Integration Flüchtlinge schneller in Arbeit: Kommunen befürworten Ramelow-Vorschlag

14. Oktober 2023, 10:17 Uhr

Die meisten Thüringer Kreise und kreisfreien Städte unterstützen den Vorschlag von Ministerpräsident Ramelow, Flüchtlinge schneller in Arbeit zu bringen. Uneinigkeit gibt es aber darüber, verpflichtende Sprach- und Integrationskurse zu kürzen. Das hatte Ramelow gefordert.

Der Großteil der Thüringer Kreise und kreisfreien Städte unterstützt generell den Vorschlag von Bodo Ramelow, Flüchtlinge schneller in Arbeit zu bringen. Das geht aus einer Abfrage von MDR THÜRINGEN unter den Kommunen hervor. Die Verkürzung von verpflichtenden Integrations- und Sprachkursen lehnen die meisten Kreise jedoch weitgehend ab. Sie halten diese für notwendig, da die Sprache auch für Hilfstätigkeiten unverzichtbar sei.

Ramelow hatte vor einigen Tagen gesagt, er halte die verpflichtenden Kurse teilweise für überflüssig. Die Unternehmen stünden als Arbeitgeber bereit und bräuchten jede Hand.

Eichsfeld oder Gera fordern mehr Flexibilität

Das Eichsfeld, die Stadt Gera, der Kreis Greiz, der Kreis Gotha und die Stadt Weimar sprechen sich auf Nachfrage explizit gegen gekürzte Integrations- und Sprachkurse aus. Sie fordern gleichzeitig aber mehr Flexibilität für Teilnehmer oder beispielsweise berufsbegleitende Kurse.

Die Landrätin von Schmalkalden-Meiningen, Peggy Greiser (pl.), sieht Ramelows Idee dagegen mit eher gemischten Gefühlen. So beobachtet ihr Kreis zum Beispiel, dass Unternehmen zurückhaltender geworden sind, was die Beschäftigung von Menschen ohne Sprachkenntnisse angeht. Knackpunkt sind ihrer Meinung nach vielmehr die zum Teil sehr langen Wartezeiten für Kurse. Eine Alternative könnten daher digitale oder hybride Angebote sein.

Zuspruch auch von AfD-Landrat

"Grundsätzliche" befürwortet auch Sonnebergs AfD-Landrat Robert Sesselmann Ramelows Vorschlag, Geflüchteten eine schnellere Arbeitsgenehmigung zu erteilen. Darüber hinaus unterstützt Sesselmann aber vor allem "die Forderung des Deutschen Landkreistags für eine zügige Umstellung von Geld- auf Sachleistungen für Flüchtlinge".

Ilm-Kreis offen für Kurs-Kürzungen

Generell offen, die Sprachkurse abzukürzen oder zu streichen, zeigte sich die Landrätin des Ilm-Kreises, Petra Enders (pl.). Ihrer Meinung nach könnten benötigte Sprachkenntnisse auch bei der Arbeit vermittelt werden. Auch sei der Einsatz von Sprachmittlern durch den Arbeitgeber denkbar. Grundsätzlich seien im Ilm-Kreis 50 Prozent der erwerbsfähigen Flüchtlinge dem Helferniveau zuzuordnen - sprich, sie können unterstützende Arbeiten ausführen, wie verpacken, Transporte ent- oder beladen oder auch bestimmte Maschinen bedienen.

Im Ilm-Kreis findet am 17. Oktober für alle anerkannten Flüchtlinge eine Stellenbörse in der Festhalle in Ilmenau statt. Organisiert wird die Veranstaltung unter anderem von der Agentur für Arbeit Thüringen und dem Jobcenter. Die Flüchtlinge sollen kurze Steckbriefe zu Erfahrungen und Wünschen mitbringen. Insgesamt stellen sich 35 Unternehmen an Ständen vor.

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MDR (med/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. Oktober 2023 | 18:00 Uhr

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