Tourismus Thüringer All-Inklusive-Card scheitert an Bürokratie und Förderwirrwarr
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15. März 2022, 19:44 Uhr
Die Idee stammt vom Naturpark Thüringer Wald mit Sitz in Friedrichshöhe im Landkreis Hildburghausen. Ähnlich wie die Vorteilskarte Thüringer Wald Card sollte es für Thüringer Touristen ab Ende 2021 eine Art All-Inklusive-Karte geben. Zunächst als Pilotprojekt im Thüringer Wald, später ausgedehnt auf den ganzen Freistaat. Das Projekt allerdings hat nun einen saftigen Dämpfer bekommen und wurde um mindestens zwei Jahre zurückgeworfen.
Von Eisenach bis Schleiz gilt die Thüringer Waldcard. Diese Rabattkarte gibt es inzwischen seit 2004. Wer die Karte für zehn Euro kauft, kann ein Jahr lang ab Kaufdatum 200 Freizeiteinrichtungen zu preiswerteren Konditionen nutzen. Wer als Übernachtungsgast in den Thüringer Wald kommt, bekommt zusammen automatisch mit der Kurkarte ebenfalls eine Art Thüringer Waldcard light. So darf er während seines Aufenthaltes ebenfalls Rabatte in Anspruch nehmen. Beim Eintritt in Schwimmbäder oder Museen beispielsweise. So richtig übersichtlich und verständlich ist das Ganze für die Gäste aber nicht. In manchen Orten zum Beispiel können Gäste kostenfrei Bus fahren, in manchen aber nicht.
Thüringen ein einziger Freizeitpark
Um solchen Verwirrungen künftig aus dem Weg zu gehen, schwebt dem Naturpark Thüringer Wald eine digitale All-Inklusive-Card für ganz Thüringen vor. Irgendwann einmal soll jeder Übernachtungsgast im Thüringer Wald diese angeboten bekommen. Einmal bezahlt, kann er sämtliche Freizeitangebote im Freistaat nutzen, ähnlich wie in einem Freizeitpark.
Digitale Gästekarte mit vielen Vorteilen
Das Ganze soll möglichst einfach funktionieren. Der Gast bekommt die Card digital auf sein Handy. Vorteil zum Beispiel wäre, er könnte schon auf der Anreise einen Abstecher ins Museum nach Weimar machen oder am Abreisetag noch bis zur letzten Sekunde in einer Therme relaxen. Der Tourist wäre lange in Thüringen und würde vor allem Geld im Freistaat lassen. Touristiker sehen noch einen weiteren Vorteil. Mit der digitalen Gästekarte lassen sich Besucherströme lenken. An regnerischen Tagen könnten die Touristen dann gezielt zu Indoor-Attraktionen geleitet werden, ohne das diese überfüllen.
Die geschätzten Kosten für die digitale Technik, Software und notwendigen Scan- und Lesegeräte liegen bei rund 1,3 Millionen Euro. Im Wirtschaftsministerium hat es nach MDR THÜRINGEN Informationen nicht nur eine Beratung zum Thema gegeben. Fördermittel sind sogar in Aussicht gestellt worden. Und es wurde dabei nach MDR THÜRINGEN Informationen vereinbart, dass der Regionalverbund Thüringer Wald die Förderanträge stellt. Das ist gründlich in die Hose gegangen.
Keine Gemeinnützigkeit - Kein Geld
"Wir haben uns das auch anders vorgestellt", sagt Marietta Schlütter, die Geschäftsführerin des Regionalverbundes Thüringer Wald. "Uns ist bescheinigt worden, dass wir nicht förderfähig sind", so Schlütter. Weder Naturpark Thüringer Wald noch Regionalverbund Thüringer Wald sind gemeinnützige Institutionen. Das müssten sie aber sein, um Fördergeld zu bekommen.
Die Mitarbeiter im Naturpark setzen nun auf das Infrastrukturministerium. Dort können digitale Projekte direkt über Landkreise gestellt werden. Mit im Boot sind der Landkreise Schmalkalden-Meiningen und der Kreis Hildburghausen. Die Gespräche dazu laufen.
Digitales Meldesystem kommt
Thüringen ist immerhin gerade dabei, ein einheitliches Meldesystem etablieren. Damit müssen vom Gast künftig keine Papierzettel mehr ausgefüllt und von den Gastgebern archiviert werden. Sämtliche Kommunen im Freistaat ziehen mit und haben die entsprechenden Gelder bereits in ihren Haushalten. Anders jedoch sieht es bei digitalen Gästekarten aus. Dafür müsste ein Zusatzmodul für je 8.000 Euro angeschafft werden.
MDR
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 15. März 2022 | 11:30 Uhr
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