Wahlkampfstände verschiedener Parteien auf dem Marktplatz einer Innenstadt.
Der Film "Arena 196" erzählt vom Bundestagswahlkampf im Wahlkreis 196 in Südthüringen. Er umfasst die Stadt Suhl sowie die Landkreise Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg. Bildrechte: barnsteiner-film

"Arena 196 – Zwischen Wende, Wahl und Wirklichkeit" Wie ein Dok-Film den turbulenten Wahlkampf 2021 in Thüringen begleitet

26. Oktober 2023, 05:01 Uhr

Der Dokumentarfilm "Arena 196 – Zwischen Wende, Wahl und Wirklichkeit" von Yvonne und Wolfgang Andrä handelt von der Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis 196. Das ist der Wahlkreis in Thüringen, in dem damals der frühere Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, für die CDU kandidierte. Der Film zeigt eine Begegnung mit lebendiger Demokratie und ist für seine Macher auch eine Liebeserklärung an Südthüringen. Er läuft seit Donnerstag (26.10.) in den deutschen Kinos.

Ortseingangsschild von Suhl, im Hintergrund sind Wahlplakate und eine bergige Waldlanschaft zu sehen.
Der Wahlkreis 196 sorgte beim Bundestagswahlkampf für besonders viele Schlagzeilen. Hier trat Hans-Georg Maaßen für die CDU gegen fünf andere Bewerber an. Bildrechte: barnsteiner-film

Seit Donnerstag läuft der Dokumentarfilm "Arena 196 – Zwischen Wende, Wahl und Wirklichkeit" offiziell in den deutschen Kinos. Er wirft einen Blick auf den Bundestagswahlkampf 2021 in Thüringen. Für die Doku haben die Filmemacher Yvonne und Wolfgang Andrä mehrere Kandidaten bei ihrem Wahlkampf begleitet. Die Idee zum Film kam, als bekannt wurde, dass der frühere Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, für die CDU in Thüringen antritt, berichtet Andrä bei MDR KULTUR.

Hans-Georg Maaßen und die AfD kein Interesse am Filmprojekt

Hans-Georg Maaßen hat laut Filmemacherin Andrä das Kamerateam jedoch nach der Einmischung der Plattform Campact wieder ausgeschlossen - offizielle Begründung: Strategieänderung. Jürgen Treutler, Kandidat der AfD, habe eine Beteiligung an dem Filmprojekt im Vorhinein abgelehnt. Auch diese Absage sei Teil des Films, sagte Andrä bei MDR KULTUR, da von Seiten der AfD oft der Vorwurf lautete: Man sei aus allem ausgeschlossen. Hier hätten sich die Kandidaten der AfD selbst ausgeschlossen.

Bei den anderen fünf Kandidaten (Linke, Grüne, FDP, ÖDP und SPD) ist laut Andrä schon nach wenigen Drehtagen eine große Offenheit entstanden. Vertrauensbildend sei ein Vertrag gewesen, den man vor den Dreharbeiten aufgesetzt habe. Demnach konnten die Kandidaten selbst entscheiden, an welchen Tagen sie vom Kamerateam begleitet werden wollten und wann nicht aufgenommen werden darf. Auch noch 24 Stunden danach war es möglich zu sagen: Das darf nicht verwendet werden. Alle Beteiligten wurden am Ende zum Filmschnitt geholt. Maaßen haben dieses Angebot nicht angenommen, so Andrä.

Strategische Wahlempfehlung von Campact mischt Wahlkampf auf

Heftige Auswirkungen auf den Wahlkampf hat nach Aussage der Filmemacherin schließlich die Einmischung des Vereins Campact gehabt. Um den Kandidaten Hans-Georg Maaßen zu verhindern, rief Campact zur strategischen Wahlempfehlung auf. Der Begünstigte war Frank Ullrich von der SPD. Dadurch waren wiederum Linke und Grüne unter Druck gesetzt.

Während die Linke vor Ort sich gegen eine Wahlempfehlung entschied, rief der Bundesgeschäftsführer der Grünen offiziell von Berlin auf zur Wahl von Frank Ullrich. Daraufhin sah sich der Linke-Kandidat Sandro Witt massiven Anfeindungen ausgesetzt. Regisseurin Andrä beschreibt als Pyrrhussieg: Einerseits habe man so Maaßen verhindert, doch zugleich zwei Kandidaten verbrannt – Linke sowohl Grüne sind aus der Regierung ausgestiegen.

Mitglieder der Partei "Die Linke" im Wahlkampf auf einer Straße.
Der Politiker Sandro Witt ist einer der Politiker, die der Film beim Wahlkampf begleitet. Bildrechte: barnsteiner-film

Eine Begegnung mit lebendiger Demokratie

Letztendlich habe die Arbeit an diesem Film gezeigt, dass wir mehr Achtung haben sollten vor denen, die sich auf die Straße stellten und den Bürgern begegneten, betont Andrä. Eine andere Erkenntnis sei, dass man den Wählerinnen und Wählern mehr vertrauen sollte. Der Film zeige eine Begegnung mit lebendiger Demokratie und ist dabei auch noch unterhaltsam. Und eine Liebeserklärung an Südthüringen sei er auch.

Informationen zum Film zum Ausklappen:

"Arena 196 – Zwischen Wende, Wahl und Wirklichkeit"
Dokumentarfilm von Yvonne und Wolfgang Andrä
Kinostart: 26. Oktober 2023

Länge: 106 Minuten
Ohne FSK-Beschränkung

Mit der Kandidatin und den Kandidaten der Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis 196: Stephanie Erben (Bd. ‚90/DIE GRÜNEN), Hans-Georg Maaßen (CDU), Frank Ullrich (SPD), Gerald Ullrich (FDP), Stefan Schellenberg (ÖDP), Sandro Witt (Die LINKE) und CAMPACT-Kampagnenleiter Chris Methmann.

Außerdem mit dem Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow, der Biathletin Kati Wilhelm, dem Geschäftsführer Thüringen Alpin Axel Müller, dem Bürgermeister Rainer Gier, dem ehemaligen Geschäftsführer der Viba Karl Heinz Einhäuser, dem Stadtrat von Schmalkalden Eckhard Simon, dem Geschäftsführer 4pi Systeme & Sternwarte/Astronomiemuseum Sonneberg Peter Kroll und vielen Menschen aus dem Wahlkreis 196.

Das ausführliche Gespräch mit der Filmemacherin Yvonne Andrä finden Sie am Anfang des Artikels.

Quelle: MDR KULTUR (Stefan Blattner, Stefan Petraschewsky)
Redaktionelle Bearbeitung: jb

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Oktober 2023 | 08:40 Uhr

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