Gesundheit Das zähe Leiden: Warum Kinder und Jugendliche so lange auf Psychotherapieplätze warten
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10. September 2023, 06:00 Uhr
Immer mehr Menschen leiden in Thüringen an psychischen Krankheiten. Für Kinder und Jugendliche ist die lange und mühsame Suche nach einem Therapieplatz oft besonders strapaziös.
- Ein 16-Jähriger erzählt von seiner Depression und der langen Suche nach einem Therapieplatz.
- Ein Klinikdirektor spricht sich gegen mehr Kassensitze für neue Therapeutenstellen aus.
- Eine Kita-Erzieherin spricht von "furchtbaren Zuständen" bei der Versorgung für kleine Kinder.
"Es jemandem zu erzählen, hat mich so viel Kraft gekostet. An dem Tag, als ich es meiner besten Freundin gesagt habe, ging es mir so schlecht." Linus ist 16, er sitzt an einem späten Montagnachmittag im August zum Eis in einem Erfurter Café. Er hat zu diesem Zeitpunkt schon einen langen Schultag in den Knochen - das Interview will er trotzdem geben.
Linus erzählt von den vergangenen zwei Jahren: Davon, wie lange er Panikattacken und depressive Phasen für sich behielt. Wie sich seine Erkrankung irgendwann aber kaum mehr ignorieren ließ. "Eine Panikattacke kommt bei mir meistens dann, wenn viele Menschen um mich herum sind. Ich fange an zu zittern", sagt Linus, "mir wird übel und mein Hals schnürt sich zu."
Wichtiger Hinweis für psychisch Erkrankte
Am Ende dieses Textes finden Sie eine Sammlung von Hilfsangeboten. Doch schon hier verweisen wir auf die Nummer der Depressionshilfe.
Wenn Sie selbst unter einer Depression leiden oder Beratung für eine Ihnen nahestehende Person suchen, erreichen Sie das kostenfreie Info-Telefon der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention über 0800 3344 533.
Harte Monate für die gesamte Familie
Auch für Linus Familie waren die vergangenen Monate hart: "Man fragt vorher natürlich auch immer, ob alles passt - aber du musst dich auch darauf verlassen, was dein Kind dir sagt", erzählt seine Mutter am Telefon. "Irgendwann kam dann der Anruf vom Schulsozialpädagogen." Ihm hatte sich Linus anvertraut, bis er dann auch die nötige Kraft für das Gespräch mit den Eltern fand.
Mich hat es an meine Grenzen gebracht.
Linus Mama hat seitdem viel Energie und Zeit in die Suche nach einem Therapieplatz gesteckt: "Mich hat es an meine Grenzen gebracht: Die Praxen haben vollkommen unterschiedliche Sprechzeiten. Und dann ging oft niemand ans Telefon, oder es gab bei einigen noch nicht mal eine Warteliste." Da die Familie im Erfurter Umland wohnt, hätten sie auch in Sömmerda und in Weimar gesucht, sagt die Mutter: "Da hätten wir auch die Fahrten in Kauf genommen." Ein halbes Jahr haben sie es probiert - 30 Therapiepraxen auf eigene Faust kontaktiert.
Bei einer psychischen Erkrankung kannst du als Mutter nichts machen.
Auch eine andere Mutter, die aber anonym bleiben möchte, schildert dem MDR ihre Verzweiflung: "Wenn dein Kind Fieber hat, machst du kalte Umschläge und kochst Tee, wenn es sich den Arm bricht, fährst du in die Notaufnahme. Aber bei einer psychischen Erkrankung kannst du als Mutter nichts machen."
Schlecht behandelte Depression häufigster Suizid-Grund
Eigentlich ist Linus Geschichte - so traurig das klingt - zur immer gleichen Erzählung geworden: Dass es viele Menschen gibt, die auf psychologische Hilfe warten und zu wenige Therapieplätze beklagen - all das war, nicht zuletzt während und nach der Corona-Pandemie, gefühlt Dauerthema.
Fragt sich nur: Was macht eigentlich das lange Warten auf einen Therapieplatz mit den Kindern und ihren Familien? Und was müsste sich ändern, damit sich die Versorgungslage in Thüringen für jene verbessert, die dringend Hilfe brauchen? Immerhin sind "nicht optimal behandelte psychische Erkrankungen" die Hauptgründe für die im Schnitt 25 Suizide pro Tag in Deutschland. So hält es die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention anlässlich des Weltsuizidpräventionstags am 10. September fest.
Immer öfter Erkrankungen - mit heftigen Folgen
Fakt ist: Immer mehr Menschen werden psychisch krank. Vor allem bei jungen Menschen sind die Fallzahlen hoch: So ließen sich laut einer Übersicht der Thüringer Kliniken im Jahr 2022 rund ein Viertel mehr Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren stationär wegen Depressionen und Angststörungen behandeln als noch 2019. Mit heftigen Folgen: Selbstverletzendes Verhalten wie Ritzen oder Essstörungen sind keine Seltenheit.
Oft verpassen die Schülerinnen und Schüler dann auch Unterricht - im Idealfall, so schildert es eine Mutter dem MDR, können sie das Jahr wiederholen. Immer wieder führen die Erkrankungen aber auch dazu, dass die jungen Menschen ihren Schulabschluss nicht packen.
Pandemie als Auslöser
Auch die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) hat über die vergangenen Jahre einen deutlich gestiegenen Bedarf an psychotherapeutischen Angeboten festgestellt: Ein Indikator dafür ist, wie viele Menschen sich über die kostenfreie Rufnummer 116 117 bei der sogenannten Termin-Servicestelle melden. Dabei werden Menschen erfasst, die sich an die Terminsuche der KVT wenden und hoffen, darüber eines der begehrten Erstgespräche vermittelt zu bekommen.
2017 suchten 1.237 Menschen diesen Weg. Unmittelbar vor der Pandemie, 2019, waren es 3.465. Bis die Zahl im vergangenen Jahr auf ein Hoch von 7.188 stieg. Konkret mit Blick auf die Kinder- und Jugendpsychotherapie (KJP) zeigt die Grafik auch dort einen deutlichen Anstieg. 2019 konnten 228 junge Menschen in eine erste Sprechstunde vermittelt werden. 2022 lag diese Zahl bereits bei 507 - mehr als doppelt so hoch.
Fünf Monate Warten ist normal
Längere Wartezeiten, längere Behandlungs- und auch Erholungszeiten: All das ist spätestens seit der Pandemie Realität. Auch eine vom Bundestag ausgewertete Studie kam 2019 auf eine Wartezeit für einen Therapieplatz von fünf Monaten. Thüringen ist da kein Ausreißer. Betroffene wie Linus Familie, aber auch die Bundespsychotherapeutenkammer fordern daher mehr zugelassene Therapeutinnen und Therapeuten.
Rechnerisch genug Therapeuten - und in der Praxis?
Gut sieht die Versorgungslage lediglich auf dem Papier aus: Über die vergangenen 15 Jahre stieg die Zahl der Therapeutinnen und Therapeuten im Freistaat. 2008 waren es laut KVT noch 247, 2022 bereits 640. 181 davon sind Kinder- und Jugendtherapeuten; hinzu kommen noch einmal 20 Kinder- und Jugendpsychiater.
Im Schnitt kommen in Thüringen 4.815 Menschen auf einen Therapeuten. Im Bundesdurchschnitt sind es nach Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 4.444. Rein rechnerisch ist die Lage in Jena und Erfurt am besten, dort kommen rund 2.500 Menschen auf einen Therapieplatz. Im Ilm-Kreis sind es mit 5.546 am meisten. Wobei die rechnerisch bessere Versorgung in den Ballungszentren nicht heißt, dass es dort einfacher ist, einen Platz zu finden.
Dieses Problem tritt am häufigsten in Erfurt auf.
Unberücksichtigt ist dabei nämlich, welche Bedarfe die Menschen in der Region haben, ob also die Städter zum Beispiel eventuell mehr Bedarf haben. Die KVT stellt auf jeden Fall fest: "Im Durchschnitt können wir etwa 20 Anfragen, die unsere TSS monatlich erreichen, nicht vermitteln, da nicht ausreichend Termine vorhanden sind. Dieses Problem tritt am häufigsten in Erfurt auf."
Einfach neue Praxis aufmachen geht nicht
Therapeuten können aber nicht einfach eine Praxis für gesetzlich Versicherte aufmachen und loslegen. Sie müssen sich auf einen der mittlerweile sehr begehrten Kassensitze bewerben. Diese Kassensitze, quasi die Lizenzen für die Eröffnung oder das Betreiben einer Praxis, sind begrenzt. Lediglich 2019 schuf der "Gemeinsame Bundesausschuss" - zum ersten Mal nach 1999 - 800 neue Sitze.
Über eine bundesweit gültige Bedarfsplanungsrichtlinie ist dann festgelegt, wo wie viele Sitze rechnerisch nötig sind. Wird ein Sitz frei, können neue Anwärter ins Rennen gehen. Keine einfache Angelegenheit für angehende Therapeuten: Aktuell sind in Thüringen nur im Landkreis Sonneberg und im Unstrut-Hainich-Kreis jeweils 0,5 Stellen offen.
Wir müssen die Frage stellen, wie groß heutzutage der Bedarf ist.
Auch wenn die Zahlen auf dem Papier passen: genau diese Bedarfsrechnung und der Mangel an Kassensitzen werden kritisiert, zum Beispiel von Antje Orgass von der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer. Die Vertretung der ostdeutschen Therapeuten hält die Planung nicht mehr für zeitgemäß: "Wir müssen die Frage stellen, wie groß heutzutage der Bedarf ist."
Chefarzt: "Mehr Kassensitze lösen das Problem nicht"
Ein Anruf bei Fritz Handerer. Er ist Direktor und Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Ökumenischen Hainich Klinikums in Mühlhausen. Er beobachtet, wie auch die Akuteinrichtungen seines Klinikums zu kämpfen haben. Handerer sagt in Bezug auf die Kassensitze etwas, das wie Hohn für Linus Familie und viele niedergelassene Therapeuten klingen dürfte: "Mehr Kassensitze lösen das Problem nicht."
Handerer bildet am Klinikum in Mühlhausen selbst seit Jahren angehende Therapeutinnen und Therapeuten aus. "Die Anzahl der niedergelassenen hat sich vervielfacht, aber die Nachfrage bei uns hat nicht abgenommen", stellt er fest.
Die Anzahl der niedergelassenen hat sich vervielfacht, aber die Nachfrage bei uns hat nicht abgenommen.
"Ich würde daher nicht für mehr Kassensitze plädieren, sondern dafür, dass die niedergelassenen Therapeuten auch wirklich die schweren Fälle nehmen - und dafür nicht so viele Befindlichkeitsstörungen." Handerers These: Weil viele Therapeuten in der Ausbildung zu wenig mit wirklich schweren Krankheitsbildern zu tun hätten, scheuten sie sich oft, diese auch in ihrer Praxis anzunehmen. Eine Folge: Diese kämen dann zu den akuten Einrichtungen.
Das ist harter Tobak, diesem Argument verwehre ich mich.
Eine These, mit der er niedergelassene Therapeuten in Rage bringt: "Das ist ein typisches Arzt-Argument gegen die Therapeuten", sagt Antje Orgass. "Das ist harter Tobak, diesem Argument verwehre ich mich. Die Therapeuten haben die harten Krankheitsbilder in der Ausbildung."
Orgass verweist darauf, dass es für die niedergelassenen Therapeuten oft ein Abwägen sei, ob man, zusammen mit Eltern und einem Psychiater, bei den Kindern und Jugendlichen in der eigenen Praxis eine Veränderung erzielen könne. "Und dadurch, dass die Plätze so rar sind, schauen wir sehr genau: Wem gebe ich einen Platz. Auch wenn das eine belastende Entscheidung sein kann."
Immer mehr Teilsitze - trotzdem Arbeit auf Vollgas
Die Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung, aber auch die Einschätzung der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer zeigen es: Immer mehr Therapeuten haben offiziell einen anteiligen Kassensitz - teilen ihn sich also mit einer anderen Praxis. "Der Trend geht dahin", sagt Antje Orgass. Nicht zuletzt auch weil viele ihrer Kolleginnen eben Frauen seien und die sich wegen der privaten Situation für einen halben Sitz entschieden.
Das bedeute aber nicht, so Orgass, dass sie nur halb arbeiteten. Das Gegenteil sei oft der Fall. Das Argument, dass manche sich einen Lenz machten, will sie nicht gelten lassen. "Die Situation der Jugendtherapeuten ist noch einmal ganz anders, da die Kinder oft erst nach 15 Uhr Zeit haben. Und wir wollen sie auch nicht aus der Schule rausnehmen." Der Betrieb ginge also erst spät richtig los. "Viele arbeiten bis spät, manchmal auch am Wochenende."
Die KVT überprüft außerdem regelmäßig die "Erfüllung des Versorgungsauftrages anhand der erbrachten Behandlungsfallzahlen". Ob also Kassensitze quasi "liegengelassen", sprich nicht voll ausgenutzt werden. "Tatsächlich haben infolge der Prüfungen schon Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ihren vollen Versorgungsauftrag auf einen halben oder anteiligen Versorgungsauftrag reduziert." Das sei, so die KVT, aber nicht die Regel.
Orgass: Auch andere Behandlungsmöglichkeiten Teil der Lösung
Die Ostdeutsche Therapeutenkammer setzt neben der Forderung nach mehr Kassensitzen große Hoffnung auch in eine neue Richtlinie zur Komplexbehandlung für Kinder und Jugendliche. Ähnlich wie bei einer bereits bestehenden Bundesrichtlinie für Erwachsene könnten damit neue Behandlungsformen möglich und abrechenbar werden - wie zum Beispiel, dass die Fachkräfte auch nach Hause und in die Schule gehen könnten, um ihre Patienten dort mitzubehandeln.
Außerdem könnten Psychotherapeuten, Psychiater und Hausärzte besser an einem Fall zusammenarbeiten, so die Hoffnung: "Wir brauchen neue Kassensitze, aber nicht nur", fordert Orgass. "Wir brauchen auch neue Ideen für mehr aufsuchende Arbeit. Und wir brauchen eine bessere Vernetzung mit den Kolleginnen und Kollegen in der Akutbehandlung."
Auch in Akutbehandlung angespannte Lage
Noch einmal ein Blick genau dorthin, in die Arbeitspraxis in der Akutbehandlung: Fritz Handerers Klinikum in Mühlhausen bietet nicht nur eine vollstationäre Behandlung an, sondern auch Tageskliniken in Bad Salzungen, Eisenach und Gotha. Die angespannte Lage beschreibt der Arzt so: 90 Kinder stehen in Mühlhausen auf der Warteliste - 60 jeweils bei den anderen Tageskliniken.
In der Post-Covid-Zeit haben sich die Wartelisten um die 50 Prozent verdoppelt.
"In der Post-Covid-Zeit haben sich die Wartelisten um die 50 Prozent verdoppelt", sagt Handerer. "Wir merken einen erhöhten Bedarf, vor allem seitdem der Schulbetrieb wieder halbwegs normal läuft." Der Arzt weist dabei auf zwei Gruppen hin, von denen mehr in die Klinik kämen.
"Da sind erstens die ganz Kleinen, die in der ersten Klasse schon so verhaltensauffällig sind, weil sie sich während Covid in der Kita kaum sozial ausprobieren konnten." Zweitens, so Handerer, habe auch bei Jugendlichen die Pandemie eine große Lücke gerissen: "Da fehlt dann dieses Abchecken - wo stehe ich im Kreis der anderen. Und daraus ergeben sich oft Unsicherheit und Angst." Zu Angststörungen und Depressionen kämen dann oft die psychosomatischen Symptome, also körperliche Folgen wie Übelkeit oder Schlafstörungen.
Corona-Effekte mit Verspätung
Fritz Handerer zeigt sich überrascht, "dass es mit einer Latenz nach der Pandemie eintrat. Vielleicht weil es während Corona zu Hause oft auch eher gemütlich war, einige soziale Konflikte auch weggefallen sind." Jetzt seien die Plätze in seiner Klinik sehr begehrt. Es brauche aber vor allem auch mehr Anschlussmaßnahmen in der Jugendhilfe. Also eine bessere Ausstattung und mehr Personal für Heimplätze oder Wohngruppen, um den Jugendlichen und Kindern einen Wiedereinstieg in einen halbwegs normalen Alltag zu ermöglichen.
"Furchtbarer Zustand" für Kita-Kinder
Nicht nur bei Jugendlichen wie Linus aus dem Erfurter Raum haben die vergangenen Jahre Spuren hinterlassen. Auch bei den ganz Jungen spielt die psychische Gesundheit offensichtlich eine große Rolle: "Derzeit herrscht ein furchtbarer Zustand!", schreibt eine Kindergarten-Erzieherin dem MDR und greift damit die Einschätzung von Chefarzt Fritz Handerer aus Mühlhausen auf.
Die Erzieherin, die anonym bleiben will, beobachtet, dass es oft nicht einfach ist, die Eltern trotz vieler Gespräche von der Notwendigkeit professioneller Hilfe zu überzeugen: "Wenn sie Glück haben, vergeht in der Regel ein Jahr, bis etwas stattfindet. Ganz oft werden sie vorher schon abgewimmelt mit der Begründung, es sei nicht nötig, es wäre noch Zeit und es würde sich 'lösen'. Meist landen die 'Symptome' dann doch manifestiert im Schulalltag. Alles in allem ein unhaltbarer Zustand."
Endlich "Glücksgriff" für Linus
Linus und seine Familie haben nach einem halben Jahr jedoch endlich Erfolg. "Ich war sogar soweit, die Therapie aus eigener Tasche zu bezahlen", sagt seine Mutter. "Am Ende war es wohl ein Glücksgriff, dass wir eine Praxis gefunden haben." Über die 116 117 hatte sie Erfolg - Linus wurde eine Praxis empfohlen, die Platz für ihn hatte. "Es ist gut, eine Diagnose zu haben. Für uns als Familie ist es eine Erleichterung einen Profi dabei zu haben", sagt die Mama des 16-Jährigen.
Ich war sogar soweit, die Therapie aus eigener Tasche zu bezahlen.
Und auch Linus ist sehr erleichtert, dass er endlich an seinen Problemen mit einer Therapeutin arbeiten kann: "Das gesellschaftliche Bild vermittelt halt immer noch oft: Du hast einen Knacks, das kriegst du schon wieder hin, geh mehr raus, mach mehr Sport. Aber das ist es nicht. Wenn du dann auch keine Vertrauensperson hast, dann wird das wirklich, wirklich schwer."
Linus Mutter hat erfolgreich gekämpft. "Ich habe gesehen, wie er leidet. Aber mir ist wichtig zu betonen: es gibt ja auch Eltern die nicht so gut kämpfen können, um sich für ihr Kind einzusetzen." Und trotz des Therapieplatzes ist das Thema nicht abgeschlossen. Weder für Linus, noch für die Familie: "Natürlich frage ich mich auch, was habe ich falsch gemacht? Natürlich habe ich Schuldgefühle. Es ist ein Zwiespalt: Ich will ihn nicht nerven mit viel Gefrage, aber bin halt auch seine Mutti."
Für Betroffene zum Aufklappen: Wie bekomme ich Hilfe?
- Bei akuten Notfällen, wenn Ihr Kind von einem Suizid spricht, können Betroffene den Notfall-Arztruf 116 117 sowie den Rettungsdienst 112 wählen.
- Unter dem recht neuen Portal "Psychische Gesundheit" des Krankenhausspiegels Thüringen finden Erkrankte und deren Angehörige zudem verschiedene Angebote:
Dort finden sich die Notaufnahmen der Thüringer psychiatrischen Kliniken, sowie die Unterschiede der Behandlungsformen Kliniken, Tageskliniken und Institutsambulanzen ausführlich erklärt. Eine Karte zeigt zudem, wo es entsprechende Angebote gibt.
- Bei der Suche von Therapieplätzen in Praxen bieten unter anderem die Krankenkassen mit Ärzteführern Unterstützung an.
- Außerdem gibt es zahlreiche Selbsthilfeangebote für Kinder. Der Landesverband Thüringen der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen e.V. hilft über die Beratungsnummer 0361 2300-4038 (Es fallen die üblichen Kosten für Anrufe ins deutsche Festnetz an.).
- Und über die Übersicht der Landeskontaktstelle Selbsthilfe Thüringen finden Sie direkt das Angebot vor Ort.
MDR (dst)
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR | 13. September 2023 | 18:00 Uhr
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