Rückblick Thüringer User-Kommentare im Januar
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02. Februar 2023, 11:02 Uhr
Hans-Georg Maaßen schaffte es in die TopTen - nicht mehr bei der CDU, aber beim Interesse unserer kommentierenden User. Nur sechs Artikel fanden bisher auf unseren Seiten mehr Resonanz als das meistkommentierte Stück dieses Januars. Viel Geräusch gab es auch zu einer grünen Personalrochade, geplanten Pflanzkübeln in Sömmerda, Kühlschrankmagneten oder dem Mangel an E-Ladesäulen.
Die Zahlen
Das Jahr startet verhalten im Vergleich zu den drei Vorjahren, die mit Koalitionssuche und Corona noch heftigere Themen hatten.
Fortgesetzt hat sich der Trend der vergangenen Monate, dass das Übergewicht von Facebook abschmilzt. Es hat auch damit zu tun, dass sein Algorithmus seit einiger Zeit journalistisch-nachrichtliche Themen wie Politik etwas zurückhaltender ausspielt. In früheren Jahren gingen auf Facebook rund siebenmal so viele Kommentare ein wie auf der Webseite.
Die Spitze ab Mitte August geht auf die endenden Sommerferien, verschärfte Energiepreissorgen und die Sommerinterviews von MDR THÜRINGEN zurück. Vor allem Energiepreis- und Inflationssorgen hatten im Spätsommer und Frühherbst hohe Kommentaraktivität fast auf dem Niveau der Corona-Stoßzeiten ausgelöst.
Die Topthemen
Die Politik dominierte hier - für die Seite normal, aber für Facebook mit seinem geringeren Politikanteil auch im Posting-Angebot eher ungewöhnlich.
Der Artikel über die CDU und Hans-Georg Maaßen erreichte die bisher siebthöchste Kommentarzahl eines Artikels auf der Webseite von MDR THÜRINGEN.
Das gibt es zu kommentieren
Wir hatten in diesem Monat 326 eigene Artikel auf der Webseite sowie 353 Postings auf Facebook und 98 auf Instagram. Kommentierbar waren auf der Webseite 60 Prozent der Artikel und bei Facebook 94 Prozent der Postings. Wir geben in der Regel vor allem Beiträge aus dem "Blaulichtbereich" von Ermittlungen über Unfälle bis zu Prozessen nicht zum Kommentieren frei, da sie erfahrungsgemäß einen zu hohen Anteil an pietätlosen bis vorverurteilenden und faktenfrei spekulierenden Kommentaren enthalten, die auch rechtliche Probleme machen können. Manchmal spielen auch Kapazitätsgründe eine Rolle, da bei uns alle Kommentare von Menschen gesichtet werden.
Oft Stille bei "positiven Nachrichten"
Unkommentiert blieben 68 Artikel und Postings, sehr selten auf der Webseite, häufiger auf Facebook. Darunter waren typischerweise etliche "positive Nachrichten" wie Zinsrückzahlungen vom Finanzamt, die optimistischen Unternehmen Schachtbau und LASOS, ein neues Quartier für Erfurter Künstlerwerkstätten, eine finanziell wieder abgesicherte Kinderschutzstelle oder der erste Faschingsumzug. Nur beim Erdmännchen-Nachwuchs im Erfurter Zoo konnte sich die Facebook-Userschaft die Begeisterung nicht verkneifen - unumstritten und undiskutiert.
...und noch mehr
Inhaltlich lieferten Energiethemen die meiste Substanz (in einem Thread auch mit Beteiligung von Ministerpräsident Bodo Ramelow), nachdem sie im Spätsommer/Frühherbst noch stärker von Sorgen und auch Aggression geprägt waren. Jetzt ging es mit viel Eigenrecherchen zu Zahlen und Fakten in die Tiefe von Erntefaktor bis Methanisierung beim Windenergie-Ausbau und äußerst alltagsnah und konkret beim Thema Ausbaustand für E-Auto-Ladestationen.
In 96 Kommentaren gab es weitgehend ohne persönliches Hickhack viele Erfahrungen und Argumente zu Akkukapazitäten, Problemen in Wohngebieten mit Mehrfamilienhäusern und Vergleichsrechnungen zwischen E-Autos und Verbrennern.
Emotionen bei der Thüringer Politik
Eher emotional ging es in den Diskussionen zu politischen Themen zu. Neben der in jeder Hinsicht geräuschvollen Personalrochade bei den Grünen - auf Facebook mit vielen lauten grimmigen Kommentaren und einer stillen Like-Flut unbekannter Motivation (bis zu knapp 3.000 pro Posting bei einem sonstigen Durchschnitt von knapp über 100 pro Posting) - war es vor allem die erkaltete Beziehung zwischen der Thüringer CDU und Ex-Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen, die unser Eingangsfach füllte. Wie bei vielen Themen erschöpfte sich die Diskussion nach rund 200 Postings inhaltlich zwischen "einer der wenigen Ehrenmänner in der deut. Politik" (GuterMensch) und "wurde nur eben ein Mensch, dessen Äußerungen eher zu einer rechtsradikalen Partei wie der AfD passen" (Jana).
Anders als bei Eintöpfen verbesserte weiteres Aufwärmen das Gericht nicht. Es wuchs nur die Zahl rein persönlicher Attacken ohne jeden argumentativen Bezug zum Thema, was wie in diesen Fällen ihre Veröffentlichungschancen auf Null brachte:
Sie leiden an Halluzinationen? ... mit Ihren ständigen Versuchen, die Diskussion zu stören, blamieren Sie sich nur noch. Perfide gewollt, peinlich gemacht. ... Ganz ehrlich Ihre Schmerzen möchten diejenigen die realistisch denken bestimmt keiner haben! ... Kann es sein dass Sie sich am Fels gestoßen haben und dadurch nicht mehr durchblicken? ... Ihre idiotischen Versuche sind einfach krank
Streit über Thälmann, MLPD und Buchenwald
Deutlich argumentativer verlief trotz starker Emotionen eine kürzere Diskussion (52 Kommentare) zu einem politischen Thema mit Vergangenheitsbezug.
Der Rechtsstreit um die Thälmann-Würdigung auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Buchenwald lieferte viele Perspektiven - mit einem Schlusswort ohne Verteidigung eines Lagers von DermbacherIn: "Vollkommen richtig die Gerichtsentscheidung, ich bin zwar auch keine FreundIn der MLPD, aber was recht ist muss Recht bleiben!"
Eine der ernstesten und ernsthaftesten Diskussionen entwickelte sich unter dem Angebot "Wärmewinter" der Diakonie mit einem warmen Gericht und Begegnung in Pößneck. Der Austausch über (Alters)armut und die Möglichkeiten und Grenzen von Hilfe kam weitgehend ohne politische Schubladen aus.
Spott für Pflanzkübel, Fledermauszaun und Wasserzerstäuber
Fast durchgehend Spott und Unverständnis ernteten auf Facebook der bevorstehende Abriss eines alten Buswartehäuschens in Rosendorf zugunsten eines barrierefreien Neubaus und der nötige Umgehungsweg mit Ampel um einen Fledermauszaun bei Ringleben herum und in etwas geringerem Ausmaß die Pläne Sömmerdas für ein kühleres Stadtklima im Hochsommer (Pflanzkübel und Zerstäuber seien nur ein "Rumdoktern an Symptomen", kritisierte etwa chris_tre_an auf Instagram).
Gab es fast durchgehend freundliche Kommentarstränge?
Auch wenn es dazu wenig Diskussion gab - die Antworten auf unsere Frage, was bei Usern am Kühlschrank hängt, lieferte unterhaltsame Alltagseinblicke
Zumindest im Nachhinein war auch zu lange Hängendes doch noch ein Lachemoji wert:
vor allem Konzertkarten, auch wenn man schon unterwegs zu diesem Konzert ist
Userzitate
"Pfosten der Schlepplifte und Schneekanonen als Kletterpark umbauen" (wer auch immer zu Schneesicherheit Oberhofs) - "Ich bin für Ausgangssperre in der Silvesternacht für Männer zwischen 18 und 25. Für die Einhaltung ist die Mutti zuständig" (Udo Haupt zur Böllerdiskussion) - "Als Fachlehrer gibst du da die erste Stunde in Gräfenroda, die zweite in Holzhausen und die dritte in Marlishausen. Wie du die bis zu 25 km Entfernung zwischen den einzelnen Orten schaffst interessiert niemanden" (Harka2 zu Lehrermangel) - "R.I.P. Polylux ... aber Finger weg vom Fernsehschrank und dem VHS-Recorder!" (melaniekalbitz zur "Polylux"-Ausmusterung an der Uni Jena) - "Was haben diese Sonderbegabten denn erwartet? Daß die Polizisten sagen: "Ach, bloß zwei Leichen im Auto, da gehen wir halt wieder"?" (Peter Heinrich Lauensteiner zu einem Duo, das sich bei einer Fahrzeugkontrolle tot stellte)
MDR (csr)
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