Handwerk 120 Jahre Mühlentradition in Döbritz gehen weiter
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09. September 2023, 12:13 Uhr
Mehl wird in der Döbritzer Mühle schon lange nicht mehr gemahlen. Trotzdem will Patrick Stöpel die Familientradition fortsetzen und die alte Technik erhalten.
In der Döbritzer Mühle rattert am Nachmittag der Walzenstuhl. Einhundert Kilo Mais will Patrick Stöpel verarbeiten. Ein Kundenauftrag. Der Walzenstuhl verteilt den Mais, der anschließend gebrochen wird, damit er für Tiere besser verdaulich ist. Patrick ist Müller in siebter Generation in Döbritz. Er hat die Mühle von seinem Großvater Volkmar Feistel übernommen, der hier seit 1959 Müller war und zu DDR-Zeiten bis zu 900 Tonnen Mehl und 3.000 Tonnen Schrot verarbeitete. Er kennt die Mühle wie seine Westentasche und hat auch viel von der alten Technik selbst gewartet und gepflegt.
Mühle blieb auch zu DDR-Zeiten in Privatbesitz
1867 wurde die Mühle in Döbritz als Wassermühle errichtet, seit 1899 ist sie in Familienbesitz und überstand auch die DDR-Zeit. 2011 ging Volkmar Feistel in Rente. Jahrelang verpachtete er die Mühle an einen Futtermittelhandel. Jetzt übernimmt Patrick Stöpel das Zepter, der die Mühle schon von klein auf kennt. "Ich bin hier schon als kleiner Junge herumgerannt", erzählt Patrick. "Mit zehn, zwölf Jahren habe ich meinem Großvater unter die Arme gegriffen." Jetzt muss er sich selbst um die alte Technik kümmern, Rohstoffe einkaufen und Kunden werben.
Gemischtes Hasenmüsli aus Döbritz
Am Nachmittag kommt eine Lieferung Weizen frisch aus Weira, ein Dorf gleich in der Nähe. Kurze Wege zu Lieferanten sind Patrick wichtig. Er setzt außerdem auf den Trend zu regionalen Produkten. Mehl will er allerdings erst einmal nicht anbieten. Mit den Preisen der großen Konkurrenz können die kleinen Anbieter nicht mithalten, erzählt er. Möglicherweise gibt es deshalb nur noch 26 aktive Mühlen in Thüringen. Die meisten Müller arbeiten wie Patrick im Nebenerwerb. Und mit Nischenprodukten, zum Beispiel Futtermittel. In Döbritz gibt es zum Beispiel gemischtes Hasenmüsli - eine Rezeptur noch von Opa Volkmar Feistel. Oder gequetschtes Getreide.
Patrick Stöpel übernahm die Mühle erst im August dieses Jahrs. Mit 32 Jahren will der gelernte Medizintechniker vor allem das Gebäude und die historische Technik erhalten. "Wenn das ein Museum wird, leidet die Technik dann doch irgendwann", sagt Patrick. "Solange alles in Bewegung bleibt, funktioniert es auch."
Solange alles in Bewegung bleibt, funktioniert es auch.
An zwei Tagen in der Woche will Patrick Stöpel seine Mühle zunächst für Kunden öffnen und sehen, ob sich der Betrieb rechnet. Der erste Monat mache ihm Mut, erzählt er. Es habe viel Zuspruch aus der Region gegeben. Für den jungen Müller ist das Ansporn weiterzumachen und die Mühle Stück für Stück zu modernisieren. Außerdem soll in Zukunft die historische Technik beim jährlichen Mühlentag zu erleben sein.
MDR (uka)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. September 2023 | 19:00 Uhr
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