MDR Redakteur Guido Fischer  - Thüringer Landtag
MDR-Redakteur Guido Fischer zum neuen Thüringentrend. Bildrechte: punctum.Fotografie/ Alexander Schmidt - dpa

Kommentar Thüringentrend: Ein dramatischer Absturz und ein großes Buhlen

18. Juni 2024, 10:42 Uhr

Die MDR-Umfrage Thüringentrend zeigt, dass neue Mehrheiten bei der Landtagswahl im Herbst möglich sind. Alle buhlen um die Gunst des populistisch agierenden Newcomers in der Thüringer Politik. Zudem ist das Rennen um Platz eins wieder offen. Ein Kommentar von MDR-Redakteur Guido Fischer.

Schon zu Beginn des Landtagswahlkampfes ist eines klar: Rot-Rot-Grün ist Geschichte. Alle drei Thüringer Regierungsparteien starten mit einem Umfrage-Minus in die letzten zehn Wochen vor der Wahl. Das parlamentarische Überleben der Grünen scheint auch aufgrund der schlechten Werte ihrer weitgehend unbekannten Spitzenkandidatin Madeleine Henfling ungewiss. Selbst die SPD rutscht mit nur noch sieben Prozent und der Berliner Ampel wie einem Klotz am Bein näher an die Fünf-Prozent-Hürde.

Dramatischer Absturz der Linkspartei

Geradezu dramatisch und persönlich tragisch ist der Absturz der Linken und ihrer Galionsfigur Bodo Ramelow. Obwohl der Ministerpräsident mit Abstand der beliebteste Politiker bleibt, ist seine Partei auf ein Drittel ihrer vergangenen Wahlergebnisse geschrumpft. Umfrageergebnisse sind keine Wahlergebnisse, aber eine Aufholjagd der Linken zu der doppelt bis dreimal so starken Konkurrenz aus BSW, CDU und AfD scheint ausgeschlossen.

BSW mit guten Chancen auf Regierungsbeteiligung

Das liegt vor allem daran, dass Ramelow Konkurrenz aus dem eigenen Laden erwachsen ist. Das neugegründete Bündnis Sahra Wagenknecht schießt nach seinem Erfolg bei der Europawahl weiter nach oben. Mit jetzt 21 Prozent liegt die neue Partei schon fast auf Augenhöhe mit der Union. Und sie hat gute Chancen an der nächsten Landesregierung beteiligt zu sein. Alle anderen Parteien buhlen um die Gunst der populistisch agierenden Newcomer. Die selbsternannten Links-Konservativen vom BSW schließen bis auf die AfD keinen Bündnispartner aus.

Vorsprung der AfD auf die CDU schmilzt weiter

Überhaupt die AfD - zwar liegt die Partei des Rechtsextremisten Björn Höcke mit 28 Prozent weiter vorne, aber ihr Vorsprung auf die Union schmilzt weiter dahin. 13 Prozentpunkte waren es im vergangenen Sommer, neun im März - nun sind es noch fünf. Die CDU mit ihrem Vorsitzenden Mario Voigt ist in Schlagdistanz. Das Rennen um Platz eins ist offen. Und es gibt genügend Beispiele, dass Unionspolitiker enge Rennen mit der AfD auf den letzten Metern noch für sich entschieden haben. Mario Voigt wird sich da Tipps bei Michael Kretschmer in Sachsen oder Reiner Haseloff in Sachsen-Anhalt holen.

Was, wenn der Höhenflug des BSW weitergeht?

Aber: Auch Voigts Ambitionen auf das Ministerpräsidentenamt kann das BSW noch torpedieren. Denn die Umfrage zeigt ebenfalls: Eine Mehrheit von 58 Prozent der CDU und gar 61 Prozent der AfD-Anhänger findet das Aufkommen des BSW gut. Noch wächst das BSW nicht auf Kosten der CDU, sondern zu Lasten der Linken, AfD und der SPD. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der Höhenflug der neuen Partei auch nach dieser Umfrage weiter geht und sie damit die Union noch überflügeln kann.

Anmerkung der Redaktion: Zum Thüringentrend und den Folgen können Sie hier unter dem Beitrag kommentieren.

MDR (rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 18. Juni 2024 | 19:00 Uhr

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