Kreis Hildburghausen Nach Anschlag auf Kreuzkirche: Polizei prüft Zusammenhang mit Neonazi-Aufmarsch
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14. November 2022, 13:43 Uhr
Schon zum zweiten Mal hat die Kreuzkirche in Schleusingen einen Anschlag erlebt. In der Nacht zum Sonntag haben Unbekannte eine übel riechende Flüssigkeit gegen die Kirchentür geschüttet. Das Gotteshaus ist jetzt wie schon 2020 für Monate nicht mehr nutzbar.
Der Geruch ist ekelhaft und wird stärker, je näher man der Kirchentür kommt. Auf dem Holz und den Steinplatten am Boden sieht man noch die Spuren der Flüssigkeit. Reinhard Hotop von der Schleusinger Kirchgemeinde zeigt auf den Spalt unterhalb der Tür. "Genau dort ist das Zeug ins Innere auf die Fußmatten gelaufen", sagt er.
Die Schadenshöhe steht laut Polizei noch nicht ganz fest. Aber Hotop ist sich sicher, dass die Steinplatten aufwendig saniert werden müssen. Der am kommenden Sonntag geplante Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag kann in der Kreuzkirche nicht stattfinden. Dort sollte den Verstorbenen gedacht werden. Im Grunde treffe der Anschlag auch jeden Trauernden.
Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung
Die Kriminalpolizei war am Sonntag vor Ort und hat Spuren gesichert. Bei der Substanz handelt es sich nach Angaben einer Sprecherin mit hoher Wahrscheinlichkeit um Buttersäure. Eine genaue Analyse steht noch aus. Die Polizisten haben Proben genommen und sie in ein Labor geschickt.
Die Tatzeit wurde von den Beamten auf Samstagabend gegen 19:30 Uhr bis Sonntagmorgen 10:45 Uhr eingegrenzt. Einen Tatverdächtigen konnte die Polizei bisher noch nicht ermitteln. Große Hoffnungen, dass ein Täter ermittelt wird, hat Reinhard Hotop nicht.
Die Polizei nehme die Sache zwar sehr ernst und ermittle intensiv, aber wie vor zwei Jahren auch gibt es laut Hotop keine Zeugen oder andere Hinweise. "Außer der chemischen Analyse, was will man hier noch für Spuren finden?"
Zusammenhang mit Neonazi-Aufmarsch wird geprüft
Hotop allerdings sieht zumindest einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Friedensgebet am Samstagabend vor der Kreuzkirche. Diese sei eine Gegenveranstaltung zum sogenannten "Heldengedenken", welches das extrem rechte Bündnis "Zukunft Hildburghausen" jedes Jahr am Abend vor dem Volkstrauertag in Schleusingen durchführt.
Dabei marschieren Rechtsradikale durch die Innenstadt zum Denkmal für Kriegsopfer auf dem Schmuckplatz. "Wir hatten unser Friedensgebet am Samstagabend und unmittelbar danach muss das passiert sein." Ähnlich sei es auch 2020 gelaufen. Auch damals sei das Friedensgebet öffentlich angekündigt worden. "Am Morgen danach war das Fenster zur Sakristei eingeschlagen und Buttersäure im Inneren verteilt worden", so Hotop. Die Polizei prüft einen Zusammenhang.
Diejenigen, die uns treffen wollen, treffen uns damit.
"Es hört einfach nicht auf", macht Hotop seinem Herzen Luft. Natürlich werde die Kirchgemeinde mit den Friedensgebeten weiter machen, dennoch mache sich langsam Resignation breit. "Sie treffen uns damit, das muss ich schon sagen. Diejenigen, die uns treffen wollen, treffen uns damit."
MDR (jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. November 2022 | 17:00 Uhr