
Texterkennung Alte Handschriften entziffern mit Hilfe künstlicher Intelligenz
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Aus der Rubrik "Der Redakteur" vom 26.03.2025
26. März 2025, 15:01 Uhr
Andreas Müller aus Deesbach (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) ist Ortschronist. Er hat viele Kopien übernommen, die sein Vorgänger vom Staatsarchiv Rudolstadt bekommen hat, doch lesen kann er die alte Schrift nicht. Gibt es mittlerweile technische Hilfe von künstlicher Intelligenz?
Inhalt des Artikels:
Moderne Technologien wie KI-basierte Tools bieten tatsächlich neue Möglichkeiten zur Entzifferung alter Schriften, darunter Transkribus, ChatGPT oder Gemini (Google). Referatsleiter Uwe Grandke vom Staatsarchiv Rudolstadt steht diesen Entwicklungen jedoch skeptisch gegenüber.
Im öffentlichen Dienst sind wir aus Datenschutzgründen sehr vorsichtig. Wir wissen nicht, was mit den Daten passiert, die wir in solche Programme eingeben.
Hinzu kommt, dass die Ergebnisse noch recht fehlerbehaftet sind, trotz beeindruckender Ergebnisse auf den ersten Blick. Auf dem Archivtag in Suhl sei das ein großes Thema gewesen. Bei Handschriften aus dem 19. Jahrhundert lag die Trefferquote bei 95 Prozent. Das klingt super, heißt aber auch: Bei jedem dritten Wort ist ein Buchstabe falsch, rechnerisch jeder zwanzigste.
Bei älteren Schriften aus dem 17. oder 18. Jahrhundert sinkt die Quote auf 80 Prozent oder weniger. Da macht das Arbeiten keinen Spaß mehr.
Das Original bleibt unersetzlich
Trotz der Fortschritte in der Digitalisierung und Texterkennung bleibt das Original für das Staatsarchiv von unschätzbarem Wert. "Das Original ist unser Beweismittel", betont Dr. Grandke. Bei Digitalisaten könne man nie ganz sicher sein, ob sie unverändert sind.
Das Staatsarchiv Rudolstadt hat aber erst einen kleinen Teil seines Bestandes digitalisiert: "Wir sind bei etwa zwei bis drei Prozent", so Grandke. "Es ist ein enormer Aufwand, die Digitalisate so aufzubereiten, dass sie nicht nur als Bilder, sondern auch als durchsuchbare Texte vorliegen." Das Auswerten ist dann die Aufgabe von Forschungseinrichtungen, das Archiv bewahrt nur.
Wie helfen ChatGPT und Gemini von Google?
Auf dem ersten Blick ist es beeindruckend, was KI bereits kann. Es reicht, ein Dokument in den Chat zu ziehen und um eine Analyse zu bitten. Allerdings sollte das Dokument möglichst ein guter Scan in Farbe sein. Im Falle Deesbach liegen nur alte Schwarz-Weiß-Kopien vor. Hier wäre es sicher klug, vor dem Auswerten noch einmal im Staatsarchiv nachzufragen und bessere Kopien zu bekommen.
Das testhalber analysierte Dokument aus den Jahren 1761 und 1762 berichtet von verheerenden Bränden im Ort, die Häuser, Schule und Wirtshaus zerstörten und wohl vom Hinterhaus eines "Jacob" ausgingen. Dass Gott laut des Dokuments beim Wiederaufbau Hilfe geleistet hat, sei selbstverständlich. Bis dahin sollen die Deesbacher im benachbarten Oberweißbach gewohnt haben.
Die Analyse von drei KI können Sie hier herunterladen:
MDR (thk)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 26. März 2025 | 16:40 Uhr
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