Landespolitik Trotz CDU-Absage: Ramelow schließt Dreierkoalition mit BSW nicht aus
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20. Juni 2024, 11:49 Uhr
Im September wird in Thüringen der Landtag gewählt. Laut Umfrage verliert die Linke weiter. Ministerpräsident Ramelow will eine BSW-Koalition nicht ausschließen und sieht das CDU-Verhalten als "geradezu absurd" an.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow schließt eine Dreierkoalition mit der CDU und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nach der Landtagswahl im September nicht aus.
"Erst einmal kämpfe ich darum, dass meine Partei am 1. September von den Wählerinnen und Wählern den Auftrag bekommt, die Regierung zu bilden", sagte der Linken-Politiker der "Rheinischen Post" am Donnerstag, der mit schlechten Umfragewerten zu kämpfen hat. Die einzige Partei, mit der die Linke nicht zusammenarbeiten werde, sei die AfD. "Mit allen anderen Parteien werde ich daran arbeiten, zu einer mehrheitsfähigen Regierung zu kommen."
Ramelow wies darauf hin, dass es nach den aktuellen Umfragen, etwa vom MDR, "im Moment keine erkennbaren Mehrheiten nach einem verlässlichen Muster" gebe. Dass die Landes-CDU die Linke verteufele, aber mit dem BSW die Zusammenarbeit nicht ausschließe, sei "geradezu absurd". Die meisten Gründungsmitglieder des BSW hatten ebenso wie die Namensgeberin Sahra Wagenknecht zuvor der Linken angehört.
Ramelow: Wagenknecht ist "Phantom-Kandidatin"
Auf die Frage, ob er in seiner Partei eine Koalition mit dem BSW nach dem Austritt von Wagenknecht und ihren Gefolgsleuten aus der Linken vermitteln könne, erklärte Ramelow: "Wenn man sich die aktuellen Umfragen anschaut, ist das paradox: Das BSW legt gerade zu. Dabei ist Sahra Wagenknecht eine Phantom-Kandidatin." Das sei sie auch schon bei der Europa- und Kommunalwahl gewesen. "Sie ist auf allen Plakaten zu sehen, aber sie kandidiert in Thüringen nirgends."
Vor Kurzem hatte Ramelow ausgeschlossen, erneut wie in den vergangenen Jahren eine Minderheitsregierung in Thüringen zu führen, die auf Stimmen der Opposition angewiesen ist.
Dabei ist Sahra Wagenknecht eine Phantom-Kandidatin.
Rund zweieinhalb Monate vor der Landtagswahl in Thüringen zeichnet sich laut einer aktuellen MDR-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap eine schwierige Regierungsbildung ab. Demnach liegt die AfD derzeit mit 28 Prozent klar auf Platz eins. Die CDU kommt der Umfrage zufolge auf 23 Prozent, knapp dahinter liegt das BSW mit 21 Prozent. Die Linke käme nur noch auf elf Prozent und die SPD auf sieben Prozent. Grüne und FDP wären nicht mehr im Landtag vertreten.
Da bisher alle anderen Parteien inklusive des BSW ein Bündnis mit der AfD ausgeschlossen haben, käme bei einem solchen Ergebnis nach jetzigem Stand nur eine Regierungsbildung des BSW infrage. Auch die CDU hat ein solches Bündnis nicht ausgeschlossen.
CDU-Chef Voigt: BSW realitätsnäher als Grüne, Linke oder SPD
Thüringens CDU-Chef Mario Voigt sagte dem Berliner "Tagesspiegel" am Donnerstag, dass er mehr inhaltliche Überschneidungen seiner Partei mit dem BSW als mit Grünen, SPD und Linken sehe. Allerdings halte er das Bündnis "für eine große Blackbox". Es gebe bisher kaum Kandidaten der Partei. "Aber was ich zu den Themen Migration und Bildung hier in Thüringen vom BSW höre, das ist realitätsnäher als das, was ich von Grünen, Linken oder SPD höre", sagte Voigt, der bei der Landtagswahl im Herbst Ministerpräsident werden will.
Ich halte das Bündnis für eine große Blackbox.
Thüringer SPD hält BSW-Zusammenarbeit für denkbar
Thüringens SPD-Chef Georg Maier hält eine Zusammenarbeit mit dem BSW nach der Landtagswahl für denkbar. Die SPD arbeite mit allen demokratischen Parteien zusammen, sagte Maier MDR THÜRINGEN. Die AfD gehöre nicht dazu. Für Maier gibt es ebenso noch keine Klarheit über das politisches Programm des BSW. Bisher stehe diese Partei vor allem für populistische Parolen und Putin-Nähe. Wichtig sei, eine Politik für Thüringen zu machen, etwa in den Bereichen Bildung, Krankenhäuser und Migration.
Wagenknecht strebt Ministerpräsidenten-Stelle für BSW in Thüringen an
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht geht unterdessen noch einen Schritt weiter. Sie hält ihre neue Partei nach den Landtagswahlen in Ostdeutschland für regierungsfähig und will in Thüringen sogar die nächste Ministerpräsidentin stellen. "Ich habe keinen Zweifel, dass wir gute Persönlichkeiten haben, die Aufgaben in einer Landesregierung übernehmen können", sagte Wagenknecht am Donnerstag dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Sie verwies auf die "langjährige administrative Erfahrung" der Thüringer Spitzenkandidatin Katja Wolf hervor, die seit 2012 Oberbürgermeisterin in Eisenach ist, aber nun für den Landtag kandidieren möchte.
Wir wollen nicht um jeden Preis in eine Regierung. Wir müssen schon liefern, wenn wir regieren.
Wolf bringe mit, "was es für das Amt als Ministerin oder auch Ministerpräsidentin braucht - wenn wir stärker als die CDU werden, was natürlich das Beste wäre", sagte Wagenknecht. Dennoch werde das BSW ohne Koalitionsaussage in die Wahlen gehen. "Wir wollen nicht um jeden Preis in eine Regierung. Wir müssen schon liefern, wenn wir regieren", betonte Wagenknecht.
MDR (rom)/dpa/afp
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 20. Juni 2024 | 12:00 Uhr
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