Eine architektonische Computerskizze
Der Entwurf mit dem Klinik-Neubau im Vordergrund, der mit den bestehenden Gebäuden verbunden werden soll. Bildrechte: Wörner Traxler Richter Planungsgesellschaft mbh

Millionen-Vorhaben in Saalfeld Neubau der Thüringen-Kliniken kann geplant werden

16. August 2024, 05:00 Uhr

Der geplante Neubau der Kliniken Thüringen in Saalfeld hat eine erste bürokratische Hürde genommen. Die Bauaufsicht des Landkreises hat die Bauvoranfrage positiv beschieden. Jetzt sollen die Details für den Neubau geplant werden. Wie der Krankenhaus-Standort damit zukunftsfähig gemacht werden soll.

15.000 Schritte macht eine Pflegerin im Schnitt in einer acht Stunden langen Schicht in den Thüringen Kliniken in Saalfeld. Ihre Wege führen durch das Hauptgebäude mit fünf Etagen, das aus einem Mittelbau und vier Flügel besteht, bis in das OP- und Funktionsgebäude nebenan.

Schwierige Bedingungen für Patienten und Mitarbeitende, sagt der Geschäftsführer und Chefarzt der Thüringen-Kliniken, Thomas Krönert. Eines seiner Lieblingsbeispiele: Die Versorgung der Herzpatienten in der Klinik.

Ein Arzt steht vor einem langen Flur in einer Klinik.
Chefarzt Thomas Krönert in einem der langen Gänge des denkmalgeschützten Hauptgebäudes. 15.000 Schritte legen die Pflegemitarbeiter in einer Schicht zurück. Bildrechte: MDR/Stefanie Reinhardt

"Wir haben ein hochmodernes Herzkatheder-Labor, das sich unten im Mittelbau befindet. Die kardiologische Funktionsdiagnostik, der Herzultraschall und das EKG liegen in der ersten Etage, die Intermediate Care Station in der vierten Etage und die Intensivstation im Funktionsneubau."

Eigentlich sollten diese Stationen hintereinander oder nebeneinanderliegen, erklärt er. "Einmal für kurze Wege und damit Diagnostik, Therapie und Überwachung sinnvoll verzahnt sind."

Lange Weg kosten viel Zeit

Die langen Wege kosten viel Zeit, wenn es darum gehe, Patienten schnell zu versorgen, und auch Zeit, die den Mitarbeitenden später bei der Pflege fehle. Für die Mitarbeitenden seien die Arbeitsbedingungen oft nicht gerade attraktiv. In Zeiten des Fachkräftemangels seien das keine guten Voraussetzungen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen.

Das denkmalgeschützte Hauptgebäude, das Mitte der 1950er Jahre gebaut wurde, ist aus nicht mehr zeitgemäß. "Die Patientenzimmer sind nicht mehr zeitgemäß. Sie sind für bis zu acht Patienten ausgelegt. Die Nasszellen liegen auf den Fluren oder zwei Zimmer teilen sich eine Nasszelle", sagt Krönert.

Außerdem sind die Sanierungs- und Energiekosten hoch. "Deshalb brauchen wir eine neue Struktur", sagt Krönert. "Wir brauchen wirtschaftliche Strukturen und sinnvolle Wege. Wir müssen alles auf Leistungserbringung ausrichten, und nicht auf den Transport."

Gang mit Rohren an der Decke in einer Klinik.
Blick in den Gang im Keller des Hauptgebäudes. Dort werden Bettwäsche und Materialien unter dem Gebäude entlang transportiert. Bildrechte: MDR/Stefanie Reinhardt

Über die Jahre sei zwar immer wieder in die Klinik investiert worden. Das seien aber viele kleine Projekte gewesen, sagt er, so wie es die Krankenhausfinanzierung, die Investitionssituation des Landes, zugelassen habe. "Man hat aber nie ein Krankenhaus als Ganzes diskutiert", meint Krönert. "Wir wollen das Krankenhaus als Ganzes neu denken und nicht nur eine kleine Einheit betrachten." Mit dem Neubau möchte er den Klinik-Standort für die Zukunft sichern.

Hochmodernes Klinikum mit Notaufnahme und bettenführenden Stationen

Ohne Fördergelder sei das nicht möglich. Krönert hat sich in den vergangenen Jahren für die notwendigen Gelder eingesetzt. Im Oktober 2023 hatte das Land dann 91,5 Millionen Euro zugesagt. Anfang 2024 bekam das Architekturbüro Wörner Traxler Richter aus Dresden den Zuschlag.

Jetzt hat der geplante Neubau eine erste bürokratische Hürde genommen. Wie Architekt Christian Xyländer sagte, hat die untere Bauaufsicht des Landkreises die Bauvoranfrage positiv beantwortet. Jetzt wollen die Architekten, die auf den Bau von Kliniken spezialisiert sind, die Details für den Neubau planen. "Für die Patienten möchten wir ein hochmodernes Klinikum bauen, und für die Mitarbeitenden eine wertschätzende Umgebung schaffen", sagt Xyländer.

Über die Strahlkraft, die von dem denkmalgeschützten Hauptgebäude ausgeht, ist sich der Architekt bewusst. "Wir möchten kein neues Krankenhaus erschaffen, sondern den Neubau mit den bestehenden Gebäuden in Einklang bringen."

Der Neubau soll auf einer Wiese hinter den bisherigen Klinik-Gebäuden liegen. Zum 2003 eröffneten OP- und Funktionsgebäude werde es Verbindungen geben. Sechs Etagen seien vorgesehen. Darin werden die Notaufnahme, die bettenführenden Stationen und die Patientenzimmer mit bis zu 330 Betten untergebracht.

Der Hubschrauberlandeplatz, der bis jetzt hinter der Klinik liegt, soll auf das Dach des Neubaus. Das Ziel sind kurze Wege, auf denen schwerkranke Patienten schneller zur Notaufnahme, zur Intensivstation und zu den OP-Sälen gebracht werden können. Diese sind mit einem Notfallfahrstuhl miteinander verbunden.

Bis Ende 2024 soll klar sein, was der Neubau tatsächlich kostet

Thüringen Kliniken Standort Saalfeld aus der Vogelperspektive
Der Standort der Thüringen Kliniken in Saalfeld von oben. Im Vordergrund das denkmalgeschützte Hauptgebäude aus den 1950er Jahren. Bildrechte: Thüringen Kliniken

Wenn der Neubau einmal steht, soll das denkmalgeschützte Klinikgebäude umgenutzt werden. Dort könnte ein Sozial- und Medizincampus einziehen, mit Physiotherapeuten, Apotheke, Sanitätshaus und Räumen für die medizinische Fachschule, die die Pflegemitarbeiter ausbildet, so die Idee.

Aus eigener Kraft könnten die Thüringen Kliniken, die vom Landkreis Saalfeld-Rudolstadt getragen werden, den Neubau nicht stemmen. "Die Finanzierung der Krankenhäuser hat sich gravierend verschlechtert. Die Betriebskosten sind in keinster Weise refinanziert. Wir haben ein strukturelles Defizit", sagt Krönert. In der Corona-Pandemie habe der Bund seine Krankenhäuser entsprechend des Bedarfs unterstützt. "Nur diese Gelder, die damals geflossen sind, geben uns jetzt den Freiraum, diese Übergangsphase, zu überstehen."

Die Investitionen des Landes Thüringen in die Krankenhäuser sind aus Sicht des Klinik-Geschäftsführer nach wie vor zu gering. "Das Land hat auch für dieses Jahr seine pauschalen Fördermittel gekürzt, sodass die Häuser gezwungen sind, Werterhaltungen und Reparaturen selbst zu refinanzieren, weil das Land seiner Investitionsaufgabe nicht nachkommt."

Klinikgebäude, im Vordergrund Wegweiser zu den Stationen.
Das Dach des Hauptgebäudes haben die Thüringen Kliniken schrittweise saniert. Die Kosten liegen bei 3,5 Millionen Euro Bildrechte: MDR/Stefanie Reinhardt

Vor zwei Jahren hatten die Thüringen Kliniken begonnen, schrittweise das Dach des denkmalgeschützten Klinik-Gebäudes unter den Vorgaben des Denkmalschutzes zu erneuern. Im Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Kosten liegen bei 3,5 Millionen Euro. "Wir haben das mehr oder weniger in Eigenleistung geschafft, ohne jegliche Refinanzierung."

Wie hoch die Kosten für den Neubau tatsächlich sein werden, das soll bis Ende 2024 klar sein, sagt Thomas Krönert. Er hofft, das dann "das Bekenntnis des Landes zum Standort Saalfeld und dem notwendigen Neubau bestehen bleibt." Baubeginn könnte dann 2026 sein.

Thüringen-Kliniken Zu den Thüringen-Kliniken gehören Krankenhäuser in Saalfeld, Rudolstadt und Pößneck. Alleiniger Gesellschafter ist der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Beschäftigt sind rund 2.000 Mitarbeitende, darunter auch Auszubildende, Studenten und Praktikanten. Insgesamt haben die Thüringen-Kliniken 824 Planbetten, entsprechend des 7. Thüringer Krankenhausplanes. In Saalfeld gibt es rund 600 Betten.

MDR (nir)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 15. August 2024 | 16:30 Uhr

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