Ingrid Schindler neben Bodo Ramelow
Die Talisa-Geschäftsführerin Ingrid Schindler bei einer Veranstaltung(Archivbild). Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Betrugsverdacht Thüringer Sozialverein Talisa kündigt Geschäftsführerin

23. Mai 2023, 15:34 Uhr

Die Thüringer Arbeitsloseninitiative Talisa steht im Verdacht, bei der Verwendung von Fördermitteln betrogen zu haben. Aus diesem Grund hat der Verein nun seiner langjährigen Geschäftsführerin Ingrid Schindler gekündigt. Die Staatsanwaltschaft Erfurt ermittelt wegen des Verdachts auf Fördermittelbetrug. Schindler hatte die Vorwürfe bisher immer bestritten.

Die Thüringer Arbeitsloseninitiative Talisa hat sich von ihrer langjährigen Geschäftsführerin Ingrid Schindler getrennt. Wie der Verein am Montagabend mitteilte, wurde sie bereits Anfang Mai beurlaubt.

Zudem sei Schindler selbst auch als Vorsitzende des Vereins Talisa zurückgetreten. Dazu habe es in der vergangenen Woche eine außerordentliche Delegiertenversammlung gegeben. In deren Nachgang habe der Vorstand des Vereins der beurlaubten Geschäftsführerin gekündigt.

Talisa-Projekte nur auf dem Papier

Hintergrund sind nach Angaben des Vereins die Vorwürfe gegen Schindler und Talisa im Zusammenhang mit öffentlich geförderten Projekten. MDR THÜRINGEN hatte im vergangenen Frühjahr öffentlich gemacht, dass verschiedene Projekte im Raum Sömmerda offensichtlich nur auf dem Papier existiert haben. Dafür soll der Verein aber weit über 100.000 Euro an Landesförderung kassiert haben.

Sitz der Arbeitsloseninitiative Talisa
Gegen die Arbeitsloseninitiative Talisa und ihre gekündigte Geschäftsführerin wird wegen des Verdachts auf Fördermittelbetrug ermittelt. Bildrechte: MDR/Carmen Fiedler

Thüringen fordert 30.000 Euro zurück

Im Zuge der Veröffentlichung hatte das Landesverwaltungsamt, das für die Ausgabe der Gelder zuständig ist, mit einer Tiefenprüfung begonnen und eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Erfurt gestellt. Diese ermittelt inzwischen gegen den Verein und Ingrid Schindler wegen des Verdachts auf Fördermittelbetrug.

Zudem gibt es weitere Vorwürfe gegen den Verein beim Verwenden von Fördermitteln für Projekte in Gera und Erfurt. MDR THÜRINGEN hatte Anfang April dieses Jahres öffentlich gemacht, dass die Thüringer Wirtschaftsfördergesellschaft GFAW bereits im vergangenen Jahr Rückforderungen an den Verein in Höhe von rund 30.000 Euro gestellt hatte.

Ausblick aus einer der vielen Sozialbauwohnungen in Dresden Prohlis.
In Dresden-Prohlis, einer Plattenbausiedlung im Südosten der sächsischen Landeshauptstadt, leben 10.000 Menschen Tür an Tür auf engstem Raum miteinander. Rentner, Hartz-IV-Empfänger, AFD-Wähler, DDR-Nostalgiker, Neonazis und Geflüchtete. Der Ausblick aus einer der vielen Sozialbauwohnungen in Dresden Prohlis. Bildrechte: MDR/Moritz Dehler

Neue Talisa-Vorsitzende ist Dana Franke

Hintergrund war der Vorwurf der GFAW an den Verein, Gelder nicht zweckgemäß verwendet zu haben. Der Verein hatte in den vergangenen Jahren mehrere Millionen an Landesförderungen kassiert. Diese gesamten Zuwendungen stehen alle auf dem Prüfstand. Schindler hatte die Vorwürfe bisher immer bestritten.

Ingrid Schindler war seit gut zehn Jahren die Vorsitzende des Vereins. Als neue Vorsitzende wurde in der vergangenen Woche Dana Franke gewählt, die Gothaer Regionalleiterin von Talisa.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 23. Mai 2023 | 13:00 Uhr

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