Saale-Orla-Kreis Fußballtraining für den Nachwuchs: Familie bringt Dorfkinder auf Trab

06. März 2023, 18:16 Uhr

Vielerorts ist ein Dorfleben ohne einen Verein kaum denkbar. Seit der Corona-Pandemie gibt es weniger ehrenamtliche Übungsleiter. Beim Freizeit- und Sportverein 1999 Remptendorf im Saale-Orla-Kreis kümmert sich Familie Lömpke um den Fußballnachwuchs.

In Remptendorf nahe der Bleilochtalsperre ist es wie vielerorts landauf, landab. Es gibt Vereine, ohne die das Dorfleben kaum denkbar ist. Und doch haben sie oft Schwierigkeiten, all das zu bieten, was wünschenswert wäre.

Gerade die Pandemiejahre mit ihren Einschränkungen sorgten dafür, dass es jetzt weniger ehrenamtliche Übungsleiter gibt. Aber auch weniger Kinder, die sich regelmäßig zum Sport treffen. In Remptendorf hatte der Freizeit- und Sportverein niemanden mehr, der die Jüngsten fürs Fußballspielen begeistert.

Familie stellt Trainer-Team

Anja Lömpkes Mann Roberto hatte selbst jahrelang Fußball gespielt. Aber die Zeit für den Sport wurde knapp, weil der Thüringer für ein fränkisches Unternehmen arbeitete und ständig unterwegs war. Bis er sich als Garten- und Landschaftsbauer selbstständig machte, zu Hause in Remptendorf.

Dort saßen sie in Familie am Abendbrottisch, als Sascha, der Jüngste, anmeldete: Ich will Fußballer werden! Für die Eltern Anja und Roberto war schnell klar, dass sie selbst etwas tun müssen, wenn der Fünfjährige seine spontane Sportlust nicht wieder verlieren soll.

Papa Roberto, der ja nicht mehr als Berufspendler so viel Zeit auf der Straße verbringen muss, konnte sich vorstellen, Kinder anzuleiten. Mama Anja sagte ihm Unterstützung zu.

Und dann ergab sich in der Familienrunde noch eine Überraschung: Saschas größere Geschwister Linus und Lena erklärten, sie würden auch mitmachen, wenn eine Bambini-Kicker-Gruppe zusammenkäme und trainiert werden müsste. So passierte es, dass aus der Familie Lömpke ein mögliches Trainerteam wurde.

Familienidee wird zum Dorfgespräch

Anja Lömpke wird es nie vergessen: "Das hat sich im Dorf rumgesprochen - wie ein Lauffeuer. Dann kam da ein Anruf, da eine Whatsapp. Alles nicht nur einmal. Und immer ging es um die eine Frage: Wann geht’s endlich los?" Im Sommer 2022 war es so weit. Beim Freizeit- und Sportverein 1999 Remptendorf fand das Vorhaben Beifall. Der Sportplatz, wo sonst nur "die Großen" Fußball spielen, wurde einmal wöchentlich für die Kleinsten reserviert.

Alle Kinder ab vier Jahre durften zum Training geschickt werden. "Na, mit Training hatte das am Anfang nicht viel zu tun", erzählt Lena Lömpke. "Da ging es wild durcheinander." Die Gymnasiastin staunte aber, wie gut es ihr gelang, ein bisschen Ruhe ins Gewimmel zu bringen. Die 18-Jährige hat über die Freizeit-Arbeit mit den Bambini inzwischen auch bei einem Vortrag im Gymnasium berichtet.

Lena ist sich sicher: "Den Kleinen hilft der Sport. Sie lernen, aufmerksam zu sein, zuzuhören. Das ist natürlich auch eine Vorbereitung auf die Schule. Außerdem hilft es, Vertrauen untereinander aufbauen. Sie lernen auch, mit Kritik umzugehen."

Sport bringt Generationen im Dorf zusammen

Christian Wolf, der Sportliche Leiter beim FSV 1999 Remptendorf, ist froh über die kleine Kickerschar. "Wir brauchen den Nachwuchs. Und je früher wir den gewinnen, umso besser ist es." Wolf schaut da gerne mal rein, wenn das Lömpke-Team mit den Bambini arbeitet. Auch für sie gibt es Trikots in den Vereinsfarben Rot und Weiß.

Das macht sichtbar: Der FSV hat Unterstützung von Sponsoren aus der regionalen Bau- und Finanzbranche. Dazugekommen ist noch ein Unternehmen, das sich mit dem Bau von Hochspannungsleitungen befasst. Aber ja - es kann eigentlich nie genug finanzielle Rückendeckung sein, wenn so ein Verein etwas ehrenamtlich auf die Beine bringen will.

Sport bringt Menschen im Dorf zusammen

Wenn dafür der Sportplatz hinter der Schule genutzt wird, übernimmt die Gemeinde die Kosten. Die Nutzung der Turnhalle werde mit der Schule abgestimmt. Da trägt der Schulträger, also das Landratsamt, die Kosten, erzählt Anja Lömpke. Und ja, auch die jüngsten Sportler sind Vereinsmitglieder. Für sie zahlen die Eltern jeweils 36 Euro im Jahr als Beitrag.

Am wichtigsten aber sei, dass der Sport die Leute im Dorf zusammenhält, über die Generationen hinweg, darüber sind sie sich beim FSV sicher. Zweimal wöchentlich treffen sich Remptendorferinnen zur Zumba-Fitness in der Turnhalle. Montags wird dort Volleyball trainiert. Auch eine Dart-Abteilung hat der Verein. Und beim Fußball nun neben Herren, C- und D-Junioren noch die Bambini.

           

In Remptendorf ist das wohl keine Floskel: Man kennt sich, weil man sich beim Sport trifft. Auch am Rande des Bambini-Trainings nutzen Eltern die Chance, sich auszutauschen. Eine Mutter sucht Rat bei Anja Lömpke, die gelernte Krankenschwester ist und lange in der Pflege arbeitete.

Wird es ihr nicht manchmal zu viel, jede Woche noch anderthalb Stunden für die Bambini fest freizuhalten? "Nein, für mich ist das ja auch Familienfreizeit. Wir sind zusammen als Lömpkes. Das ist einfach schön", sagt Anja.

Ihr Mann ergänzt, das sei auch kein Projekt für mal gerade eben. Sie wollen die Bambini als Trainer in die folgenden Altersstufen begleiten, sagt der 44-jährige Unternehmer. Er will dafür noch einmal lernen, sagt Roberto Lömpke. "Im April ist ein Lehrgang. Da werde ich dran teilnehmen. Ich will die C-Lizenz als Trainer schaffen."

Warten - auf besseres Wetter und das erste Spiel

Inzwischen hat sich die Hälfte der Kinder ein gelbes Leibchen übergestreift. Jetzt wird in zwei Riegen gewetteifert: Auf der Matte sollen sie eine Rolle machen. Der elfjährige Linus Lömpke zeigt, wie sich die Kleinen über die Bank ziehen sollen. Nach einer Slalomstrecke sollen sie dann das berühmte Runde ins ebenso berühmte Eckige ballern.

Da ist Linus dann ihr Assistent beim Torschießen. Noch üben sie das alles in der Schulturnhalle. Noch haben sie kein Fußballspiel gegen eine andere Mannschaft gehabt.

Aber das wird kommen. Wie der Frühling und die Chance, draußen auf dem Sportplatz zu trainieren. Heute gibt es erst einmal noch eine kleine Überraschung: Die Trainerinnen Anja und Lena belohnen Disziplin und Einsatz in den zurückliegenden 90 Minuten. Jeder bekommt einen Fußball-Lolli.

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 06. März 2023 | 19:00 Uhr

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