Geschäftsführer Nicolaus Wagner vor Bierkästen auf dem Hof der Rosenbrauerei.
Nicolaus Wagner ist Geschäftsführer der Rosenbrauerei in Pößneck. 1999 übernahm er auch die Brauerei Weimar-Ehringsdorf. Bildrechte: MDR/Andreas Kehrer

Preissteigerungen im Herbst Zwei Euro und mehr pro Kasten - Energiekosten zwingen Brauereien zu Preiserhöhungen

05. August 2022, 05:00 Uhr

Bier ist ein deutsches Kulturgut. Daran ändern auch die seit Jahren sinkenden Absatzzahlen nichts. Im kommenden Jahr könnte der Konsum noch stärker zurückgehen, denn schon im Spätherbst 2022 werden viele Brauereien die Bierpreise anziehen. Die Energiepreise verteuern die Produktion erheblich, wie das Beispiel der Rosenbrauerei in Pößneck zeigt.

"Es ist eine kleine Ironie der Geschichte", sagt Nicolaus Wagner, "dass unser Gaskessel, noch ziemlich neu ist. Ich glaube drei Jahre alt. Vorher hatten wir Öl und jetzt haben wir ein Problem." Nicolaus Wagner ist seit mehr als 30 Jahren Geschäftsführer der Rosenbrauerei in Pößneck. Nach der Wende kehrte der heute 64-Jährige in die Stadt im Saale-Orla-Kreis zurück, um die Brauerei, die 1866 von seinem Ur-Großvater gegründet und dann in der DDR enteignete und runtergewirtschaftet worden war, zu übernehmen.

Vorher hatten wir Öl und jetzt haben wir ein Problem.

Nicolaus Wagner über das Heizen mit Gas in der Brauerei

Heute füllt die Rosenbrauerei zwischen 80.000 und 100.000 Flaschen am Tag ab und ist mit rund 50.000 Hektolitern pro Jahr eine eher kleine Brauerei im Bier-Land Deutschland. Zum Vergleich: Die Brauerei Beck in Bremen füllt als Branchenführer weit über fünf Millionen Hektoliter ab. Dennoch erzielt die Rosenbrauerei mit ihrem stark regionalen Markt im Dreiländereck Thüringen, Sachsen und Bayern, einen stattlichen Jahresumsatz von etwa 3,5 Millionen Euro. Ein solides Geschäft, würden die Gaspreise nicht gerade durch die Decke gehen.

Bierbrauen ist energieintensiv

"Eine Brauerei ist ein energieintensives Unternehmen", erklärt Wagner. "Man braucht viel Wärme, man braucht viel Kälte." Für die Wärme betreibt die Brauerei einen Dampfkessel mit Gas: Rund 200.000 Kubikmeter für etwa 150.000 Euro waren es allein im letzten Jahr. Für viele Prozesse in der Fabrik ist der Dampfkessel essenziell, insbesondere für den Brauvorgang.

Denn jedes Bier wird aus Gerstenmalz gebraut, dessen Stärke-Moleküle in einem Wärmeverfahren aufgespalten werden müssen. Das passiert in einem mehrstufigen Verfahren, bei dem die Malzmaische behutsam erwärmt und schließlich gekocht wird. Erst die so entstandenen Zucker-Moleküle können von Hefebakterien zu Alkohol und CO2 verarbeitet werden, doch dazu muss der kochende Sud erst noch auf acht Grad Celsius heruntergekühlt werden.

Geschäftsführer Nicolaus Wagner vor dem gasbetriebenen Dampfkessel.
Vor drei Jahren neu installiert: Der Gaskessel bereitet Nicolaus Wagner gerade die größten Sorgen. Bildrechte: MDR/Andreas Kehrer

Außerdem benötigt die Brauerei Wärme, um die Mehrweg-Glasflaschen zu pasteurisieren und für die erneute Befüllung aufzubereiten. Das geschieht mit einer 80 Grad heißen Natronlauge. Auch hierfür ist der gasbetriebenen Dampfkessel nötig.

Wagner rechnet mit fünffachen Gaspreisen

Doch es gibt noch weitere Faktoren, die die Bierproduktion teurer machen. Die Glas- und Blechproduktion wird ebenfalls durch die Energiekosten preisintensiver. Indirekt betrifft das die Brauereien, die ihr Bier größtenteils in Glasflaschen mit Kronkorken verkaufen.

Hinzu kommen die steigenden Strompreise und das "ganz große Problem" Malz, dessen Preise sich verdoppelt hätten. "Nicht weil der Herr Putin so böse ist – der ist ja heutzutage an allem Schuld – sondern weil vor zwei Jahren im Erzgebirge die komplette Ernte ausgefallen ist", so Wagner.

Der Hof der Rosenbrauerei in Pößneck. Im Hintergrund der Turm mit dem Logo der Marke.
In der Rosenbrauerei brauen 37 Mitarbeiter rund ein Dutzend Biersorten, die vor allem in Ostthüringen, Westsachsen und Nordbayern vertrieben wird. Bildrechte: MDR/Andreas Kehrer

Trotzdem dürften die direkten Gaskosten für Brauereien das größte Problem darstellen. So rechnet Wagner nach Gesprächen mit seinen Gaslieferanten aktuell mit einer Verfünffachung der Kosten. Aus 150.000 Euro im Vorjahr würden somit bis zu 750.000 Euro.

Deshalb habe er sich schon nach Alternativen umgeschaut, aber eine erneute Umrüstung des Dampfkessels scheitert derzeit an den enorm langen Lieferzeiten. Bis zu zwei Jahre müsste die Rosenbrauerei auf einen kombinierten Gas-Öl-Brenner warten.

Bier wird deutlich teurer

Da auch Personalabbau in Zeiten von Fachkräftemangel kein Thema ist ("Wir brauchen jeden einzelnen unserer Mitarbeiter") bleibt Wagner nur die Preise zu erhöhen: "Wir werden die Kiste Bier um ca. 1,50 Euro für die Großhändler teurer machen." Im späten Herbst werde es wohl so weit sein.

Für den Endverbraucher werde diese Steigerung am Ende mit mehr als zwei Euro zu Buche schlagen. Die Supermärkte hätten die gleichen Probleme und würden ihren Teil draufschlagen, meint Wagner.

Ob er sich deshalb Sorgen mache? "Nein, da es allen Brauereien ähnlich geht wie uns, mache ich mir eigentlich keine Sorgen." Dann fügt er ein bisschen schicksalsergeben hinzu: "Was die Leute kaufen wollen, das kaufen sie und was sie nicht kaufen wollen, kaufen sie eben nicht mehr."

MDR (ask)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit vom Tag | 05. August 2022 | 18:05 Uhr

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