutschlandticket hat zu spürbar volleren Zügen geführt. Experten hatten deshalb gewarnt, lieber erst in die Infrastruktur zu investieren, statt in günstige Tickets. Ein Schwerpunkt: Viele Verbindungen zwischen Erfurt und Jena. Auch hier sind schon Reisende zurückgeblieben. Die logische Frage: Warum wird nicht einfach noch ein Triebwagen angehängt? Die Antwort: Weil es ihn nicht gibt.
Die Verbindungen werden vom Land bestellt, die Bahnunternehmen kümmern sich dann um die Züge und es werden eben keine Reservezüge hingestellt. Einberechnet sind zwar Wartung und Reparatur, aber Züge, die geplant in der Werkstatt sind, die sind eben auch genau dort.
Es gibt keine stillen Reserven. Das können wir uns nicht leisten und das macht auch niemand.
Und es gebe noch ein Problem, ergänzt Hella Tänzer, Sprecherin der Erfurter Bahn. Stefan Dietrich bestätigt das. Nach der Wende wurden auf kleinen Bahnhöfen die Bahnsteige bei der Sanierung zurückgebaut.
Der Bedarf war einfach nicht da. Das bedeutet: Es gibt Strecken, wie die zwischen Gera und Hof, da ist die Bahnsteiglänge an einigen Haltepunkten so kurz, dass weitere Triebwagen gar nicht angehängt werden können. Selbst wenn sie da wären. Die Leute müssten sonst nämlich auf dem Schotter aussteigen. Und das ist nicht wirklich mehr zeitgemäß.
MDR (dvs/jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 14. November 2024 | 16:40 Uhr
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